Im Paris der frühen Sechzigerjahre
Schon als junges Mädchen ist Louki aus der Wohnung der Mutter, einer Platzanweiserin im Moulin Rouge, immer wieder weggelaufen. Den Vater hat sie nie gesehen. Ihren Mann, einen wohlsituierten Immobilienmakler, verließ sie ein Jahr nach der Heirat wieder. Sie verkehrt in einem esoterischen Zirkel, schnupft mit einer Freundin ab und zu ein bisschen »Schnee« und verliebt sich schließlich in den angehenden Schriftsteller Roland. Gemeinsam streifen sie tagelang durch die große Stadt. Im Café Le Condé, dem »Café der verlorenen Jugend« in Saint-Germain-des-Prés, glaubt Louki Zuflucht zu finden, während der Detektiv ihres Mannes schon ihre Spur aufgenommen hat.
Mit wunderbarer Leichtigkeit erschafft Patrick Modiano, der große zeitgenössische Literat Frankreichs, eine unvergleichliche Atmosphäre, in der das Paris der frühen Sechzigerjahre wiederaufersteht.
Schon als junges Mädchen ist Louki aus der Wohnung der Mutter, einer Platzanweiserin im Moulin Rouge, immer wieder weggelaufen. Den Vater hat sie nie gesehen. Ihren Mann, einen wohlsituierten Immobilienmakler, verließ sie ein Jahr nach der Heirat wieder. Sie verkehrt in einem esoterischen Zirkel, schnupft mit einer Freundin ab und zu ein bisschen »Schnee« und verliebt sich schließlich in den angehenden Schriftsteller Roland. Gemeinsam streifen sie tagelang durch die große Stadt. Im Café Le Condé, dem »Café der verlorenen Jugend« in Saint-Germain-des-Prés, glaubt Louki Zuflucht zu finden, während der Detektiv ihres Mannes schon ihre Spur aufgenommen hat.
Mit wunderbarer Leichtigkeit erschafft Patrick Modiano, der große zeitgenössische Literat Frankreichs, eine unvergleichliche Atmosphäre, in der das Paris der frühen Sechzigerjahre wiederaufersteht.
Patrick Modiano, der Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 2014, tanzt wehmütig und unwiderstehlich auf der Klaviatur der Gefühle. Kurier Wien 20141206
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.03.2012Bittersüße Melodie
Patrick Modianos "Café der verlorenen Jugend"
Die literarische Welt Frankreichs ist, wie viele Bereiche des öffentlichen Lebens, von verkappt religiösen oder monarchischen Ritualen geprägt. Schriftsteller können heiliggesprochen, sprich: in die "Pléiade"-Reihe bei Gallimard aufgenommen werden. Auf dem Weg dorthin gilt es Stufen zu erklimmen, eine mögliche ist, ein "Cahier de L'Herne" gewidmet zu bekommen. Patrick Modiano, Jahrgang 1945, ist die Ehre im Januar zuteilgeworden: Der großformatige Band ist prächtig und bietet ein äußerst interessantes Dossier zur Genese von "Dora Bruder" (1997), Briefe von Nathalie Sarraute bis Peter Handke, Fotos vom Autor und seinen Orten, wertvolle Aufzeichnungen. Wie Michel Tournier und J.-M. G. Le Clézio wird Modiano nun als Autor gehandelt, der bereits zu Lebzeiten seine "Pléiade"-Ausgabe erhalten könnte - eine seltene Auszeichnung. Das literarische Internet des Nachbarlands tut das Seinige mit einer Website, die den Link auf ein Modiano-Lexikon enthält: "lereseaumodiano.blogspot.com". Ein Grund mehr, sich Modianos nun übersetzten Roman "Im Café der verlorenen Jugend" (im Original 2007) genau anzusehen.
Condé-en-Brie ist ein kleiner Ort im Nordosten Frankreichs, der durch die Familie der Condé, eines Zweigs der Bourbonen, eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Landes gespielt hat. Etymologisch verweist "Condé" auf einen Zusammenfluss von Wasserläufen. Genau das ist das fiktive "Café Condé" in Modianos neuem Roman: ein Zusammenfluss von Lebensläufen und Erzählstimmen, die sich kurz vereinigen, dann jedoch wieder auseinandergehen. Und es ist der Ort des Verfließens von Zeit, das große Thema, das Modianos Werk durchzieht und das er hier auf besonders feine und melancholische Weise gestaltet.
