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2 Kundenbewertungen

John ist sich seiner Sache ganz sicher: Niemand kennt ihn wirklich - weder seine Leute zu Hause noch die in der Schule. Und weil sie ihn alle sowieso nicht verstehen würden, schweigt er lieber und macht sich seine eigenen Gedanken. Über Lust und Liebe, seine Tuba, die in Wirklichkeit ein Riesenfrosch ist, und vor allem über seinen Vater, der nicht sein Vater ist. Der ihn verprügelt und quält. Mit messerscharfer Ironie und einem unbändigen Spaß an skurilen Vergleichen gibt John den Dingen und Menschen neue Namen und glaubt genau zu wissen, was in ihrem Inneren vor sich geht. Erst nach und nach…mehr

Produktbeschreibung
John ist sich seiner Sache ganz sicher: Niemand kennt ihn wirklich - weder seine Leute zu Hause noch die in der Schule. Und weil sie ihn alle sowieso nicht verstehen würden, schweigt er lieber und macht sich seine eigenen Gedanken. Über Lust und Liebe, seine Tuba, die in Wirklichkeit ein Riesenfrosch ist, und vor allem über seinen Vater, der nicht sein Vater ist. Der ihn verprügelt und quält.
Mit messerscharfer Ironie und einem unbändigen Spaß an skurilen Vergleichen gibt John den Dingen und Menschen neue Namen und glaubt genau zu wissen, was in ihrem Inneren vor sich geht. Erst nach und nach merkt der Leser, dass es vor allem John selbst ist, der sich nicht kennt. Und der sich selbst über alle Maßen in sich getäuscht hat.
Autorenporträt
David Klass stammt aus einer Schriftstellerfamilie. Er wuchs in New Jersey auf, studierte später Geschichte und Literatur in Yale, dann wechselte er an eine Filmhochschule in Kalifornien. Heute lebt David Klass als Schriftsteller und Drehbuchautor in New York. Mit seinen Jugendromanen hat er großen Erfolg, er wurde vielfach ausgezeichnet. Mit Wenn er kommt, dann laufen wir ist er für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2007 nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Glück - das muß woanders sein
Zornig, ironisch, postmodern: David Klass macht mit John bekannt

Nichts ist, wie es scheint. John wohnt mit seiner Mutter und einem Mann, der nicht sein Vater ist, in einem Haus, das kein Haus ist. In seinem Zimmer, das nicht sein Zimmer ist, macht er Hausaufgaben, die die seiner Lehrerin sind und also nicht seine. Er spielt im Schulorchester auf einem Frosch, der so tut, als sei er eine Tuba, und sein bester Freund ist kein Freund. Wenn die Dinge nicht sind, was sie vorgeben zu sein, brauchen sie Namen, die sie besser charakterisieren. John hat für seine belebte wie unbelebte Umwelt adäquatere Bezeichnungen gefunden und setzt sie so ins rechte, also in sein ganz persönliches Licht.

Im Jugend- und erst recht im Adoleszenzroman ist die "Ihr kennt mich nicht!"-Haltung ein Grundmotiv. Kann man vom Erwachsenwerden, von der Auseinandersetzung mit Eltern und Lehrern, vom ersten Verliebtsein überhaupt noch auf neue, frische Art erzählen? Der erste ins Deutsche übersetzte Roman des amerikanischen Drehbuch- und Jugendbuchautors David Klass kommt aus der Mitte der sogenannten jugendliterarischen Postmoderne. Den Selbst- und sonstigen Reflexionen, dem Erleben des vierzehnjährigen Antihelden wird hier - in charmant-komischer und origineller Beobachtung erzählt - Gewicht verliehen. "Und so verlasse ich, parfümiert mit dem Duft abgrundtiefer Dummheit, das Haus": Johns forscher, zorniger, insgesamt durchweg phantasieschwangerer Ton erstickt nicht die eher konventionelle Geschichte dahinter. Es ist vielmehr seine persönliche Distanzierung, welche mit den ironischen und selbstironischen Schilderungen zur Sprache und damit erst zur Welt kommt.

John ist nicht nur seinen Mitmenschen, sondern immer wieder auch sich selbst fremd, etwa in den wenigen glücklichen Situationen, von denen er kaum glauben kann, daß sie ihm widerfahren. "Wer ist der junge Kerl in schäbigen Schuhen und ausgefransten Kordhosen, der über die Straße ohne Aussicht nach Hause schwebt?" fragt er nach einem Rendezvous. Und sobald ihm das obligatorische Mißgeschick geschieht: "Aha, also bin ich es doch."

"Du kennst mich nicht!" muß sich auch der Leser permanent sagen lassen, wenn ihm John wiederholt nach passagenlangen, durchaus amüsanten Beschreibungen mitteilt, daß es so natürlich nicht gelaufen sein kann. Stellenweise ist es allerdings zuviel, vor allem, wenn als Erzähler nicht mehr der Vierzehnjährige spricht, sondern, gerade in der Wortwahl, wohl der Autor persönlich.

