Bernstein - Fenster in die Vergangenheit Magie des Bernsteins: Er ist ein Stein und fühlt sich doch warm und lebendig an, schimmert in milden goldenen Farbtönen, kommt aus dem Meer und bewahrt in seinen Einschlüssen viele Millionen Jahre alte Tiere und Pflanzen des Waldes, als seien sie eben noch lebendig gewesen. Prächtige makroskopische Farbaufnahmen von Bernstein-Einschlüssen werden in diesem Band zu Teilen eines paläontologischen Puzzles, das die Autoren Schritt für Schritt zusammenfügen, bis wir den tropischen Bernsteinwald des nordeuropäischen Alttertiär vor uns sehen mit seiner vielfältigen Fauna von Insekten, aber auch Eidechsen, Vögeln und allerersten Säugetieren, und mit seiner reichen Flora von Moosen, Farnen und Blütenpflanzen. Wissenschaft und Schönheit vereinen sich in diesem großartigen Bildband. Immanuel Kant, der vor 250 Jahren seufzte: "Oh, wenn du reden könntest kleine Fliege. Wie ganz anders würde es um unsere Kenntnisse der Vergangenheit stehen!", hätte seine helle Freude an diesem Buch gehabt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2004Goldene Gräber
Käfer zählen zu den prächtigsten Schätzen, die der baltische Bernstein zu bieten hat. Faszinierend ist auch die Vielfalt. So repräsentiert der abgebildete Rüsselkäfer lediglich eine von bislang 200 Arten aus mehr als 70 Familien. Dabei ist erst ein kleiner Teil der Funde wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Das Harz des "Bernsteinwaldes", der sich vor etwa 40 bis 50 Millionen Jahren über eine riesige Fläche des Ur-Fennoskandinavien erstreckte, dürfte daher noch etliche Überraschungen bereithalten. In ihrem Buch "Im Bernsteinwald" lassen Wilfried Wichard und Wolfgang Weitschat die Tiere und Pflanzen jener Epoche wieder lebendig werden. Der Leser erfährt zunächst, wie Bernstein entstanden und ins Meer gelangt ist. Anschließend werden die Vorgänge erläutert, denen wir die Überlieferung der Tier- und Pflanzenleichen in ihren "goldenen Gräbern" verdanken. Das mit großformatigen Bildern ausgestattete Buch geleitet durch eine vergangene Welt mit Moosen, Farnen, Blüten und Blättern, in der sich vor allem Insekten, aber auch Spinnen, Tausendfüßer, Schnecken und anderes kleines Getier tummelten. Wenig erzählt der Bernstein indessen über Vögel, Säuger und andere Wirbeltiere. So war der Vorderkörper eines Geckos, der vor einigen Jahren entdeckt wurde, eine wissenschaftliche Sensation. (Der Band "Im Bernsteinwald" von Wilfried Wichard und Wolfgang Weitschat ist im Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004, erschienen. Er hat 168 Seiten und kostet 35 Euro.)
R.W.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Käfer zählen zu den prächtigsten Schätzen, die der baltische Bernstein zu bieten hat. Faszinierend ist auch die Vielfalt. So repräsentiert der abgebildete Rüsselkäfer lediglich eine von bislang 200 Arten aus mehr als 70 Familien. Dabei ist erst ein kleiner Teil der Funde wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Das Harz des "Bernsteinwaldes", der sich vor etwa 40 bis 50 Millionen Jahren über eine riesige Fläche des Ur-Fennoskandinavien erstreckte, dürfte daher noch etliche Überraschungen bereithalten. In ihrem Buch "Im Bernsteinwald" lassen Wilfried Wichard und Wolfgang Weitschat die Tiere und Pflanzen jener Epoche wieder lebendig werden. Der Leser erfährt zunächst, wie Bernstein entstanden und ins Meer gelangt ist. Anschließend werden die Vorgänge erläutert, denen wir die Überlieferung der Tier- und Pflanzenleichen in ihren "goldenen Gräbern" verdanken. Das mit großformatigen Bildern ausgestattete Buch geleitet durch eine vergangene Welt mit Moosen, Farnen, Blüten und Blättern, in der sich vor allem Insekten, aber auch Spinnen, Tausendfüßer, Schnecken und anderes kleines Getier tummelten. Wenig erzählt der Bernstein indessen über Vögel, Säuger und andere Wirbeltiere. So war der Vorderkörper eines Geckos, der vor einigen Jahren entdeckt wurde, eine wissenschaftliche Sensation. (Der Band "Im Bernsteinwald" von Wilfried Wichard und Wolfgang Weitschat ist im Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004, erschienen. Er hat 168 Seiten und kostet 35 Euro.)
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