Auf den ersten Blick wirkt die "verlorene Jugend" eher fröhlich: Es ist eine Gruppe sorgloser junger Leute, die Ende der fünfziger oder Anfang der sechziger Jahre im Quartier Latin wohnen. Fast zwangsläufig landen sie im "Condé": "Ich habe immer geglaubt, dass manche Orte Magnete sind und dass man angezogen wird, sobald man in ihre Nähe kommt. Und zwar auf unmerkliche Weise, ohne dass man etwas ahnt. Eine abschüssige Straße kann schon genügen, ein sonniges Trottoir oder ebenso gut ein Trottoir im Schatten." Das "Condé" ist so ein Ort, die junge Boheme verbringt dort kalte Wintertage und Nächte mit viel Alkohol. Es sind obskure Schriftsteller wie Bowing oder Larronde, meist Anfang zwanzig, aber auch ältere Müßiggänger wie Doktor Vala. Manche, etwa Adamov und Maurice Raphaël, tragen eine Vergangenheit aus der Okkupation mit sich herum. Andere sind weiße Blätter, wie jener anonyme Student der École Supérieure des Mines, der den ersten Abschnitt erzählt. Einige Namen verweisen auf reale Personen, und das Gruppenfoto allgemein hat, wie das Motto von Guy Debord und Äußerungen Modianos belegen, die Situationisten zum Vorbild, eine ästhetisch orientierte linke Splittergruppe.
Die weiteren Erzähler sind der Detektiv Pierre Caisley, der angehende Schriftsteller Roland, ein Alter Ego des Autors, und vor allem Louki. Jacqueline Choureau, geborene Delanque, vom "Condé" Louki getauft, steht im Zentrum des Romans: Wie in "Dora Bruder" und in "Hochzeitsreise" (1990) setzt Modiano eine geheimnisvolle junge Frau in Szene. Neu ist, dass gleich drei Erzähler ihr nachspüren - neu ist vor allem, dass sie selbst zu Wort kommt. Allerdings nicht sofort, Modiano nähert sich ihr vorsichtig, der Student und der Detektiv kreisen die Mysteriöse ein: Sie ist zweiundzwanzig, gepflegt und erscheint sporadisch im "Condé", und zwar immer durch die "Schattentür", den Seiteneingang; Unbekannte forschen ihr nach, und eines Tages löst sie sich in Luft auf.
Schritt für Schritt enthüllt sich ihr Bild: Louki ist am Fuß von Montmartre aufgewachsen, die Mutter war Tänzerin im "Moulin Rouge". Als Jugendliche streunt sie, lernt die zwielichtige Jeannette Gaul kennen, sammelt Erfahrungen mit Männern und Drogen. Auf einen Schlag beginnt sie Leben Nummer zwei, heiratet Jean-Pierre Choureau, einen Immobilienhändler aus dem schicken Neuilly. Die bürgerliche Existenz wird ihr ebenfalls zu eng, sie sucht Orientierung bei Guy de Vere, einem Guru, der Lektüren wie "Der verlorene Horizont", den Tibet-Roman von James Hilton, empfiehlt. Roland wird ihr Liebhaber, es ist "die Begegnung zweier Menschen, die keine Verankerung hatten im Leben". Louki verlässt ihren Mann, lebt in Hotels, geht ins "Condé". Schließlich hat sie auch das dritte Leben satt und verschwindet endgültig.
Modiano liebt Spurensuchen. Vieles erfährt der Leser durch die Schnüffeleien des Ermittlers, den der verlassene Ehemann engagiert hat. Modiano berichtet im Rückblick und lässt Figuren aus Recherchen erstehen, aus Protokollen und Behördenvermerken. Anders als sein skandalumwitterter Erstling "Place de l'Étoile" von 1968, der erst 2010 ins Deutsche übersetzt wurde, in Stil und Gestus nahelegt, ist Modiano kein Sohn Célines, sondern ein Enkel Prousts. Seine Bücher - von der preisgekrönten "Gasse der dunklen Läden" (1978) bis zu "Dora Bruder", der Recherche um ein deportiertes jüdisches Mädchen - zeigen Modiano als Schmetterlingsjäger, der die flatternden Seelen fangen möchte, als Detektiv der flüchtigen Zeit, dessen Madeleines eben Register, Notizen oder Fotos sind. So prosaische "Fixpunkte" wie eine Autowerkstatt gewinnen existentielle Bedeutung: "Das mochte lächerlich wirken, es war aber wichtig. Denn sonst hat man irgendwann überhaupt keinen Bezugspunkt mehr im Leben."
