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Bilder und Notizen über die rasanten Veränderungen in der Sahara ermöglichen einen außergewöhnlichen Blick auf die Kultur der Tuareg- und Tubu-Nomaden in Algerien, Mali, Niger und Tschad. Die Autorin berichtet sehr persönlich über ihre Begegnungen im Laufe der letzten Jahre und zeigt ihre Wüstenwelt. Eine poetische Annäherung in Wort und Bild an das Saharaleben, an überwältigende Landschaften und ihre Menschen. Bewegende Beobachtungen des politischen und sozialen Wandels verschmelzen zu einem einzigartigen Bildband.

Produktbeschreibung
Bilder und Notizen über die rasanten Veränderungen in der Sahara ermöglichen einen außergewöhnlichen Blick auf die Kultur der Tuareg- und Tubu-Nomaden in Algerien, Mali, Niger und Tschad. Die Autorin berichtet sehr persönlich über ihre Begegnungen im Laufe der letzten Jahre und zeigt ihre Wüstenwelt. Eine poetische Annäherung in Wort und Bild an das Saharaleben, an überwältigende Landschaften und ihre Menschen. Bewegende Beobachtungen des politischen und sozialen Wandels verschmelzen zu einem einzigartigen Bildband.
Autorenporträt
Die Autorin, Fotografin und Regisseurin arbeitet seit 20 Jahren halb in München und halb in der Sahara, veröffentlichte Bücher und verfasste Artikel und TV-Beiträge über die Sahara-Sahel-Region. 'Woodstock in Timbuktu', ihr erster Kinofilm, wurde für den Deutschen Dokumentarfilmpreis 2013 nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.2016

Saharasehnsucht: Désirée von Trothas Fotografien

Vor dem Internationalen Strafgerichtshof haben sich bisher nur Menschen verantworten müssen, die Verbrechen gegen Menschen begangen haben. Nun aber sitzt erstmals ein Mann auf der Anklagebank, Ahmad al-Faqi al-Mahdi, dem die Zerstörung von Kulturgütern angelastet wird. Der Sohn eines Religionsgelehrten aus einer Tuareg-Familie gründete in Timbuktu eine Sittenpolizei, nachdem Islamisten die Stadt 2012 erobert hatten. Er kaufte Spitzhacken und verfasste eine Freitagspredigt, die es in sich hatte, denn sie rief zur Zerstörung der Heiligen-Grabstätten auf, zu denen die Menschen seit je gepilgert waren. Al-Mahdi und seine Leute machten sie dem Erdboden gleich. Die Chefanklägerin Fatou Bensouda sagte in Den Haag: "Timbuktus Mausoleen zu zerstören bedeutet die Zerstörung der Wurzeln eines ganzen Volkes. Kultur ist, wer wir sind. Unser kulturelles Erbe ist kein Luxusgut."

Wie großartig die Kultur der Menschen in der Sahararegion ist und wie offen und tolerant der Islam, den man dort eigentlich lebt, davon erzählt kaum jemand eindringlicher als Désirée von Trotha. Die 1961 geborene Filmemacherin reiste erstmals Anfang der neunziger Jahre in die größte Wüste der Welt. Seitdem kehrt sie jedes Jahr für einige Monate dorthin zurück und berichtet in Wort, Bild und Film von ihren Begegnungen. In der Sahara sind Nomadenvölker wie die Tubu oder die Tuareg zu Hause, die sich selbst Kel Tamaschek nennen. Ihnen gilt Désirée von Trothas besonderes Augenmerk. In ihrem neuen Bildband "Im Auge der Zeit" schreibt sie: "Manchmal stehle ich Nomaden in der Sahara ein Bild: bei einer flüchtigen Begegnung, wenn das Gegenüber verschwommene Bewegung, Rücken oder abstrakte Figur in der Ferne sieht, nicht als Person erkannt werden kann. Sonst frage ich, bin nah mit der Kamera und suche den direkten Blick, den Menschen, der sich zeigt."

Das Buch versammelt Bilder von bewegender Schönheit. Manchmal ist da nur Weite und keine Straße, die einen zu einer Richtung verführen würde; da sind die Zeltgerippe eines verlassenen Flüchtlingslagers, das nicht abgebaut wurde, weil man weiß, dass die nächste Katastrophe kommen wird; da sind Frauen in prächtigen Gewändern und Männer mit ihrem Kamel. Anders als in anderen muslimischen Kulturen sind es bei den Kel Tamaschek die Männer, die ihr Gesicht verhüllen. Das Tuch ist ein Zeichen von Ehrhaftigkeit und soll vor Sand und Sonne schützen, vor allem aber vor bösen Geistern, die gern in Mund und Nase des Mannes eindringen, wie es in der Sahara heißt. Désirée von Trotha hat ihre Fotos mit Reisenotizen aus den Jahren 2007 bis 2015 gerahmt - Miniaturen von Begegnungen und Eindrücken wie etwa jenen der Stille, die so stark ist, dass man meint, die Erde atmen zu hören. In längeren, kenntnisreichen Texten skizziert sie außerdem die schwer lösbaren Konflikte in der Region. Seit einigen Jahren versetzen Dschihadisten ganze Landstriche in Angst und Schrecken, werden alte Wege von Waffen- und Kokainschmugglern kontrolliert, versuchen UN-Truppen, der Ausbreitung des Terrors Einhalt zu gebieten. Regionale und internationale Interessen an Einfluss und an Rohstoffen heizen die Konflikte an. In der Sahara wird nach Gold geschürft, und Frankreich fördert Uranerz für seine Armee und seine Atomkraftwerke und hat dort unterirdische Atombombentests durchgeführt. Die Gefahr von Anschlägen und Entführungen ist extrem gestiegen. Désirée von Trotha reist trotzdem weiter dorthin. Nicht leichtsinnig, wie sie schreibt, sondern "als erwarteter Gast und unter dem Schutzschirm einflussreicher Familien". Hält man ihr Buch in den Händen, kann man ihre Sehnsucht verstehen. Trotz aller Bitterkeit scheinen die Menschen dieser Region nicht das Gefühl für den Zauber des Augenblicks und für Witz verloren zu haben. In einer Reisenotiz von 2015 aus dem Tschad berichtet die Autorin von einer Begegnung, die davon zeugt. "Hey Madame, sagt ein Straßenhändler. Ich geb dir meine Mobilnummer, dann kannst du mich anrufen.

Und dann?

Dann werden wir telefonieren. Das ist doch schön."

KAREN KRÜGER

Désirée von Trotha: "Im Auge der Zeit: Bilder und Notizen aus der Sahara". Cindigo, 29,99 Euro

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