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  • Broschiertes Buch

Produktdetails
  • insel taschenbuch
  • Verlag: Insel Verlag
  • Seitenzahl: 1303
  • Abmessung: 77mm x 110mm x 182mm
  • Gewicht: 1116g
  • ISBN-13: 9783458066309
  • Artikelnr.: 24129099
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.2009

Geld, das ist alles!

Menschen, gefangen im Kugellager: "Der Spieler", Dostojewskijs blitzschneller Rouletteroman von 1866, ist neu übersetzt worden. Ein Glücksfall

Dieses Tempo! Man wird geradezu hineingewürfelt in diese Geschichte. Es fällt schwer, nicht in Kasinometaphern über Dostojewskijs Roman "Der Spieler" zu reden. Dessen höchstes Ziel ist es offenbar - ganz anders als bei einer durchschnittlichen Roulettekugel -, Geschwindigkeit aufzunehmen, statt sie zu verlieren.

Oft gelingt es Fjodor Dostojewskij, der fünfundvierzig Jahre alt war, als er dieses Buch 1866 schrieb, von einem Satz zum anderen die Zeit zu raffen (",Sie wissen genau, dass dem nicht so ist!', sagte Polina. ,Wo haben Sie diesen Engländer kennengelernt?', fuhr sie nach minutenlangem Schweigen fort"). Vielleicht lag das ja am Druck, unter dem er sein Buch abliefern musste, vier Wochen Zeit hatte er dazu. Dostojewskij macht es dennoch so elegant, dass einem die Nervosität, die ständig wechselnden Stimmungslagen und Besitzverhältnisse des Romanpersonals aus Roulettenburg niemals auf die Nerven gehen.

Swetlana Geier, die seit Jahren schon das Werk Dostojewskijs für den Ammann-Verlag neu übersetzt, hat den "Spieler" auch stilistisch in der Zeit springen lassen, nah an unsere Gegenwart heran. Man muss kein Russisch können, um zu spüren, wie gut ihr das gelungen ist: Man merkt es zum Beispiel daran, wie schnell das Buch ausgelesen ist. Der Erzähler Alexej, seine Angebetete Polina, der unergründliche Mister Astley, die Überbabuschka Antonida Wassiljewna, die ins Kasino kam, sah und verlor: Sie sind zwar nicht gerade Paranoiker wie du und ich, dazu ist die Etikette zu umständlich, mit der sie sich belauern und auf Abstand halten. Aber ihre Paranoia ist die reinste Gegenwart: "Geld - das ist alles!"

Auch das fällt nämlich schwer: den "Spieler" im Krisenjahr 2009 nicht als Parabel zu lesen. Weil Sätze wie "Merkwürdig, ich hatte noch nicht gewonnen, aber ich handelte, fühlte und dachte wie ein reicher Mann, völlig außerstande, mir andere Vorstellungen zu bilden" einen schon sehr an die Konjunkturpaketverschnürer von heute erinnern. Außerdem wird ständig über Nationalcharakter pauschalisiert - "Der Franzose en nature zeigt eine denkbar spießige kleinliche Alltagspositivität"; "O je, oje, dieses Ausland!", das kommt einem auch ziemlich aktuell vor.

Man hat den "Spieler" aber vor allem als Abrechnung in eigener Sache gelesen, er ist ja auch autobiographisch: Dostojewskij verarbeitet darin seinen schweren Ruin aus zwei Besuchen an den Spieltischen von Baden-Baden und Wiesbaden. Es muss fatal gewesen sein. Und doch fallen die Action-Szenen vom Roulette eher kurz aus, gemessen an den Liebesräuschen jedenfalls. Alexej, der Spieler, ist nicht nur den Karten und Kugeln, sondern auch einer Frau verfallen, Polina, für die er die dümmsten Sachen anstellt. Und deren Herz er verspielt.

"Was bin ich jetzt? Zéro", sagt Alexej am Ende, pleite, ungeliebt und unerwünscht im Ballungsraum Rhein-Main. Es war Dostojewskij selbst, der seinem Roman die Kasinometaphern eingeschrieben hat. Bestimmt der Mensch nicht sein Schicksal selbst, könnte er nicht vom Roulette wegtreten, um der Liebe willen? "All das galt es zu ergründen", sagt Alexej irgendwann, "und zwar so schnell wie möglich. Einstweilen hatte ich keine Zeit dazu: Ich musste an den Spieltisch."

TOBIAS RÜTHER

Fjodor Dostojewskij: "Der Spieler". Roman. Aus dem Russischen von Swetlana Geier. Ammann-Verlag, 240 Seiten, 24,95 Euro

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2011

DAS HÖRBUCH
Aus Roulettenburg
Glück, Gewinn und Kugeln in
Fjodor Dostojewskis „Spieler“
Es kann sich doch mit einem Schlage alles ändern. Davor fürchtet man sich oder hofft darauf. Alexej Iwanowitsch besitzt nur noch einen Gulden und er will ihn setzen beim Roulette, um sein Schicksal noch einmal zu wenden. Zero oder 27 oder doch Zero? Alles hängt an der Intuition, der Entscheidung eines Augenblicks.
Das Glücksspiel taugt beinahe zu gut zum Gleichnis für Unbeständigkeit und Schicksalsverfallenheit des Lebens. Die Verzweiflung darüber, das Gefühl, nicht herauszufinden, hat Gert Westphal in den Mittelpunkt gestellt, als er 1956 für den NDR ein Hörspiel nach Fjodor Dostojewskis Roman „Der Spieler“ inszenierte. Es ist jetzt im Hörverlag erschienen und befremdet anfangs durch die hohe Erregtheit, die ganz unironische Leidenschaftlichkeit der Figuren. Man hört, dass sie nicht anders können. Auch wer nicht am Spieltisch sitzt, hofft und harrt, sei es auf Liebeserfüllung oder den Tod der Erbtante, deren Vermögen dem General gerade recht käme, zu dessen Familie Alexej Iwanowitsch als Hauslehrer gehört.
Statt der erwünschten Todesnachricht erscheint die Tante selbst im Kurort und findet Gefallen am Spiel. Ida Ehre spricht die kluge, herrische, keinen Widerspruch und keinen Rat duldende Tante. Ihr Auftritt ist der Höhepunkt dieses Hörspiels. Wie ein Blitz fährt sie unter die Verzagten, Trägen, Verliebten, erhellt kurz die Szene, um dann, nachdem sie ihr Vermögen verloren hat, erloschen wieder abzureisen. Nun kommt die halbe Stunde des Alexej Iwanowitsch, gesprochen vom jungen Heinz Reincke. Er gewinnt eine gewaltige Summe beim Roulette und ist damit verloren. Die wenigen Liebesszenen des Hörspiels klingen gefühlig und veraltet, ansonsten aber bietet es intelligentes, hinreißendes Stimmentheater.
JENS BISKY
FJODOR M. DOSTOJEWSKI: Der Spieler. Hörspielbearbeitung: Fred von Hoerschelmann. Regie: Gert Westphal. Mit Heinz Reincke, Heinz Klevenow, Gisela Zoch-Westphal, Ida Ehre u.a. Der Hörverlag, München 2011. 78 Min., 14,95 Euro.
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