Mit "Im Café der verlorenen Jugend" geht Modiano einen Schritt weiter, er bricht die lineare Suche auf und lässt die Erzählstimme wandern. Das verschärft die Botschaft: Zwar hört der Leser Loukis Stimme, erfährt ihre Geschichte aus ihrem eigenen Mund. Ihr Charakter gewinnt an Kontur, eine Konstante etwa ist der Drang nach Freiheit, nach Entgrenzung. Am Ende bleibt die junge Frau dennoch ein Rätsel. In seinem beiläufigen, bilderarmen Stil, von Elisabeth Edl souverän übersetzt, führt Modiano mit Radikalität die Unergründlichkeit des Menschen vor, der selbst dann ein Geheimnis bleibt, wenn man seine Gedanken liest. Schließlich bleibt nur die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Vergangenen, ein unerfüllbarer Wunsch, den Roland im Anschluss an Nietzsche formuliert.
Auf der Ebene des Werks freilich ist die Wiederkunft ein Faktum: Die bittersüße Melodie der Erinnerung, die Aufladung der Pariser Topographie mit historischer und persönlicher Bedeutung, die ewige Suche nach dem anderen, die Trauerarbeit ob der immer schon verlorenen Zeit - all das kehrt von Roman zu Roman wieder. Seine Leserschaft liebt ihn dafür, Modiano selbst hingegen fürchtet die Wiederholung, wie er in Interviews mitgeteilt hat. Nicht ganz zu Unrecht: Auch "Im Café der verlorenen Jugend" ist einer jener schmalen Bände, die den Leser für einen Nachmittag ins Paris der Nachkriegsjahre entführen. Wie gewohnt bietet er nostalgisches Vergnügen ohne Reue - auch ohne Erschütterung.
NIKLAS BENDER
Patrick Modiano: "Im Café der verlorenen Jugend". Roman.
Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Hanser Verlag, München 2012. 158 S., geb., 16,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Patrick Modianos "Café der verlorenen Jugend"
Die literarische Welt Frankreichs ist, wie viele Bereiche des öffentlichen Lebens, von verkappt religiösen oder monarchischen Ritualen geprägt. Schriftsteller können heiliggesprochen, sprich: in die "Pléiade"-Reihe bei Gallimard aufgenommen werden. Auf dem Weg dorthin gilt es Stufen zu erklimmen, eine mögliche ist, ein "Cahier de L'Herne" gewidmet zu bekommen. Patrick Modiano, Jahrgang 1945, ist die Ehre im Januar zuteilgeworden: Der großformatige Band ist prächtig und bietet ein äußerst interessantes Dossier zur Genese von "Dora Bruder" (1997), Briefe von Nathalie Sarraute bis Peter Handke, Fotos vom Autor und seinen Orten, wertvolle Aufzeichnungen. Wie Michel Tournier und J.-M. G. Le Clézio wird Modiano nun als Autor gehandelt, der bereits zu Lebzeiten seine "Pléiade"-Ausgabe erhalten könnte - eine seltene Auszeichnung. Das literarische Internet des Nachbarlands tut das Seinige mit einer Website, die den Link auf ein Modiano-Lexikon enthält: "lereseaumodiano.blogspot.com". Ein Grund mehr, sich Modianos nun übersetzten Roman "Im Café der verlorenen Jugend" (im Original 2007) genau anzusehen.
Condé-en-Brie ist ein kleiner Ort im Nordosten Frankreichs, der durch die Familie der Condé, eines Zweigs der Bourbonen, eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Landes gespielt hat. Etymologisch verweist "Condé" auf einen Zusammenfluss von Wasserläufen. Genau das ist das fiktive "Café Condé" in Modianos neuem Roman: ein Zusammenfluss von Lebensläufen und Erzählstimmen, die sich kurz vereinigen, dann jedoch wieder auseinandergehen. Und es ist der Ort des Verfließens von Zeit, das große Thema, das Modianos Werk durchzieht und das er hier auf besonders feine und melancholische Weise gestaltet.
Auf den ersten Blick wirkt die "verlorene Jugend" eher fröhlich: Es ist eine Gruppe sorgloser junger Leute, die Ende der fünfziger oder Anfang der sechziger Jahre im Quartier Latin wohnen. Fast zwangsläufig landen sie im "Condé": "Ich habe immer geglaubt, dass manche Orte Magnete sind und dass man angezogen wird, sobald man in ihre Nähe kommt. Und zwar auf unmerkliche Weise, ohne dass man etwas ahnt. Eine abschüssige Straße kann schon genügen, ein sonniges Trottoir oder ebenso gut ein Trottoir im Schatten." Das "Condé" ist so ein Ort, die junge Boheme verbringt dort kalte Wintertage und Nächte mit viel Alkohol. Es sind obskure Schriftsteller wie Bowing oder Larronde, meist Anfang zwanzig, aber auch ältere Müßiggänger wie Doktor Vala. Manche, etwa Adamov und Maurice Raphaël, tragen eine Vergangenheit aus der Okkupation mit sich herum. Andere sind weiße Blätter, wie jener anonyme Student der École Supérieure des Mines, der den ersten Abschnitt erzählt. Einige Namen verweisen auf reale Personen, und das Gruppenfoto allgemein hat, wie das Motto von Guy Debord und Äußerungen Modianos belegen, die Situationisten zum Vorbild, eine ästhetisch orientierte linke Splittergruppe.
