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Dschalad ed-din Rumi wurde 1207 in Balch geboren und starb 1273 in Konya; allgemein wird er mit dem Ehrentitel Maulana (unser Herr) genannt. Sein Vater verließ seine nordostiranische Heimat um 1219, wahrscheinlich aus Furcht vor den herannahenden Mongolen. Die Überlieferung meldet, daß er mit seiner Familie auch nach Nischapur kam und dort mit Attar zusammentraf. Attar habe seinem Sohn eine glänzende Zukunft vorausgesagt und ihm ein Exemplar seines Werkes -Buch der Geheimnisse- geschenkt.

Produktbeschreibung
Dschalad ed-din Rumi wurde 1207 in Balch geboren und starb 1273 in Konya; allgemein wird er mit dem Ehrentitel Maulana (unser Herr) genannt. Sein Vater verließ seine nordostiranische Heimat um 1219, wahrscheinlich aus Furcht vor den herannahenden Mongolen. Die Überlieferung meldet, daß er mit seiner Familie auch nach Nischapur kam und dort mit Attar zusammentraf. Attar habe seinem Sohn eine glänzende Zukunft vorausgesagt und ihm ein Exemplar seines Werkes -Buch der Geheimnisse- geschenkt.
Autorenporträt
Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207-73) war der größte mystische Dichter des Islam und Gründer des Sufi-Ordens der tanzenden Derwische. Rumi erkannte die Liebe, insbesondere die zu Gott, als die Haupttriebfeder des Universums, die ihn zu einem an Gedankenreichtum überquellenden Werk inspirierte. Geprägt von seinen spirituellen Erfahrungen und dieser beseelten Liebe zu Gott ward er auserkoren, einige der schönsten und leidenschaftlichsten Gedichte der Weltliteratur hervorzubringen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.1997

Das Herz in der Kelter
Liebes-Mystik: Cyrus Atabay überträgt Vierzeiler von Rumi

Cyrus Atabay, der im Januar 1996 gestorben ist, war schon ein literarischer Wanderer zwischen den Welten, als dies noch ungewöhnlich war. 1929 in Sadabad bei Teheran geboren, kam er 1937 nach Deutschland, besuchte Gymnasien in Berlin und Zürich. Mit nur kurzen Unterbrechungen hat der Lyriker Atabay, Enkel von Reza Schah, dem ersten der beiden Pahlewi-Kaiser, in der Bundesrepublik gelebt, zuletzt in München. Seit den späten fünfziger Jahren ist er mit insgesamt zwölf Gedichtsammlungen hervorgetreten, die bei der Kritik allesamt Beachtung fanden. Geschult an Gottfried Benn, den er persönlich kannte, und an den oft vertrackten Sprach-Labyrinthen persischer Poeten der klassischen Epoche, deren Sprache er sich erst wieder aneignen mußte, schuf Atabay deutsche Gedichte, von denen Marie Luise Kaschnitz 1974 in dieser Zeitung schrieb, sie seien "von einer beinahe klassischen Ruhe und Einfachheit . . . Die neue Sprachheimat wird ernst genommen." Im Jahre 1990 erhielt Cyrus Atabay den Chamisso-Preis.

Doch Atabay ist auch als Übersetzer persischer Dichtung hervorgetreten. Aus seinem Nachlaß hat der Verlag Eremiten Presse nun unter dem Titel "Ich sprach zur Nacht" hundert Vierzeiler des Dschalal ed-Din Rumi versammelt, mit denen Atabay seine Übertragungen persischer Klassiker wie Hafis und Omar Khayyam abrundet. Der Vierzeiler (ruba'i) ist eher eine Nebengattung persischer wie islamisch-orientalischer Dichtung überhaupt, die nur wenig Einblick in die hochentwickelte Prosodie und Verskunst der Perser bietet. Nicht umsonst hat man die berühmten Ruba'iyat des Omar Khayyam (im vorigen Jahrhundert von Edward Fitzgerald mehr nachgeahmt als übertragen) als bloße "Sinnsprüche" bezeichnet. In dem geradezu überbordenden dichterischen Werk Dschalal ed-Din Rumis sind immerhin knapp zweitausend dieser Vierzeiler enthalten (persische Ausgabe von Daschti/ Foruzanfar).

Atabay hat hundert von ihnen ausgewählt und sie in Prosa übertragen. Er folgte mit der Entscheidung, auf den Endreim zu verzichten, dem Vorbild seiner eigenen Übertragung der Vierzeiler des Omar Khayyam, die oft nur mit Gewalt in das vorgeschriebene Reimschema (aaba oder aaaa) zu pressen sind. Da ist eine treffende Übertragung in Prosazeilen oft viel aussagekräftiger. Daß der persisch-deutsche Wanderer Atabay für seine Übersetzungen Hafis, Khayyam und nun Rumi auswählte, hat seinen guten Sinn. Alle drei Dichter waren von der Mystik beeinflußt und können cum grano salis als islamische "Freidenker" bezeichnet werden. Rumi (1207 bis 1273), in Iran unter dem Beinamen Maulawi bekannt, verbrachte den größten Teil seines Lebens in der anatolischen Stadt Konya, wo er als Dichter und Mystiker viele Schüler um sich scharte. Er ist der Inspirator jenes Ordens der Tanzenden Derwische von Konya, der im intellektuellen Leben des Osmanischen Reiches als "Mevleviye" eine wichtige Rolle spielte. In der Türkei heißt der Dichter Mevlana Celalettin Rumi und gilt als türkischer Poet, obwohl er zeit seines Lebens nur in seiner persischen Muttersprache dichtete.

Kosmische Liebes-Mystik - so könnte man Rumis religiös liberales, für alle spirituellen Bekenntnisse offenes Denken charakterisieren: göttliche Liebe als Zentrum des Kosmos wie der Religion, in deren Absolutheit und Unbedingtheit alle Unterschiede verschwinden, "aufgehoben" werden. Dies entsprach wohl auch Atabays Auffassung, wie es in einem der von ihm übertragenen Vierzeiler heißt: "Zwischen Aufruhr und Freudentaumel / kann man in der Schule der Liebe nicht unterscheiden / in Dingen der Liebe ist das Urteil des Richters nichtig / und seine Sprache stumm".

An die mystisch-skeptische, mit Melancholie nur milde umschriebene Haltung Khayyams erinnert ein anderer Vierzeiler, in dem gleichfalls die mystische Liebe zum Freund (der Mensch oder Gott sein kann) thematisiert wird: "Das Geheimnis der Wahrheit löst keine Frage / noch kannst du es mit dem Einsatz von Besitz und Prunk erwerben / solange nicht fünfzig Jahre das Herz in der Kelter ist / findet keiner aus der Irrsal den Pfad der Tröstung". Solche unverhohlenen Anspielungen auf die mystische Trunkenheit, die der (göttliche) Wein schenkt, war niemals im Sinne der islamischen Orthodoxie. Die Mullahs in Teheran hatten denn auch Cyrus Atabay Anfang der achtziger Jahre schon ausgebürgert. WOLFGANG GÜNTER LERCH

Dschalal ed-Din Rumi: "Ich sprach zur Nacht". Hundert Vierzeiler. Aus dem Persischen übersetzt von Cyrus Atabay. Eremiten Presse, Düsseldorf 1997. 100 S., br., 42,- DM.

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