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Endlich gibt es wieder komische Bildergeschichten von und für Frauen! Ungeniert macht sich die Illustratorin, Mittdreissigerin und Mutter Margaux Motin seit Jahren in ihrem Blog über ihre eigenen Alltagsdramen lustig. Zeichnerisch spannt sie locker den Bogen von moderner Ilustration bis zur Graphic Novel. Dank dieser Mischung wurden ihr Blog und ihre Bücher in Frankreich zum Kult.

Produktbeschreibung
Endlich gibt es wieder komische Bildergeschichten von und für Frauen! Ungeniert macht sich die Illustratorin, Mittdreissigerin und Mutter Margaux Motin seit Jahren in ihrem Blog über ihre eigenen Alltagsdramen lustig. Zeichnerisch spannt sie locker den Bogen von moderner Ilustration bis zur Graphic Novel. Dank dieser Mischung wurden ihr Blog und ihre Bücher in Frankreich zum Kult.
Autorenporträt
Margaux Motin wurde 1978 geboren. Sie studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule für angewandte Kunst in Paris. Ihre berufliche Laufbahn begann beim Jugendmagazin Muteen, aber berühmt wurde sie 2008 durch ihren Blog, in dem sie nicht nur mit unwiderstehlichem Humor aus ihrem Leben als Mittdreißigerin, Mutter, selbstständiger Illustratorin und bekennender Schuhfetischistin berichtet, sondern das auch noch in wunderschönen Bildsequenzen tut.

Heute lebt sie als freie Illustratorin für die Presse (Cosmopolitan, Fémina, Marie Claire, Glamour, Elle u.a.), Buchverlage und die Werbung, als Journalistin für den Videoblog madmoiZelle.tv und schließlich als Autorin und Zeichnerin ihres eigenen Blogs www.margauxmotin.typepad.fr und ihrer Bücher in Paris.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2012