Die weiteren Erzähler sind der Detektiv Pierre Caisley, der angehende Schriftsteller Roland, ein Alter Ego des Autors, und vor allem Louki. Jacqueline Choureau, geborene Delanque, vom "Condé" Louki getauft, steht im Zentrum des Romans: Wie in "Dora Bruder" und in "Hochzeitsreise" (1990) setzt Modiano eine geheimnisvolle junge Frau in Szene. Neu ist, dass gleich drei Erzähler ihr nachspüren - neu ist vor allem, dass sie selbst zu Wort kommt. Allerdings nicht sofort, Modiano nähert sich ihr vorsichtig, der Student und der Detektiv kreisen die Mysteriöse ein: Sie ist zweiundzwanzig, gepflegt und erscheint sporadisch im "Condé", und zwar immer durch die "Schattentür", den Seiteneingang; Unbekannte forschen ihr nach, und eines Tages löst sie sich in Luft auf.
Schritt für Schritt enthüllt sich ihr Bild: Louki ist am Fuß von Montmartre aufgewachsen, die Mutter war Tänzerin im "Moulin Rouge". Als Jugendliche streunt sie, lernt die zwielichtige Jeannette Gaul kennen, sammelt Erfahrungen mit Männern und Drogen. Auf einen Schlag beginnt sie Leben Nummer zwei, heiratet Jean-Pierre Choureau, einen Immobilienhändler aus dem schicken Neuilly. Die bürgerliche Existenz wird ihr ebenfalls zu eng, sie sucht Orientierung bei Guy de Vere, einem Guru, der Lektüren wie "Der verlorene Horizont", den Tibet-Roman von James Hilton, empfiehlt. Roland wird ihr Liebhaber, es ist "die Begegnung zweier Menschen, die keine Verankerung hatten im Leben". Louki verlässt ihren Mann, lebt in Hotels, geht ins "Condé". Schließlich hat sie auch das dritte Leben satt und verschwindet endgültig.
Modiano liebt Spurensuchen. Vieles erfährt der Leser durch die Schnüffeleien des Ermittlers, den der verlassene Ehemann engagiert hat. Modiano berichtet im Rückblick und lässt Figuren aus Recherchen erstehen, aus Protokollen und Behördenvermerken. Anders als sein skandalumwitterter Erstling "Place de l'Étoile" von 1968, der erst 2010 ins Deutsche übersetzt wurde, in Stil und Gestus nahelegt, ist Modiano kein Sohn Célines, sondern ein Enkel Prousts. Seine Bücher - von der preisgekrönten "Gasse der dunklen Läden" (1978) bis zu "Dora Bruder", der Recherche um ein deportiertes jüdisches Mädchen - zeigen Modiano als Schmetterlingsjäger, der die flatternden Seelen fangen möchte, als Detektiv der flüchtigen Zeit, dessen Madeleines eben Register, Notizen oder Fotos sind. So prosaische "Fixpunkte" wie eine Autowerkstatt gewinnen existentielle Bedeutung: "Das mochte lächerlich wirken, es war aber wichtig. Denn sonst hat man irgendwann überhaupt keinen Bezugspunkt mehr im Leben."
Mit "Im Café der verlorenen Jugend" geht Modiano einen Schritt weiter, er bricht die lineare Suche auf und lässt die Erzählstimme wandern. Das verschärft die Botschaft: Zwar hört der Leser Loukis Stimme, erfährt ihre Geschichte aus ihrem eigenen Mund. Ihr Charakter gewinnt an Kontur, eine Konstante etwa ist der Drang nach Freiheit, nach Entgrenzung. Am Ende bleibt die junge Frau dennoch ein Rätsel. In seinem beiläufigen, bilderarmen Stil, von Elisabeth Edl souverän übersetzt, führt Modiano mit Radikalität die Unergründlichkeit des Menschen vor, der selbst dann ein Geheimnis bleibt, wenn man seine Gedanken liest. Schließlich bleibt nur die Hoffnung auf eine Wiederkehr des Vergangenen, ein unerfüllbarer Wunsch, den Roland im Anschluss an Nietzsche formuliert.
