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"Fidai? Das Wort trifft mich wie ein Hammerschlag, denn ein Fidai ist mehr als nur ein Double. Ein Fidai ist alles: Doppelgänger, Kämpfer, Leibeigener. Ein Fidai muss bereit sein, für seinen Herrn zu sterben." Latif Yahia erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte seines Lebens: Der junge Mann aus Bagdad und Sohn einer wohlhabenden Familie wurde fünf Jahre lang gezwungen, Odai Hussein, den gefürchteten Sohn des Diktators zu "doubeln". Yahia hatte engen Kontakt zur ganzen Familie Hussein und erlebte hautnah das absurde System von Mord, Folter, Korruption und exzessiv ausgelebtem Reichtum,…mehr

Produktbeschreibung
"Fidai? Das Wort trifft mich wie ein Hammerschlag, denn ein Fidai ist mehr als nur ein Double. Ein Fidai ist alles: Doppelgänger, Kämpfer, Leibeigener. Ein Fidai muss bereit sein, für seinen Herrn zu sterben."
Latif Yahia erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte seines Lebens: Der junge Mann aus Bagdad und Sohn einer wohlhabenden Familie wurde fünf Jahre lang gezwungen, Odai Hussein, den gefürchteten Sohn des Diktators zu "doubeln". Yahia hatte engen Kontakt zur ganzen Familie Hussein und erlebte hautnah das absurde System von Mord, Folter, Korruption und exzessiv ausgelebtem Reichtum, auf das sich das Terrorregime von Saddam Hussein stützt. Ständig in Todesgefahr, vertrat Yahia Odai als Doppelgänger bei Geschäftsverhandlungen und offiziellen Terminen, nahm an ausschweifenden Partys in Bagdad teil und kämpfte an Odais Stelle im Golfkrieg. Er wurde Zeuge unfassbarer Verbrechen, und beging schließlich einen Selbstmordversuch, um seiner unerträglichen Situation ein Ende zu bereiten.

Durch seine genauen Aufzeichnungen während dieser Zeit avancierte Latif Yahia zum "Buchhalter der irakischen Mafia". Mit seinen schockierenden Enthüllungen aus erster Hand hofft Yahia, einmal mehr die Welt aufrütteln und über das wahre Wesen des irakischen Herrschaftsapparats aufklären zu können.
Aus Angst vor Anschlägen entwickelte Saddam Hussein ein raffiniertes System von Doppelgängern für sich und seine Familie: Latif Yahia wurde gezwungen, über Jahre hinweg den zweitmächtigsten Mann im Irak zu doubeln; was ihm - außer einzigartige Einblicke auf Husseins Herrschaftsapparat zu erhalten - mehrmals fast das Leben gekostet hätte.
Die Geschichte ist ein erschütternder persönlicher Bericht, mitreißender Lesestoff und ein Zeitdokument von hoher aktueller Brisanz.

Autorenporträt
Latif Yahia, geboren 1964 in Bagdad. Zur wohlhabenden Oberschicht gehörend, absolvierte er Gymnasium und Studium sowie den Militärdienst. Zwangsrekrutiert 1987 wegen der großen Ähnlichkeit mit Odai Hussein. Im Golfkrieg Flucht in den Westen - er überlebte die Attentatsversuche der Agenten Husseins.

Karl Wendl, geboren 1958, ist Journalist und Chefredakteur des österreichischen Nachrichten-Magazins "News". Als Irak-Experte im Golfkrieg in Bagdad; Interview mit Saddam Hussein nach seinem Überfall auf Kuwait. Genaue Recherchierung der Geschichte von Latif Yahia und seiner Identität als Doppelgänger.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.02.2003

Der Doppelgänger
Wie Latif Yahiya als "Fidai" von Saddam Husseins ältestem Sohn Udai lebte

Latif Yahiya/Karl Wendl: Ich war Saddams Sohn. Als Doppelgänger im Dienst des irakischen Diktators Hussein. Goldmann Verlag, März 2003. Taschenbuch 9,90 Euro.

Die Mischung aus Abscheu und Neugier bei den Lesern wird wieder eine hohe Auflage garantieren. In "Ich war Saddams Sohn" ist mehr davon geboten, als manchem lieb ist: Saddam Husseins Ekel vor getragenen Socken - seine Gäste müssen mit ihm frische anziehen - ebenso wie der Einsatz von Motorsägen bei Verhören des Geheimdienstes. Rechtzeitig zum Neumond Anfang März, den angeblich amerikanische Generäle als Termin für einen Angriff auf den Irak bevorzugen, erscheint die Neuauflage des Lebensberichts des Irakers Latif Yahiya, den der österreichische Journalist Karl Wendl aufgeschrieben hat. Die Geschichte des Doppelgängers von Saddam Husseins ältestem Sohn Udai erschien 1994 zum ersten Mal.

