Als junges Mädchen tut Amal etwas Unerhörtes: Sie verprügelt ihren Mitschüler Younes. Ihr Vater verteidigt ihr Verhalten und ermuntert sie, sich in der Welt zu behaupten. Trotzdem wird Amal fortan von allen gemieden. Und dann verlässt der Vater die Familie. Zuflucht findet Amal ausgerechnet bei Younes und seiner Mutter Shahira, die ebenfalls Außenseiter sind. Als sich die Situation Jahre später zuspitzt und der Streit mit der Clique um Raffiq eskaliert, flieht Amal nach Kurdistan und begibt sich auf die Suche nach ihrem Vater.Raffiqs Freund Younes steht ungewollt im Zentrum der Aufmerksamkeit ihres Viertels. Der Grund ist seine Mutter Shahira, die durch ihre Freizügigkeit alle Regeln bricht. Auch Raffiqs Gedanken kreisen ständig um Shahira: Er ist gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen. Als Younes die Situation nicht mehr aushält, plant er abzuhauen. Für Raffiq, dessen Freundin Amal ebenfalls wegziehen möchte, bricht eine Welt zusammen. Er versucht, ihre Pläne zu sabotieren. Undes stellt sich die Frage, was er mit seinem Leben eigentlich anfangen will.
buecher-magazin.deDer zweite Roman von Karosh Taha ist ein Wenderoman. Von der einen Seite aufgeschlagen handelt die Geschichte von Amal, dem „Mogli-Mädchen“, das in einem Wohnviertel im Ruhrgebiet aufwächst, sich oft prügelt und in dem traurigen Riesen Younes einen Komplizen findet. Amals Vater hat die Familie verlassen, um in Kurdistan als Architekt zu arbeiten. Dreht man das Buch um, kann man Raffiqs Geschichte lesen, ein in der Gemeinschaft gut integrierter Junge, der auch mit Younes befreundet ist. Zwischen den beiden Hälften gibt es viele Parallelen. Figuren tauchen in beiden auf. Es ist dabei interessant zu verfolgen, wie anders eine Geschichte verläuft, sobald nur Details verändert werden. Die dritte, geheime und doch sehr präsente Hauptfigur haben beide Hälften gemeinsam: Younes Mutter Shahira. Sie zieht Younes allein groß, wird von den Frauen in der Nachbarschaft gehasst und von den Männern verehrt. Shahira hält sich nicht an Konventionen, führt wechselnde Beziehungen zu verschiedenen Männern. Karosh Taha zeigt sie als Projektionsfläche für Vorstellungen, Sehnsüchte, Ängste, Hoffnungen, Schmerzen der Menschen um sie herum – und porträtiert somit überaus kunstvoll ein ganzes Viertel.
© BÜCHERmagazin, Katharina Manzke
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
"Dankbar" für die in diesem Buch liegenden Belehrungen schreibt Burkhard Müller über diese zwei Halbbücher in einem, die aus zwei Perspektiven vom Leben kurdisch-stämmiger Jugendlicher im Ruhrgebiet erzählt. Der Kritiker berichtet uns von typischen Szenen des sozialen Aufstiegs, beschreibt den vom falschen Deutsch des Vaters beschämten Sohn und seine auf dessen Arbeitgeber umgelenkte Wut. Die titelgebende "Königin" und ihr Bauch werden nicht sehr deutlich in dieser Besprechung - offenbar aber ist sie eine freizügig und stolz lebende Mutter von einem der Jugendlichen. Dass die beiden Erzählperspektiven in der Mitte aufeinanderstoßen und beide gewissermaßen ratlos bleiben, findet der Kritiker offenbar angemessen. In jedem Fall aber lobt er die Kraft der Sprache und ist da wieder ganz bei sich.