Auf der Ebene des Werks freilich ist die Wiederkunft ein Faktum: Die bittersüße Melodie der Erinnerung, die Aufladung der Pariser Topographie mit historischer und persönlicher Bedeutung, die ewige Suche nach dem anderen, die Trauerarbeit ob der immer schon verlorenen Zeit - all das kehrt von Roman zu Roman wieder. Seine Leserschaft liebt ihn dafür, Modiano selbst hingegen fürchtet die Wiederholung, wie er in Interviews mitgeteilt hat. Nicht ganz zu Unrecht: Auch "Im Café der verlorenen Jugend" ist einer jener schmalen Bände, die den Leser für einen Nachmittag ins Paris der Nachkriegsjahre entführen. Wie gewohnt bietet er nostalgisches Vergnügen ohne Reue - auch ohne Erschütterung.
NIKLAS BENDER
Patrick Modiano: "Im Café der verlorenen Jugend". Roman.
Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Hanser Verlag, München 2012. 158 S., geb., 16,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.03.2012Wenn die Schattentür sich öffnet
In seinem neuen Roman erinnert der französische Schriftsteller Patrick Modiano an eine reine, nie vergehende Gegenwart: „Im Café der verlorenen Jugend“
Der Herbst kann in Paris elektrisch aufgeladen sein, da geben einem die kürzer werdenden Tage das Gefühl, alles sei möglich. In manchen Jahren ist das besonders ausgeprägt, und Patrick Modiano ruft in seinem neuen Roman jene Zeit auf, die dafür idealtypisch wurde: den Anfang der sechziger Jahre, als es noch die geeigneten Cafés dafür gab, irgendwo in der Nähe des Odéon etwa, an einer Straßenecke.
Das „Condé“ wird frequentiert von versprengten jüngeren Leuten. Ein paar Mal werden, in wechselnden Zusammensetzungen, die Namen derer genannt, die dort verkehren, eine vage Mischung aus Vor- und Spitznamen: Jean-Michel, Fred, Tarzan, Zacharias, Mireille oder La Houpa. Die meisten sind zwischen 19 und 25 Jahre alt, und was wir über sie erfahren, ist vieldeutig und unsicher. Vier Personen erzählen hintereinander davon, lange nach den Ereignissen, und sie wissen voneinander weniger, als sie glauben. „Streunende Hunde“ nennt Madame Chadly, die Wirtin, ihre Stammgäste im Nachhinein, und der desillusionierte Privatdetektiv Caisley stellt fest: „Ich muss gestehen, während ich sie aus der Nähe beobachtete, machte ich mir Sorgen um ihre Zukunft.“ Und das liegt nicht nur an den „riesigen Alkoholmengen“, die im in dieser Zeit noch reichlich abgewrackten Viertel um Saint-Germain-des-Prés fließen – „in den friedlichen Cafés des Quartier Latin hätte man nie so viel getrunken“.
Das „Condé“ ist ein Treffpunkt dessen, „was ein rührseliger Philosoph ‚die verlorene Jugend‘ nannte“ – so definiert es der ehemalige Bergbau-Student, der als Erster spricht. Mit der Doppelbedeutung der „verlorenen Jugend“ spielt Patrick Modiano in seinem Buch die ganze Zeit: es ist, im Rückblick, auch ein Sehnsuchtsmotiv. Und nicht nur in der „nouvelle vague“, die einem bei den leicht verhangenen Bildern des Textes unvermeidlich in den Sinn kommt, steht für diese im Grunde frei fluktuierende Sehnsucht eine Frau. Es geht um Louki, sie ist die dritte der vier Personen, deren Stimme wir hören, aber in der genau austarierten Konstruktion Modianos verstärkt sie durch ihre exakte Rede noch das Geheimnis, das die anderen um sie schüren.
Der namenlose Bergbau-Aspirant des Anfangs umreißt zunächst allgemein das Szenario: Louki tritt in seiner Erinnerung an das „Condé“ immer wieder ins Bild, als eine unbekannte Person, die ab einem gewissen Zeitpunkt zu den Stammgästen gehört, aber eher am Rand bleibt und wenig Aufhebens von sich macht. Die unscheinbare zweite, die „Schattentür“ zum Café, durch die sie jedes Mal kommt, wird zu einem Leitmotiv. Heute aber sitzt der damalige Beobachter in seinem „Büro“ und sinnt über einen nie dagewesenen Moment nach: er habe sich die ganze Zeit danach gesehnt, dass die anderen im „Condé“ endlich sagen würden, er solle sein Bergbaustudium abbrechen – als ahnte er schon das kommende „Grau-in-Grau des Lebens“. Louki, von der er kaum etwas weiß, wird dabei zu einer idealen Projektionsfläche. Eine andere Perspektive erhellt später seine Position erst genauer: Roland, der zeitweilige Freund von Louki, erzählt beiläufig, dass der junge Bergbau-Student aus dem „Condé“, den sie einmal zufällig getroffen hätten, sie ratlos gefragt habe, ob er weiterstudieren solle – und Louki habe erwidert, sie misstraue allen Schulen und Lehranstalten.
