Margarete Beutler schreibt mit viel Witz und Kreativität über "Privat-Lehrerinnenseminare", Heiratsbüros und "Ehescheidungsschulen", erzählt von nähenden Männern, "künstlicher Liebe" und vom sexuellen Erwachen der Frau - und von dem "Vergnügen, der Stadt und all den verdächtigen Mannsbildern entronnen zu sein".Die autobiografisch geprägten Kindheitserzählungen über Hampelmänner und "komische Tanten" gewähren tiefe Einblicke in "Gretchens" Familienleben aus der Perspektive des unangepassten Kindes.Beutlers Texten ist die Erzählung "Grete" des mit ihr befreundeten Erich Mühsam aus dem Jahr 1903…mehr
Margarete Beutler schreibt mit viel Witz und Kreativität über "Privat-Lehrerinnenseminare", Heiratsbüros und "Ehescheidungsschulen", erzählt von nähenden Männern, "künstlicher Liebe" und vom sexuellen Erwachen der Frau - und von dem "Vergnügen, der Stadt und all den verdächtigen Mannsbildern entronnen zu sein".Die autobiografisch geprägten Kindheitserzählungen über Hampelmänner und "komische Tanten" gewähren tiefe Einblicke in "Gretchens" Familienleben aus der Perspektive des unangepassten Kindes.Beutlers Texten ist die Erzählung "Grete" des mit ihr befreundeten Erich Mühsam aus dem Jahr 1903 vorangestellt, in der der Schriftsteller mit seiner Anziehungskraft kokettiert. 1902 lobt Mühsam die Gedichte seiner Schriftstellerkollegin, da sie "vornehmlich das Schicksal von der Gesellschaft ausgestoßener Frauen behandeln". Auch in ihren Erzählungen greift Beutler dieses Thema immer wieder auf und überträgt es ins Fantastische.Beutlers Sozialkritik ist nicht zu übersehen, aber niemals plakativ und oft satirisch verpackt, und nicht zuletzt in ihrer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Konventionen und Geschlechterstereotypen sind Beutlers Erzählungen noch heute überraschend aktuell.Die meisten der in diesem Band abgedruckten Erzählungen stammen aus dem Nachlass der Autorin und werden hier zum ersten Mal veröffentlicht.
Margarete Beutler wurde 1876 im westpommerschen Gollnow (heute Goleniów) geboren und besuchte das Lehrerinnenseminar in Berlin, wo sie bald der Boheme-Szene angehörte. Sie war Mitglied der künstlerisch-literarischen Vereinigung "Die Kommenden", zu der auch Else Lasker-Schüler, Hans Ostwald und Ernst von Wolzogen gehörten, und sie war diejenige, die Erich Mühsam in den Kreis einführte. 1902 veröffentlichte Beutler nach Beiträgen in Zeitschriften wie dem "Simplicissimus" ihren ersten Gedichtband und zog von Berlin nach München. Dort trat sie vermutlich beim Kabarett "Die Elf Scharfrichter" auf, arbeitete als Redakteurin der Zeitschrift "Jugend" und war als Übersetzerin tätig. Ihre Söhne Peter Claus und Hans Florian brachte sie in den Jahren 1900 und 1906 zur Welt. 1907 traute der Schriftsteller Christian Morgenstern Beutler mit dem sechs Jahre jüngeren Autor Kurt Friedrich-Freksa. Ab 1925 lebte Beutler, inzwischen von ihrem Ehemann getrennt, im selbst erworbenen kleinen Blockhaus in Seeheim am Starnberger See unter ärmlichen Verhältnissen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten lehnte sie den Beitritt in die Reichsschrifttumskammer ab und verzichtete somit auf weitere Veröffentlichungen. 1939 wurde ihre Ehe mit Freksa geschieden. Beutler starb 1949 in einem Pflegeheim in Gammertingen in der Nähe von Tübingen.
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