Innenansichten des Regimes sind selten - so selten, daß seit Jahren Saddam-Biographen und "Irak-Kenner" oft voneinander abschreiben, weil es fast keine neuen Quellen gibt. Überprüfbar ist auch das kaum, was aus dem Land nach außen dringt. Wer wagt, die Mauer des Schweigens der "Republik der Angst" zu durchbrechen, bringt sich auch außerhalb ihrer Grenzen in Lebensgefahr. Latif Yahiya hat es erlebt. Nachdem er gegen Ende des Golfkriegs unter abenteuerlichen Umständen über den Nordirak nach Europa gelangt war, hat er dort mehrere Mordanschläge überlebt - sein Vater nicht: Er wurde 1995 vom irakischen Geheimdienst getötet, wie Yahiya vor kurzem in Deutschland berichtete. Der Iraker beschreibt sich deshalb heute als einen gebrochenen Menschen, der nach allem, was er im Irak und im europäischen Exil durchgemacht hat, den Tod nicht mehr fürchtet.

Yahiya stammt aus einer reichen Bagdader Kaufmannsfamilie. Er hatte keine andere Wahl, als sein altes Leben aufzugeben und zu einem zweiten Udai Hussein zu werden: Er wurde während seines Militärdienstes in der Zeit des irakisch-iranischen Krieges dazu gezwungen. Udai Hussein, Jahrgang 1964, der ihn schon aus der Schule kannte, drohte damit, Yahiyas Schwester zu vergewaltigen. Daß das keine leere Drohung war, konnte das neue Double des Sohns des irakischen Präsidenten später selbst mehrmals erleben. Auf offener Straße zerrte Udai einmal eine kurz zuvor verheiratete Irakerin in sein Auto und mißbrauchte sie. Ihr Ehemann wurde hingerichtet, die junge Frau stürzte sich aus Verzweiflung in den Tod.

Monatelang wurde Yahiya trainiert und sein Oberkiefer operiert, so daß auch seine Zähne denen Udais ähnlich waren. Die Umwandlung gelang schließlich so perfekt, daß Saddam Hussein ihn schließlich als seinen "dritten Sohn" annahm. Udai reihte ihn in den Kreis der Doppelgänger ein, von denen der irakische Präsident mindestens vier haben soll. Das hat ein deutscher Wissenschaftler bei der Vermessung von Fernsehaufnahmen seines Gesichts nachgewiesen. Daß die Ängste der Familie Saddams nicht unbegründet waren, zeigte sich auch bald für Yahiya. Er wurde bei einem Attentat schwer verletzt. Nach Yahiyas Flucht aus dem Irak kam Mitte der neunziger Jahre Udai selbst nur knapp mit dem Leben davon. Seit diesem mysteriösen Anschlag ist sein Unterkörper weitgehend gelähmt.

Schutz brauchte Udai besonders, weil er von früh an die Nähe der Halbwelt suchte. Mafiose Strukturen haben schon seit langem große Teile der Geschäftswelt durchdrungen, und Udai spielt dabei eine führende Rolle - mit allem, was dazugehört: Die Luxusfahrzeuge, meist aus Deutschland, die er mit 200 Stundenkilometern durch die Straßen der irakischen Hauptstadt jagt, müssen jeweils farblich zu seinem Anzug passen und werden notfalls umlackiert. Auch Yahiya, der zur Belohnung für "Heldentaten" mitunter mit einem Mercedes 500 belohnt wurde, teilte diese Begeisterung: "Der Klang des Motors gleicht einer startenden Scud-Rakete vor dem Abflug", schwärmt er. Das Jaguar-Cabrio gleiche nicht nur einem "Phallus", sondern auch dessen "weinrote Schweinsledersitze sind weich und glatt wie die Innenseite der Schenkel einer Frau". Yahiya genoß das Leben und die Parties am Pool des Palasts des Präsidentensohns, bis er eines Tages in Ungnade fiel. "Zur Erziehung" ließ Udai ihn fast zu Tode foltern.

Das Buch zeigt auf erschreckende Weise, daß die Großfamilie des irakischen Machthabers schon Ende der achtziger Jahre Land und Leute als Eigentum betrachtete. Daran hat sich bis heute wohl nichts geändert. Es wirkt wie ein Wunder, daß ausgerechnet jemand, der so viel weiß wie Latif Yahiya, den Schergen bisher entkommen ist. Die Schilderung von nur vier Jahren seines Lebens macht deutlich, welche Aufgaben bevorstehen, wenn die Iraker nach einem Regimewechsel versuchen sollten, sich mit ihrer Vergangenheit unter Saddam Hussein auseinanderzusetzen.

HANS CHRISTIAN RÖSSLER

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"Dies ist die packende Geschichte eines Mannes, der zu viel weiß." (Wall Street Journal)