Obgleich Bilder längst wie kein anderes Medium unsere Alltagskultur beherrschen, ist unsere visuelle Kompetenz noch immer außerordentlich mangelhaft ausgeprägt. Noch immer werden Bilder ausschließlich als 'Bilder von etwas' verstanden, statt in ihrer eigenen Leistung und Logik. Der von den zur Zeit wohl prominentesten Bild-und Kunstwissenschaftlern Gottfried Boehm und Horst Bredekamp herausgegebene Band macht mit diesem Vorurteil Schluss. Er versammelt nicht nur bedeutende Experten aus verschiedenen Disziplinen und Ländern, sondern auch schön lesbare und faszinierende Antworten auf höchstmöglichem Niveau.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.02.2010An Bildern entlang
Eine in programmatischen Einlassungen zur Bildwissenschaft gern wiederholte Feststellung lautet, dass Bilder zwar unsere Alltagswelt beherrschen, es mit unserer visuellen Kompetenz dagegen immer noch im Argen liege. Woran man vor allem sieht, dass Kunsthistoriker und andere Geisteswissenschaftler auf umkämpftem akademischem Terrain eben ihre Interessen wahren müssen. Da können auch prominente Zeugen abseits dieses Gebiets nicht schaden. Peter Greenaway zum Beispiel, der in einer nun zum Sammelband gewordenen Vorlesungsreihe an der Berliner Humboldt-Universität zur "Ikonologie der Gegenwart" zu Gast war. Er konstatierte unter anderem eine von Texten dominierte Tradition des Kinos, das sich zu selten an der bildenden Kunst orientiert habe. Der Band enthält zwar lediglich ein Resümee der Vorlesung von Greenaway, aber man kann sich an dessen Filme halten und meint dann schnell zu begreifen, was Kinogängern durch die diagnostizierte Dominanz des Textes erspart blieb. Unter den anderen Beiträgen: Okwui Enwezor denkt über Großausstellungen nach, Barbara Stafford widmet sich in eigener Sache der Analogie als medientheoretischem Prinzip, und Wolfram Hogrebe entdeckt in Michelangelos Kruzifixus für Vittoria Colonna einen spekulativen Gedanken Schellings vom abgründigen Schöpfergott wieder, über dessen theologische Sprengkraft Kardinal Lehmann, seinerseits mit einem Text über das Bild zwischen Glauben und Sehen vertreten, die Stirn gerunzelt haben dürfte. ("Ikonologie der Gegenwart". Hrsg. von Gottfried Boehm und Horst Bredekamp. Fink Verlag, München 2009. 179 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].) hmay
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine in programmatischen Einlassungen zur Bildwissenschaft gern wiederholte Feststellung lautet, dass Bilder zwar unsere Alltagswelt beherrschen, es mit unserer visuellen Kompetenz dagegen immer noch im Argen liege. Woran man vor allem sieht, dass Kunsthistoriker und andere Geisteswissenschaftler auf umkämpftem akademischem Terrain eben ihre Interessen wahren müssen. Da können auch prominente Zeugen abseits dieses Gebiets nicht schaden. Peter Greenaway zum Beispiel, der in einer nun zum Sammelband gewordenen Vorlesungsreihe an der Berliner Humboldt-Universität zur "Ikonologie der Gegenwart" zu Gast war. Er konstatierte unter anderem eine von Texten dominierte Tradition des Kinos, das sich zu selten an der bildenden Kunst orientiert habe. Der Band enthält zwar lediglich ein Resümee der Vorlesung von Greenaway, aber man kann sich an dessen Filme halten und meint dann schnell zu begreifen, was Kinogängern durch die diagnostizierte Dominanz des Textes erspart blieb. Unter den anderen Beiträgen: Okwui Enwezor denkt über Großausstellungen nach, Barbara Stafford widmet sich in eigener Sache der Analogie als medientheoretischem Prinzip, und Wolfram Hogrebe entdeckt in Michelangelos Kruzifixus für Vittoria Colonna einen spekulativen Gedanken Schellings vom abgründigen Schöpfergott wieder, über dessen theologische Sprengkraft Kardinal Lehmann, seinerseits mit einem Text über das Bild zwischen Glauben und Sehen vertreten, die Stirn gerunzelt haben dürfte. ("Ikonologie der Gegenwart". Hrsg. von Gottfried Boehm und Horst Bredekamp. Fink Verlag, München 2009. 179 S., Abb., geb., 24,90 [Euro].) hmay
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