In ihrem Roman »Illusionen« erzählt Rehmann vom Arbeitsalltag und den Wochenendvergnügungen dreierFrauen und eines Mannes, die im Großraumbüro eines Konzerns tätig sind. Mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen und Träumen brechen sie samstagmittags ins Wochenendeauf.In zwölf Kapiteln schildert Rehmann deren Abenteuer und Enttäuschungen,Träume und Illusionen und lässt unsan der verwirrenden, glücklichen, faszinierenden oder riskanten Vergangenheit und Gegenwart ihrer vier Protagonist:innen teilhaben - bis zur ernüchternden Rückkehr in den 13. Stock am Montagmorgen.Im selben Jahr wie Grass' "Blechtrommel" oder Bölls "Billard um halb zehn" erschienen, lässt Rehmanns Zeit- und Gesellschaftsroman ganz neue Facetten der Wirtschaftswunderzeit entdecken und beeindruckt auch heute noch durch seine Modernität.1958 las Ruth Rehmann das Kapitel "Das erste Kleid" auf der Tagung der Gruppe 47 in Großholzleute. Bei derAbstimmung über den Preis der Gruppe unterlag sie schließlich jedoch GünterGrass.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensent Helmut Böttiger ist sich sicher: Hätte Ruth Rehmann 1959 nicht mit Grass, Böll und Johnson konkurrieren müssen, wäre ihr Büroroman zum Klassiker geworden. Wie die 2016 verstorbene Autorin in ihrem Text die Architektur, Verwaltung und den Berufsalltag von vier ausgewählten Büroangestellten eines westdeutschen Konzerns beschreibt, findet Böttiger genial und in seiner Nüchternheit völlig unzeitgemäß. Dass der Roman an den Versprechen der Wohlstandgesellschaft kratzt und psychologisch differenzierte (Frauen-)Figuren mit ganz unterschiedlichen Träumen und Hoffnungen entwirft, macht die Lektüre für den Rezensenten zu einem nahezu zeitlosen Vergnügen. Eine "haarscharfe" Gesellschaftsanalyse, meint er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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