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»In gewissem Sinn übernimmt Karosh Taha die Rolle einer Spionin, die die Alteingesessenen ins Bild setzt, wie es wirklich zugeht. Und diese sollten ihr dafür dankbar sein. Das alles findet seinen Ausdruck in der einzigartigen Sprache des Buchs, die in ihrer Lebendigkeit und charakteristischen Kraft die Verwerfungslinien nachzeichnet.« Burkhard Müller, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Eine anregende und spannende Lektüre, die noch lange nachwirkt.« Renate Naber, WDR 5 SCALA »Der Roman ist schon formal ein besonderes Buch.« Andrea Gerk, DLF LESART »Mit grandioser Sprache zwischen Humor und Härte, Poesie und Jugendjargon, lotet Karosh Taha die Konfliktlinien zwischen den Generationen aus [und] berührt damit ganz universelle Themen. […] Eine eindrucksvolle neue Stimme in der deutschen Gegenwartsliteratur.« Susanna Schürmanns, WDR WESTART »Roh, kraftvoll und voller Sinnlichkeit« Janis Voss, EMOTION »[KaroshTaha sorgt] mit ihrer bildreichen Sprache, ihrem Witz und ihren klugen Beobachtungen dafür, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will.« Hengameh Yaghoobifarah, MISSY MAGAZIN »[Mit ›Im Bauch der Königin‹ liest man einen] hypnotischen, vieldeutigen, ebenso märchenhaft wie knallhart erzählten Roman« Antje Deistler, DEUTSCHLANDFUNK »Karosh Taha schreibt ebenso märchenhaft wie knallhart.« LITERATURBÜRO RUHR »›Im Bauch der Königin‹ ist ein sehr besonderer, kluger, moderner Familienroman, eines jener Bücher, von denen wir mehr brauchen. Weil sie etwas zu sagen haben.« Mareike Fallwickl »Es ist ein verdichteter, literarisch dringlicher Stil einer Autorin, die tatsächlich etwas zu erzählen hat. Eine Position, die bleibt.« Stefanie Roenneke, NEUES DEUTSCHLAND »Was für eine tolle Idee« Nina Berendonk, DONNA »[Karosh Taha] findet starke, poetische Bilder für die widerstreitenden Gefühle und erzählt mit beißendem, befreiendem Witz.« Dina Netz, DEUTSCHLANDFUNK KULTUR »Karosh Taha gibt ihren Protagonisten etwas, was sie zuhause nicht haben, […] eine Stimme. Und diese Stimme ist nicht larmoyant, sondern wütend, aufbegehrend, einfallsreich und witzig. Auch bei zweiten Mal: Ein erfrischender Tonfall« Dina Netz, SWR2 Lesenswert »[Karosh Taha] zeichnet Frontverläufe und Demarkationslinien nach, die zu bemerken, die Mehrheit sich hütet.« Jamal Tuschik, DER FREITAG »Jede Geschichte hat zwei Seiten, selten aber wurde diese schlichte Wahrheit so konsequent in Literatur gegossen wie in Karosh Tahas zweitem Roman ›Im Bauch der Königin‹ […] Karosh Taha gelingt es, die Konstruktion im Erzählen vergessen zu machen, so satt und schillernd leuchten ihre Sätze.« Britta Heidemann, WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE »Brillanter Roman um das Frauenbild des Islam« Schayan Riaz, BERLINER ZEITUNG »Es ist spannend, es ist eine sinnliche Sprache, die die Autorin verwendet und dieses Kaleidoskop von Worten, das macht es zu einem ganz besonderen Roman« Burcu Arslan, BREMEN ZWEI »[Ein] schillernder Roman. [Karosh Taha] skizziert ihre Figuren mit deutlichen Strichen« Judith von Sternburg, FRANKFURTER RUNDSCHAU »›Im Bauch der Königin‹ hätte ein sehr ernstes Buch werden können, doch das große Erzähltalent der Autorin, ihre poetische Sprache, der es gelingt, aus dem tristen Ruhrgebiet eine faszinierende Welt zu machen, und feines Gespür für Komik gaben ihm bei aller Tiefe eine große Leichtigkeit.« Anne Burgmer, KÖLNER STADT-ANZEIGER »Erzählerisch eine Wucht« HEINZ MAGAZIN