Auf dieser Klaviatur von Sehnsucht und Vergeblichkeit spielt Modiano in mehreren Varianten. Nicht nur der Bergbaustudent, auch der Privatdetektiv sowie Loukis Freund Robert, ein Schriftsteller, entwerfen im Bilde Loukis ihre eigenen Lebensentwürfen. Und je konkreter die Details werden, die man von Louki erfährt, desto mehr entzieht sie sich. Caisley, der Privatdetektiv, wird von einem gewissen Choureau engagiert, der sich als Ehemann Loukis herausstellt: ein um 15 Jahre älterer Immobilienmakler, in dessen anonymer Vorstadtwohnung sie es ein knappes Jahr ausgehalten hat und danach verschwunden ist. Der Ehemann weiß kaum etwas über sie, und alles, was er noch hat, sind zwei Automatenfotos, die sie vergessen hat, und hier wird Louki das einzige Mal etwas näher beschrieben: „Braunes Haar, helle Augen und eines jener Profile, die so rein sind, dass sogar ein anthropometrisches Foto Charme ausstrahlt.“
Caisley, eine Mischung aus Philip Marlowe und dem „Fremden“ von Camus, bekommt heraus: Louki ist im Alter von 15 Jahren zweimal als Ausreißerin von der Polizei geschnappt worden. Die Lust, Brücken abzubrechen, sich in ein anderes Leben aufzumachen, überträgt sich auf Caisley umso stärker, je mehr er sich auf sie einlässt. Die Entdeckung, dass er viel eher auf ihrer Seite steht als auf derjenigen seines Auftraggebers, ergibt sich wie selbstverständlich. Und auch Robert, der angehende Schriftsteller, beschreibt zwar konkrete Situationen und scharf umrissene Details, aber immer größer wird dadurch etwas, was er nicht genau erfassen kann und in dessen Zentrum Louki steht. Dieser Roman besteht aus sehr genauen Schilderungen, und das Spannende dabei ist das, was nur evoziert werden kann und in suggestiven atmosphärischen Szenen einmal näher und einmal ferner umkreist wird.
Als Louki zum ersten Mal die ganze Nacht über bei Robert bleibt und nicht zu ihrem Mann zurückkehrt, beginnt er, seine Erzählung über „neutrale Zonen“ zu schreiben – hier liegt der Kern des Geschehens, hier decken sich Roberts Vorstellungen mit den Suchbewegungen Loukis, und dies ist auch der Dreh- und Angelpunkt von Modianos Roman. Als „neutrale Zonen“ sieht Robert die Viertel von Paris, die nicht eindeutig definierbar sind, die Möglichkeiten anonymer Verstecke, in denen als verschollen gemeldete Personen existieren können, die „schwarzen Löcher“ unserer Existenz. Und Louki spricht einmal von einem Rausch, in dem es nur noch das „Blau des Himmels und die Leere“ gebe. Dass aus dem „Condé“ mittlerweile ein austauschbares Lederwarengeschäft geworden ist und das Odéon-Viertel ein Spielplatz der Investoren, macht die Sehnsüchte der hier handelnden Personen umso realer – ja, erst in der in diesem Roman gefundenen Form scheinen die geschilderten Ereignisse Wirklichkeit zu werden.
Das „Café der verlorenen Jugend“ entwickelt ein eigenes, nicht restlos auflösbares Bilder-und-Metaphern-System. Durch die Figur Loukis erhält es aber deutliche Konturen. Modiano baut dabei die Selbstdarstellung Loukis raffiniert in die Erzählungen der drei anderen Personen ein und schafft so ein sich schier endlos fortsetzendes Spiegelkabinett. Denn Louki schreibt in jener reinen Gegenwart, in der die anderen gern leben möchten, und die Art, wie sie dann aus dem Geschehen heraustritt, bildet die äußerste Konsequenz davon. Modiano erinnert mit diesem Roman, der vielleicht sein reinster und schönster ist, daran, was Literatur einmal war und immer wieder sein kann.
HELMUT BÖTTIGER
PATRICK MODIANO: Im Café der verlorenen Jugend. Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Carl Hanser Verlag, München 2012. 157 Seiten, 16,90 Euro.