Johns Leben würde sich wirklich niemand wünschen. Sein barsches "Ihr kennt mich nicht!" richtet sich konkret als ein verzweifeltes "Du kennst mich nicht!" an seine Mutter, die noch nicht einmal bemerkt, daß ihr Sohn von ihrem Freund mißhandelt wird. Sein Widerstand, der ohnehin nur in seinem Erzählen stattfindet - nach außen schweigt er -, droht zu zerbrechen, als der Mann ihn schließlich krankenhausreif schlägt. Erst die Erkenntnis, sich der Liebe seiner Mutter gewiß sein zu können, erst ihre Bestätigung erlöst ihn. Da kann er endlich bekennen, daß er sich getäuscht hat, "angefangen bei den ersten vier Worten dieser zornigen Leidensgeschichte". Und die beweist, daß man tatsächlich von Adoleszenz und ihren Begleiterscheinungen noch neu und frisch erzählen kann

SIMONE GIESEN

David Klass: "Ihr kennt mich nicht!" Aus dem Amerikanischen übersetzt von Alexandra Ernst. Arena Verlag, Würzburg 2001. 272 S., geb., 24,80 DM. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.10.2001

Das Solo auf der Tuba
Coolness und Sarkasmus als Lebenshaltung
Die gute Nachricht ist, dass du zwar meine Vergangenheit geprägt und meine Gegenwart versaut hast – aber über meine Zukunft hast du keinerlei Kontrolle mehr. Du kennst mich nicht. ” Wenn John an seine Mutter denkt, bewegen ihn bittere Gedanken. Er fühlt sich von ihr verlassen, denn ihr neuer Freund schlägt und misshandelt ihn. Und die Bedrohung durch ihn, den er nur „der Mann, der nicht mein Vater ist” nennt, ist so groß, dass der Junge es nicht wagt, sich jemandem anzuvertrauen.
Der Autor David Klass lässt in seinem Adoleszenzroman Ihr kennt mich nicht! den Jungen John in einem Endlos-Monolog seine Geschichte erzählen. Vier Wochen, die für ihn die Hölle bedeuten und mit einem dramatischen Finale enden.
John spielt in der Schule und bei seinen Freunden den Coolen, Unnahbaren. Mit einer Art Galgenhumor, gnadenlos und bitter, kommentiert er das Verhalten von Mitschülern und Lehrern, das seiner Mutter und des verhassten Mannes. Wie in einem Film mit Endlosschleife spulen sich in seinem Kopf gemeine, sarkastische Szenen ab. Szenen, die ihm helfen, auf Distanz zu allen zu gehen, die ihm etwas bedeuten. So nennt er seinen einzigen Freund wegen seiner besonderen Nase Billy Banane und vergleicht ihn mit einem Erdferkel oder Ameisenfresser: „Aber er ist weder ein Erdferkel noch ein Faultier. Er ist Billy Banane, mein Freund, der kein Freund ist.”
Der Leser sieht das Geschehen ganz aus dem Blick des Jungen, dessen Welt sich verschoben hat, der keiner objektiven Wahrnehmung mehr fähig ist, weil er die ungeheuerlichen Zustände zu Hause auch nicht für Realität halten kann. „Das ist das Problem mit meinem Zuhause. Keiner der Räume ist, was er zu sein scheint.” Und in keinem dieser Räume findet er Schutz oder Geborgenheit. Auch nicht in der Schule, in der ein autoritäres Klima herrscht: „Dies ist keine Schule, dies ist eine Anti-Schule. Woher ich weiß, dass eine Anti-Schule ist? Schule macht Spaß, und dies hier ist die Hölle. Schule ist ein Ort, an dem, man lernt, und hier wird man dumm”. Immer wieder macht er sich über die Mathematiklehrerin lustig, die er hasst und fürchtet, vor der ganzen Klasse beleidigt. Denn er rastet aus, als zu Hause die Brutalität zunimmt, weil die Mutter verreist und er dem Mann völlig ausgeliefert ist.
Nur zwei Menschen ahnen, dass es ihm schlecht geht, der Musiklehrer und ein Mädchen, das mit ihm im Schulorchester spielt. Sie nennt er „Wilde Violet”, weil sie so spielt „als wolle sie ihr Saxofon strangulieren, bevor es sie umbringt”. Er selbst glaubt, dass er in dem Orchester nur einen Platz hat, weil er zu nichts anderem taugt. Darum nennt er seine Tuba „Riesenfrosch” und ist sich sicher, dass ihn Mr. Steenwilly, der Musiklehrer, eigentlich nicht schätzt: „Ich kann Ihnen nicht widersprechen – ich ermorde dieses Stück tatsächlich, darüber hinaus will ich genauso wenig hier sein, wie Sie mich hier haben wollen”, antwortet er ihm in einem seinem Selbstgespräche.
Doch gerade dieser Lehrer, eine Ausnahmeerscheinung an der Schule, versucht, seine Isolation zu durchbrechen, will ihn über das Tubaspielen zum Reden bringen, zeichnet ihn aus, indem er ihm ein Solo für die Schulaufführung schreibt. Das Solo wird er dann nicht selbst spielen können, aber es wird zum Symbol seiner Befreiung und Rückkehr in ein Leben ohne Angst, ohne Schutzschild aus Selbsthass und Isolation.
David Klass lässt das erlösende Finale aus dem Widerstand des Jungen wachsen, der niemals, auch nicht in völlig aussichtsloser Position, aufgibt: „Auch wenn es ein gefährlicher Kampf ist, schmerzhaft und sehr, sehr einsam. Man muss weiterkämpfen, das ist die einzige ehrenvolle Möglichkeit, die es gibt.”
Die Geschichte löst beim Leser starke Emotionen aus, weil sich die Not des Jungen, seine Anti-Haltung zu seinem Leben, hinter einer irrwitzigen Sprache verbirgt, voller sarkastischer Anspielungen und Übertreibungen. (Ausgezeichnet übersetzt von Alexandra Ernst). (ab 14 Jahre)
ROSWITHA
BUDEUS–BUDDE
DAVID KLASS: Ihr kennt mich nicht! Aus dem Amerikanischen von Alexandra
Ernst. Arena Verlag 2001. 270 Seiten, 24,80 Mark.
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