"Diese Jungen und Mädchen, höre ich erzählen, haben geweint, als sie durch die Straßen zogen. Sie haben geweint, als sie die Autos verbrannten...Sie haben geweint, als sie die Schaufenster einschlugen." Verständnis für hilflose Wut, Beifall für Ungeduld mit dem Unrecht, Beschämung über eigene Schwächen sind selten geworden. Man ist dankbar für jede Stimme, die sich mit soviel Klugheit, mit so viel Skrupeln im Urteil, mit so viel Nächstenliebe und Engagement für das Leben erhebt wie die Stimme von Dorothee Sölle. "Trauer ist: etwas organisieren gegen die Kälte", hat sie geschrieben, "Gebrauchtstexte" hat sie ihre Gedichte genannt, und es gibt wohl nichts Schöneres darüber zu sagen, als dass sie tatsächlich gebraucht werden.