Das „Condé“ ist mittlerweile
ein austauschbares
Lederwarengeschäft geworden
Patrick Modiano in seiner Wohnung in Paris Foto: J.C. Smith/laif
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
In seinem neuen Roman erinnert der französische Schriftsteller Patrick Modiano an eine reine, nie vergehende Gegenwart: „Im Café der verlorenen Jugend“
Der Herbst kann in Paris elektrisch aufgeladen sein, da geben einem die kürzer werdenden Tage das Gefühl, alles sei möglich. In manchen Jahren ist das besonders ausgeprägt, und Patrick Modiano ruft in seinem neuen Roman jene Zeit auf, die dafür idealtypisch wurde: den Anfang der sechziger Jahre, als es noch die geeigneten Cafés dafür gab, irgendwo in der Nähe des Odéon etwa, an einer Straßenecke.
Das „Condé“ wird frequentiert von versprengten jüngeren Leuten. Ein paar Mal werden, in wechselnden Zusammensetzungen, die Namen derer genannt, die dort verkehren, eine vage Mischung aus Vor- und Spitznamen: Jean-Michel, Fred, Tarzan, Zacharias, Mireille oder La Houpa. Die meisten sind zwischen 19 und 25 Jahre alt, und was wir über sie erfahren, ist vieldeutig und unsicher. Vier Personen erzählen hintereinander davon, lange nach den Ereignissen, und sie wissen voneinander weniger, als sie glauben. „Streunende Hunde“ nennt Madame Chadly, die Wirtin, ihre Stammgäste im Nachhinein, und der desillusionierte Privatdetektiv Caisley stellt fest: „Ich muss gestehen, während ich sie aus der Nähe beobachtete, machte ich mir Sorgen um ihre Zukunft.“ Und das liegt nicht nur an den „riesigen Alkoholmengen“, die im in dieser Zeit noch reichlich abgewrackten Viertel um Saint-Germain-des-Prés fließen – „in den friedlichen Cafés des Quartier Latin hätte man nie so viel getrunken“.
Das „Condé“ ist ein Treffpunkt dessen, „was ein rührseliger Philosoph ‚die verlorene Jugend‘ nannte“ – so definiert es der ehemalige Bergbau-Student, der als Erster spricht. Mit der Doppelbedeutung der „verlorenen Jugend“ spielt Patrick Modiano in seinem Buch die ganze Zeit: es ist, im Rückblick, auch ein Sehnsuchtsmotiv. Und nicht nur in der „nouvelle vague“, die einem bei den leicht verhangenen Bildern des Textes unvermeidlich in den Sinn kommt, steht für diese im Grunde frei fluktuierende Sehnsucht eine Frau. Es geht um Louki, sie ist die dritte der vier Personen, deren Stimme wir hören, aber in der genau austarierten Konstruktion Modianos verstärkt sie durch ihre exakte Rede noch das Geheimnis, das die anderen um sie schüren.
Der namenlose Bergbau-Aspirant des Anfangs umreißt zunächst allgemein das Szenario: Louki tritt in seiner Erinnerung an das „Condé“ immer wieder ins Bild, als eine unbekannte Person, die ab einem gewissen Zeitpunkt zu den Stammgästen gehört, aber eher am Rand bleibt und wenig Aufhebens von sich macht. Die unscheinbare zweite, die „Schattentür“ zum Café, durch die sie jedes Mal kommt, wird zu einem Leitmotiv. Heute aber sitzt der damalige Beobachter in seinem „Büro“ und sinnt über einen nie dagewesenen Moment nach: er habe sich die ganze Zeit danach gesehnt, dass die anderen im „Condé“ endlich sagen würden, er solle sein Bergbaustudium abbrechen – als ahnte er schon das kommende „Grau-in-Grau des Lebens“. Louki, von der er kaum etwas weiß, wird dabei zu einer idealen Projektionsfläche. Eine andere Perspektive erhellt später seine Position erst genauer: Roland, der zeitweilige Freund von Louki, erzählt beiläufig, dass der junge Bergbau-Student aus dem „Condé“, den sie einmal zufällig getroffen hätten, sie ratlos gefragt habe, ob er weiterstudieren solle – und Louki habe erwidert, sie misstraue allen Schulen und Lehranstalten.
