Ein exemplarischer Abriss der deutschen Sprachgeschichte in 16 Episoden - ein Kompendium für konkrete Fragen und eine genussvolle Lektüre.Wie erkläre ich einem Ausländer das deutsche »tja«? Ist »der Mann, wo da geht« tatsächlich nur in Süddeutschland gebräuchlich? Wodurch zeichnet sich »Kiezdeutsch« aus, und was macht es dem k.k.-Migrantenslang und der »lagerszpracha« vergleichbar? Warum sind die Schachtelsätze des Barock heute so schwer zu lesen? Und was erzeugt den Stakkato-Sound in manchen zeitgenössischen Texten? - Solche Fragen stellt sich, wer Belletristik liest oder selbst in Blogs schreibt, ob er die Sprache eher über das Ohr aufnimmt oder in schriftlicher Form. Besonders aber interessiert es jeden, der sich- schriftlich oder mündlich - selbst sprachlich äußern will, ob privat oder in einem professionellen Rahmen oder gar als Autor und Übersetzer. Er stößt bald auf eine Reihe von Gegensätzen, die in der Sprache in Balance gehalten werden: Norm und Abweichung, Slang und Standardsprache, Dialekt und »Hochdeutsch«, prestigeträchtige und verpönte Varietäten und Formen, Migration und Mischsprachen, Modernisierung und Konservierung ... Das Interesse am »richtigen« (oder: angemessenen) Gebrauch der deutschen Sprache ist in den letzten Jahren enorm gewachsen - die Beschäftigung mit Geschichte der Sprache hilft dabei.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bloß nicht abschrecken lassen!, bittet Hans-Herbert Räkel, weder vom düsteren Einband noch von trockenen Wörtern wie Sprachgeschichte, denn "Im Bergwerk der Sprache" ist mal ein wirklich gelungenes Lesebuch zur deutschen Sprache, jenseits der allzu häufigen akademischen Selbstbefriedigung, findet der Rezensent. In sechzehn Essays zu jeweils zwanzig Seiten greifen sich die Autoren und Autorinnen einen kleinen Teilbereich der Sprache heraus und machen auf vergessene Spuren und neue Entwicklungen aufmerksam, die besonders dann aufleuchten, wenn es ans Übersetzen geht. Die allermeisten von ihnen sprechen sich nicht für eine pedantisch-regelkonforme Kunstsprache aus, sondern verteidigen ein lebendiges Deutsch, dessen Seele im Gebrauch und nicht in einer unterstellten Reinheit steckt. "Heidi is schon wech, weil ihr Schirm is nich mehr da" - auch ohne "der Schlamperei das Wort zu reden" darf man sich über populäre Normverletzungen freuen, findet der Rezensent und dankt den Herausgeberinnen Gabriele Leupold und Eveline Passet herzlich für dieses Buch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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