Bachelorarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 1,0, Universität Bremen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Gesellschaft postmoderner Industrieländer befindet sich im Umbruch. Tradition und unstrittig akzeptierte Lebensmuster sind auf dem Rückzug. Beruf, Wohnort oder Rollenverständnis sind Schauplätze eines Pluralisierungs- und Individualisierungsprozesses, welcher einerseits für den Einzelnen immer mehr Optionen bereithält, andererseits die Aufgabe sich zu entscheiden immer akuter werden lässt. Während jedoch in den 1960er Jahren die "sexuelle Revolution" im Mittelpunkt aller Veränderungen stand und die 1980er Jahre eine umfassende Genderdebatte hervorbrachten, verhandelt der aktuelle Diskurs besonders das gesellschaftliche Verständnis von Partnerschaft und Familie. Für den Einzelnen bedeutet dies auch Abschied von tradierten Beziehungsentwürfen zu nehmen. Neben den klassischen Beziehungsmodellen wie der Ehe oder der Lebenspartnerschaft etablieren sich zunehmend Formen einer seriellen Monogamie und Biographien mit langer Partnerlosigkeit. Sich selbst als kontinuierlich, kohärent und einheitlich zu erleben, erscheint in Zeiten einer unsteten und vom Wandel geprägten Beziehungswelt immer schwieriger. Dass dies jedoch zu einer breiten Abkehr von traditionellen Beziehungsidealen führt, ist nicht zu beobachten. Zwar sind die Trennungs- und Scheidungsraten hoch, doch dies gilt genauso für den prozentualen Anteil derer, die nach erfolgter Trennung erneut heiraten. Und während Online-Partnerbörsen boomen und Millionen Menschen sich immer effizienter auf die Suche nach dem richtigen Partner begeben, aller statistischer Entwicklung zum Trotz, scheint das mehrheitliche Identitätsverständnis weiter auf klassischen Beziehungsformen zu fußen. Die zunehmende Beziehungsmobilität bringt jedoch auch Kostverächter dieser Entwicklung hervor, die ihr Glück weit ab von bisherigen Modellen suchen. So entstehen Beziehungsformen deren Verfechter sich offensichtlich völlig von jeder normativen Orientierung lossagen wollen. Mit der Polyamorie hat sich ein Konzept entwickelt, deren zentraler Bestandteil in der bewussten Zustimmung zu Beziehungspluralität besteht. So bilden polyamore Menschen ein Netzwerk intimer Beziehungen aus, im Gegensatz zur Affäre oder offenen Ehe jedoch auf Gleichberechtigung fußend und über die sexuelle Ebene hinausgehend. Es stellt sich die Frage, welcher gesellschaftliche Blick und welches individuelle Identitätsverständnis diesem Lebensentwurf zugrunde liegen.
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