"Das Wunder Karajan" lautete1938 der Titel einer Kritik in der "BZ am Mittag" über eine Wagner-Aufführung, die ein junger Dirigent an der Berliner Staatsoper am Abend zuvor geleitet hatte. "Ich war kein Wunder", widersprach Herbert von Karajan später, "der Titel war mir sofort unangenehm und hat mir nur geschadet." Trotzdem bieb ihm das Etikett. Wunderbar nannten Sängerstars und Orchestermusiker die Arbeit mit Karajan. Wunderbar schien den Zeitgenossen seine Karriere. Der "Generalmusikdirektor von Europa" dirigierte und führte Regie, er war Wegbereiter der Compact Disc und des modernen Musik-Videos, Idol des Jet-Sets, ohne sich an diesem zu beteiligen, und er sorgte für Schlagzeilen ein Leben lang. Jetzt, ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, lassen sich Legende und Wirklichkeit besser voneinander trennen. Archivmaterial, Zeitzeugnisse und vor allem seine eigenen Erfahrungen und Erinnerungen fasste Karl Löbl zu diesem ungeschönten Porträt einer der bedeutendsten Persönlichkeiten im Musikleben des 20. Jahrhunderts zusammen.