Heutzutage steht das Phänomen des Dialogs hoch im Kurs, der in gut gemeinter Abhebung zu den endlosen Monologen in Kirche und Politik angepriesen wird. Wir hören vom Dialog der Weltreligionen, von Dialogprojekten und Dialogprozessen. Allgemein verbreitet ist die Überzeugung: Es ist gut und wichtig, miteinander zu reden. Aber reden wir tatsächlich miteinander oder reden wir aneinander vorbei? Hören wir einander mit echter Anteilnahme und Einfühlungsvermögen aktiv zu? Oder handelt es sich bei unseren Gesprächen mehr oder weniger darum, die eigenen Überzeugungen und Vorurteile an den Mann zu bringen und nach Möglichkeit durchzusetzen? Lassen wir uns von unseren Gesprächspartnern innerlich bewegen? Wer all dies bedenkt, der wird ermessen können, wie weit der Weg zu einem echten und ehrlichen Dialog mit Gott noch ist, der ja bekanntlich auch Betroffenheit, Reue, Besinnung, Umkehr und geistiges Wachstum beinhaltet. Die vorliegenden Betrachtungen, die als ein geistliches Tagebuch niedergeschrieben worden sind, möchten nicht nur der christlichen Selbstvergewisserung im Dialog mit Gott dienen, sondern auch einen Beitrag zur so genannten theologischen Gnadenlehre leisten.