Frau, Jüdin, Historikerin: die Emanzipation einer Tochter aus gutem Hause
Annette Kuhn, 1966 - 1999 Professorin für Geschichte, engagierte Friedens- und Frauenforscherin, brach mit den Lebensmustern der Eltern. 1943 von Martin Niemöller getauft, als Studentin zum Katholizismus konvertiert, entdeckte sie erst als erwachsene Frau ihre jüdischen Wurzeln. Mit der Freiheit des Alters legt sie den Schutzmantel des Schweigens ab und baut am "Haus der Frauengeschichte". Die Autorin schildert die Märchenwelt ihrer behüteten Kindheit Mitte der dreißiger Jahre in Berlin, die Zuflucht in England mit Mutter und Bruder, die Mädchenjahre im Süden der USA, den Drill in den Internaten. Früh hat sie teil an der geistigen Welt des Vaters, der als Philosoph an der Universität von Chapel Hill lehrt. Die Mutter, eine schöne, gebildete, einst lebensfrohe Frau, schafft einen Hilfsfonds für Überlebende des deutschen Widerstandes, doch ihr Versöhnungswerk scheitert an den Tabus der Adenauer-Zeit. Ihre innere Isolation treibt sie schließlich in den Tod. Deutschland bleibt Annette Kuhn nach der Rückkehr 1948 lange fremd, sie rebelliert gegen den gütigen, aber autoritären Vater. Ihr Verlangen nach Gemeinschaft, ihr Suchen nach Erkenntnis im Studium, ihre Konflikte als Hochschullehrerin schildert sie mit großer Offenheit: "Ich fühlte mich im Netz schützender Lügen wohl."
Annette Kuhn, 1966 - 1999 Professorin für Geschichte, engagierte Friedens- und Frauenforscherin, brach mit den Lebensmustern der Eltern. 1943 von Martin Niemöller getauft, als Studentin zum Katholizismus konvertiert, entdeckte sie erst als erwachsene Frau ihre jüdischen Wurzeln. Mit der Freiheit des Alters legt sie den Schutzmantel des Schweigens ab und baut am "Haus der Frauengeschichte". Die Autorin schildert die Märchenwelt ihrer behüteten Kindheit Mitte der dreißiger Jahre in Berlin, die Zuflucht in England mit Mutter und Bruder, die Mädchenjahre im Süden der USA, den Drill in den Internaten. Früh hat sie teil an der geistigen Welt des Vaters, der als Philosoph an der Universität von Chapel Hill lehrt. Die Mutter, eine schöne, gebildete, einst lebensfrohe Frau, schafft einen Hilfsfonds für Überlebende des deutschen Widerstandes, doch ihr Versöhnungswerk scheitert an den Tabus der Adenauer-Zeit. Ihre innere Isolation treibt sie schließlich in den Tod. Deutschland bleibt Annette Kuhn nach der Rückkehr 1948 lange fremd, sie rebelliert gegen den gütigen, aber autoritären Vater. Ihr Verlangen nach Gemeinschaft, ihr Suchen nach Erkenntnis im Studium, ihre Konflikte als Hochschullehrerin schildert sie mit großer Offenheit: "Ich fühlte mich im Netz schützender Lügen wohl."
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Nach der Lektüre der Autobiografie von Annette Kuhn verbeugt sich Elke Schubert vor der Historikerin und Feministin. Kuhn ist nicht nur eine der wenigen weiblichen Professorinnen in den sechziger Jahren gewesen, noch dazu lebte sie recht früh und lange mit einer Frau zusammen. Allein das könnte "ganze Erinnerungsbände" füllen, konstatiert die Rezensentin. Kuhns Memoiren gingen über diesen Stoff aber weit hinaus. "Eindrucksvoll" schildere sie im ersten Teil den oft schmerzhaften Prozess des Erinnerns an die von der Familie verdrängte jüdische Herkunft und spätere Vertreibung. Damit habe Kuhn sowohl auf privater als auch öffentlicher Ebene Bemerkenswertes geleistet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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