Unsere Körper sind rein
Der Carlsen-Verlag legt drei Comic-Bände speziell für Frauen vor
Frauen und Comics – das ging lange nicht zusammen. Zeichnerinnen waren selten, in Deutschland ohnehin, aber auch in Frankreich und den USA. Wenn Frauen bei der Neunten Kunst mitmachen durften, dann in der dienenden Rolle der Koloristin. Und auch in Comic-Läden waren sie selten anzutreffen. All dies hat sich in den letzten zehn Jahren geändert: Frauen haben überall auf der Welt die Zeichentische erobert, und der Manga-Boom hat zu einer großen Anzahl junger Comic-Leserinnen geführt.
  Aber wie steht es mit den Graphic Novels? Erreichen sie die Leserinnen jenseits der zwanzig und dreißig? Um dieses brachliegende Marktsegment zu erobern, hat der Carlsen-Verlag nun drei Bände speziell für ein weibliches Publikum vorgelegt. Sie haben ein einheitliches, zum Teil sehr buntes Design, dazu handschmeichlerische Cover und besitzen ein Format, das in die meisten Handtaschen passt.
„Ich wär so gerne Ethonologin . . .“ von Margaux Motin schildert, autobiografisch inspiriert und in lockeren, ein- bis dreiseitigen Bildfolgen, einen postfeministischen Alltag. Margaux Motin ist als Zeichnerin, Bloggerin und Illustratorin tätig, hat aber auch einen Mann, eine kleine Tochter und eine nervige Mutter. Es geht also um den bekannten Spagat zwischen Privat- und Berufsleben; es geht ums Telefonieren auf dem Klo, die unsterbliche Liebe zu „Dirty Dancing“ sowie um die Entfernung von Schamhaaren, wenn endlich die Periode vorbei ist.
Die Aufzählung zeigt: Trübsal wird hier nicht geblasen. Motin kultiviert vielmehr jenen kessen, aufgekratzten Humor, wie er sich auch in Kolumnen von Frauenzeitschriften findet. Das wirkt zunächst selbstironisch, läuft jedoch auf eine ziemliche Selbstinszenierung und ein Zelebrieren von Weiblichkeitsklischees hinaus. Lustig ist „Ich wär so gerne Ethnologin . . .“ dennoch immer wieder, vor allem dank Motins variablen Stils: Sie kann so schick und elegant zeichnen, als fertige sie eine Modevignette an, hat sich von Jean-Marc Reiser aber auch die Kunst abgeschaut, Mimik und Gestik ihrer Figuren explosiv-krakelig entgleisen zu lassen.
Um ein sehr ernstes Thema dreht sich „Luft und Liebe“ von Marie Caillou und Hubert. Ein junger Mann und eine junge Frau – beide bleiben namenlos – sind magersüchtig. Sie gehen zum selben Psychotherapeuten, und so begegnen sie eines Tages einander. Sie freunden sich an und beschließen, zusammen in eine Wohnung zu ziehen. Können sie gemeinsam ihreKrankheit überwinden, oder werden sie sich noch mehr in sie hineinsteigern?
  „Luft und Liebe“ ist, vor allem am Schluss, etwas holprig erzählt. Stark ist jedoch, wie Ursachen und Symptome der Magersucht in kurze, vielsagende Szenen umgesetzt werden – etwa das triste Weihnachtsfest in der Familie des jungen Mannes, oder wenn die junge Frau sich im Spiegel eines Bekleidungsgeschäftes als dicklich und aufgebläht wahrnimmt. Die cleanen Bilder, die Marie Caillou entwirft, erinnern an Piktogramme oder Risszeichnungen; die Figuren gleichen Gliederpuppen. Das passt sehr gut zu den von der Krankheit beflügelten Phantasien des jungen Mannes, der an einer Stelle räsoniert: „Wir sind superelegant. Zwei perfekte Kleiderständer, zwei pure Skelette, nichts Überflüssiges, kompromisslos streng. Unsere Körper sind rein.“ In lustvoll-übertreibender Weise schmutzig ist dagegen die Geschichte, die der holländische Comic-Künstler Maarten Vande Wiele in „Paris“ erzählt. Drei junge Frauen treffen sich in der Stadt der Lichter und kennen nur ein Ziel: reich und berühmt zu werden, um jeden Preis. Hope steigt, obwohl ihr Gesicht nach einem Autounfall von einer schrecklichen Narbe entstellt ist, zum Supermodel auf, Faith wird zu einer gefeierten Soulsängerin, und Chastity, die rücksichtslos ihren Körper einsetzt, macht schließlich Karriere als Pornostar. Ein Höhepunkt – in des Wortes doppelter Bedeutung – jagt den nächsten; vom Triumph zur Tragödie und wieder zurück ist es stets nur ein Schritt. In den Zeichnungen Vande Wieles kollidiert der Schwarz-Weiß-Expressionismus von José Muñoz mit der Werbeästhetik der Fünfziger, und sämtliche Glamourmythen über die Mode- und Medienbranche, über die Welt der „Beautiful People“ werden ironisch zitiert und riesig aufgeblasen. „Paris“ liest sich, als hätte man „Sex and the City“, die frühen, melodramatischen Komödien von Pedro Almodóvar und Balzacs „Verlorene Illusionen“ in einen Shaker gegeben und kräftig geschüttelt – das Ergebnis ist ein grell schillernder, süffiger Cocktail.
Sind das nun Comics, die nur für Frauen taugen? Nein – auch der männliche Leser kann mit ihnen eine gute Zeit haben, sofern er kein verbiesterter Superhelden-, Action- oder Horror-Fan ist. Also bitte nicht von der femininen Aufmachung abhalten lassen – auch nicht von dem blümchenartigen Sticker, der auf jedem Band streng verkündet: „Special Edition for Ladies“.
CHRISTOPH HAAS
Margaux Motin (Text und Zeichnungen): Ich wär so gerne Ethnologin . . . Aus dem Französischen von Anne Berling. Carlsen Verlag, Hamburg 2012. 176 Seiten, 17,90 Euro.
Hubert (Text) / Marie Caillou (Zeichnungen): Luft und Liebe. Aus dem Französischen von Harald Sachse. Carlsen Verlag, Hamburg 2012. 80 Seiten, 15,90 Euro.
Maarten Vande Wiele (Text und Zeichnungen): Paris. Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Carlsen Verlag, Hamburg 2012. 216 Seiten, 19,90 Euro.
Wie ein Mix aus „Sex and the City“
und Almodóvars frühen Komödien
„Zwei perfekte Kleiderständer“. Ihr Ideal ist ein Körper ohne Fett, an der Grenze zum Verschwinden: Ausschnitt aus „Luft und Liebe“ von Marie Caillou und Hubert.
ABBILDUNG AUS DEM BESPR. BAND
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"das Ergebnis ist ein grell schillernder, süffiger Cocktail.", Süddeutsche Zeitung, Christoph Haas, 05.12.2012 20151104