Die Gattung der Idylle, spätestens unter dem Druck des bürgerlichen Realitätspostulats seit ca. 1800 eher belächelt, hat seit geraumer Zeit erheblich an Aktualität gewonnen. Das hängt mit ihrem ausdrücklichen Natur- und Kunstbezug zusammen. Ersterer macht sie an das ökologische Denken anschließbar, letzterer an das ästhetische. Nicht zufällig wurde die bukolische Fiktion oft als Paradigma ästhetischer Fiktion angesehen. Eine weitere Kategorie, die für sie, vielleicht etwas überraschend, eine erhebliche Rolle spielt, ist die Geschichte und damit die Tatsächlichkeit. Das gilt vor allem für die direkte oder indirekte Einbeziehung des Alltags und der Politik schon seit der ersten Ekloge von Vergil, aber auch für den Gegenbildcharakter des Arkadienmotivs, das ohne Vermittlung mit der menschlich-geschichtlichen Realität einschließlich der Kunst des Gartenbaus keinen Stellenwert besäße. Diese Vermittlung wird an Texten von der Antike über die Renaissance und das 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart sichtbar.