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Eine Ethik, die dem Soldaten Maßstäbe für gutes militärisches Handeln setzt, hat es in der Bundesrepublik Deutschland bisher nicht gegeben. Es herrschte die Meinung vor, dass der Soldat als "Staatsbürger in Uniform" einer gesonderten Ethik nicht bedurfte. Nun zeigt sich aber deutlich, dass dies in den kriegsähnlichen Einsätzen der Bundeswehr fern der Heimat nicht ausreicht. Die Soldaten benötigen offensichtlich eine zusätzliche "ethische Bremse", die über das "normale Gewissen", wie es in unserer modernen Gesellschaft ausgebildet wird, hinausgeht. Da kommt das Buch des emeritierten…mehr

Produktbeschreibung
Eine Ethik, die dem Soldaten Maßstäbe für gutes militärisches Handeln setzt, hat es in der Bundesrepublik Deutschland bisher nicht gegeben. Es herrschte die Meinung vor, dass der Soldat als "Staatsbürger in Uniform" einer gesonderten Ethik nicht bedurfte. Nun zeigt sich aber deutlich, dass dies in den kriegsähnlichen Einsätzen der Bundeswehr fern der Heimat nicht ausreicht. Die Soldaten benötigen offensichtlich eine zusätzliche "ethische Bremse", die über das "normale Gewissen", wie es in unserer modernen Gesellschaft ausgebildet wird, hinausgeht. Da kommt das Buch des emeritierten Theologieprofessors Christian Walther mit dem Titel "Im Auftrag für Freiheit und Frieden" gerade recht. Bescheiden trägt es den Untertitel "Versuch einer Ethik für den Soldaten der Bundeswehr". Dabei schafft es der Autor, auf knapp über 100 Seiten in einer gut lesbaren Sprache das Spektrum ethischer Bezugspunkte für die Soldaten der Bundeswehr anschaulich darzulegen. Wenn der Autor über die multinationale Zusammenarbeit, die Begegnung mit fremden Kulturen oder die moralischen Herausforderungen im Angesicht asymmetrischer Kriegführung spricht, dann spürt man, wie hilfreich Ethik für den Soldaten in seinem konkreten Tun tatsächlich sein kann. Eingängig legt Walther dar, dass, auch wenn die eigenen Werte im Einsatzgebiet nicht immer Anwendung finden, dies nicht in kulturelle Überheblichkeit oder sogar Abwertung der einheimischen Bevölkerung münden darf. Erhellend sind seine Aussagen über die internationale Zusammenarbeit. Offiziere, die in multinationalen Stäben und Verbänden Dienst leisten, blieben Repräsentanten Deutschlands und benötigten klare Vorstellungen über ihre nationale Identität, so Walther. Seine Skepsis gegenüber einem opportunen Ausweichen in eine europäische Identität ist dabei wohltuend realistisch. Anregungen für seine ethischen Reflexionen findet Walther in der Führungsphilosophie der Bundeswehr, die als "Innere Führung" weithin bekannt ist. Er steht ihr durchaus kritisch gegenüber, indem er auf den historischen Kontext ihrer Entstehung und die Notwendigkeit ihrer zeitgemässen Aktualisierung hinweist. Weiterhin tragfähig sei jedoch ihr Bild des Soldaten als einer mit einem Gewissen ausgestatteten Persönlichkeit, die aus Einsicht Gehorsam leistet. Er zeigt neue Perspektiven auf, indem er ethische Grundbegriffe wie Ehre, Würde, Fairness, Gerechtigkeit, Respekt gegenüber dem Gegner sowie Tapferkeit, Mut und Opferbereitschaft stärker in das Blickfeld rückt. Soldaten bräuchten Tugenden nicht zuletzt deshalb, um für die Menschen in den Einsatzgebieten glaubwürdig zu sein. Nur wenn die Würde der Menschen in den Einsatzgebieten jederzeit gewahrt wird, werden sie den ihnen möglichen Beitrag für die Sache des Friedens leisten. Wörtlich heißt es bei Walther: "Verletzungen der Würde, ob mit Bedacht oder Unbedacht vorgenommen, lassen den, der das tut, seine Würde in den Augen dieser Menschen verlieren. Er gewinnt nichts, nur Feinde."
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