Auf dieser Klaviatur von Sehnsucht und Vergeblichkeit spielt Modiano in mehreren Varianten. Nicht nur der Bergbaustudent, auch der Privatdetektiv sowie Loukis Freund Robert, ein Schriftsteller, entwerfen im Bilde Loukis ihre eigenen Lebensentwürfen. Und je konkreter die Details werden, die man von Louki erfährt, desto mehr entzieht sie sich. Caisley, der Privatdetektiv, wird von einem gewissen Choureau engagiert, der sich als Ehemann Loukis herausstellt: ein um 15 Jahre älterer Immobilienmakler, in dessen anonymer Vorstadtwohnung sie es ein knappes Jahr ausgehalten hat und danach verschwunden ist. Der Ehemann weiß kaum etwas über sie, und alles, was er noch hat, sind zwei Automatenfotos, die sie vergessen hat, und hier wird Louki das einzige Mal etwas näher beschrieben: „Braunes Haar, helle Augen und eines jener Profile, die so rein sind, dass sogar ein anthropometrisches Foto Charme ausstrahlt.“
Caisley, eine Mischung aus Philip Marlowe und dem „Fremden“ von Camus, bekommt heraus: Louki ist im Alter von 15 Jahren zweimal als Ausreißerin von der Polizei geschnappt worden. Die Lust, Brücken abzubrechen, sich in ein anderes Leben aufzumachen, überträgt sich auf Caisley umso stärker, je mehr er sich auf sie einlässt. Die Entdeckung, dass er viel eher auf ihrer Seite steht als auf derjenigen seines Auftraggebers, ergibt sich wie selbstverständlich. Und auch Robert, der angehende Schriftsteller, beschreibt zwar konkrete Situationen und scharf umrissene Details, aber immer größer wird dadurch etwas, was er nicht genau erfassen kann und in dessen Zentrum Louki steht. Dieser Roman besteht aus sehr genauen Schilderungen, und das Spannende dabei ist das, was nur evoziert werden kann und in suggestiven atmosphärischen Szenen einmal näher und einmal ferner umkreist wird.
Als Louki zum ersten Mal die ganze Nacht über bei Robert bleibt und nicht zu ihrem Mann zurückkehrt, beginnt er, seine Erzählung über „neutrale Zonen“ zu schreiben – hier liegt der Kern des Geschehens, hier decken sich Roberts Vorstellungen mit den Suchbewegungen Loukis, und dies ist auch der Dreh- und Angelpunkt von Modianos Roman. Als „neutrale Zonen“ sieht Robert die Viertel von Paris, die nicht eindeutig definierbar sind, die Möglichkeiten anonymer Verstecke, in denen als verschollen gemeldete Personen existieren können, die „schwarzen Löcher“ unserer Existenz. Und Louki spricht einmal von einem Rausch, in dem es nur noch das „Blau des Himmels und die Leere“ gebe. Dass aus dem „Condé“ mittlerweile ein austauschbares Lederwarengeschäft geworden ist und das Odéon-Viertel ein Spielplatz der Investoren, macht die Sehnsüchte der hier handelnden Personen umso realer – ja, erst in der in diesem Roman gefundenen Form scheinen die geschilderten Ereignisse Wirklichkeit zu werden.
Das „Café der verlorenen Jugend“ entwickelt ein eigenes, nicht restlos auflösbares Bilder-und-Metaphern-System. Durch die Figur Loukis erhält es aber deutliche Konturen. Modiano baut dabei die Selbstdarstellung Loukis raffiniert in die Erzählungen der drei anderen Personen ein und schafft so ein sich schier endlos fortsetzendes Spiegelkabinett. Denn Louki schreibt in jener reinen Gegenwart, in der die anderen gern leben möchten, und die Art, wie sie dann aus dem Geschehen heraustritt, bildet die äußerste Konsequenz davon. Modiano erinnert mit diesem Roman, der vielleicht sein reinster und schönster ist, daran, was Literatur einmal war und immer wieder sein kann.
HELMUT BÖTTIGER
PATRICK MODIANO: Im Café der verlorenen Jugend. Aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Carl Hanser Verlag, München 2012. 157 Seiten, 16,90 Euro.
Das „Condé“ ist mittlerweile
ein austauschbares
Lederwarengeschäft geworden
Patrick Modiano in seiner Wohnung in Paris Foto: J.C. Smith/laif
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Ingeborg Waldinger geht auf eine Zeitreise ins Paris der frühen sechziger Jahre, genauer: in ein Café der Bohème, in das, neben vielen realen Autoren, auch die Heldin aus Modianos "feinem" Roman, eine Frau, die bald jeder "Louki" nennt, aufschlägt. Nicht, dass man sie voll und ganz kennenlernen würde, "ihre Konturen bleiben unscharf", bemerkt die Rezensentin. Dies dürfte wohl an den vier, von Waldinger ausführlich beschriebenen Erzählperspektiven liegen, die Louki in je einzelnen Kapiteln umkreisen, die letzte davon, in ein Alter Ego gespiegelt, die des Autors selbst, der sich auf Spurensuche nach dem verschütteten, kaum mehr rekonstruierbaren Bohème-Paris begibt. Damit gelinge Modiano ein "Chanson triste" auf das alte Paris, seufzt die Rezensentin, die nun ihrerseits die Welt ein Stück weit mehr als im stetigen Vergehen begriffen sieht.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH