Eine bizarre Junggesellinnenparty. Ein Spiel, das aus dem Ruder läuft.
Manche Partys sind gut, manche sind schlecht. Diese hier ist tödlich.
Als Nora, 26, eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer ehemals besten Freundin Clare bekommt, ist sie mehr als überrascht. Sie hat Clare seit zehn Jahren nicht gesehen. Seit dem Vorfall damals, den Nora nie ganz überwunden hat... Und jetzt aus heiterem Himmel diese Einladung. Ein idyllisches Wochenende in einem Haus tief in den winterlichen Wäldern Nordenglands ist geplant. Was kann es schon schaden? Nora gibt sich einen Ruck und fährt hin. Doch etwas geht schief. Grauenvoll schief.
Manche Partys sind gut, manche sind schlecht. Diese hier ist tödlich.
Als Nora, 26, eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer ehemals besten Freundin Clare bekommt, ist sie mehr als überrascht. Sie hat Clare seit zehn Jahren nicht gesehen. Seit dem Vorfall damals, den Nora nie ganz überwunden hat... Und jetzt aus heiterem Himmel diese Einladung. Ein idyllisches Wochenende in einem Haus tief in den winterlichen Wäldern Nordenglands ist geplant. Was kann es schon schaden? Nora gibt sich einen Ruck und fährt hin. Doch etwas geht schief. Grauenvoll schief.
"Ich habe das Buch auf jeden Fall in einem Rutsch durchgelesen, fand es unterhaltsam, lustig und auch zum Gruseln (vor allem auf menschlicher Ebene)."
Sabine Melchior, lizzynet.de 04.10.2016
Sabine Melchior, lizzynet.de 04.10.2016
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.01.2017Gewarnt wird vor Islamisten
Krimis in Kürze: Ruth Ware, Kathrin Lange, Fabio Paretta
Wenn es anfängt, ist das Schlimmste schon passiert. Zugleich jedoch wartet es noch auf einen, denn die Ich-Erzählerin liegt mit stark geschädigtem Erinnerungsvermögen im Krankenhaus. Das ist die Ausgangssituation in Ruth Wares Thriller "Im dunklen, dunklen Wald" (dtv, 384 S., br., 15,90 [Euro]): nicht gerade originell, aber immer eine brauchbare Spieleröffnung. Es kommt halt alles auf die nächsten Züge an.
Nora, die Ich-Erzählerin, ist zu einem Junggesellinnenabschied eingeladen. Ihre einst beste Freundin Clare, zu der sie den Kontakt verloren hat, wird heiraten, und zwar einen Mann, mit dem Nora vor Jahren zusammen war. In einem Haus mitten im Wald kommen die insgesamt sechs Mittzwanziger zusammen. Es ist nun aber nicht irgendein Haus, sondern ein Designerobjekt mit viel Glas, von allen Seiten transparent, eine paradoxe Bühne, weil es im Wald weder ein Publikum noch sonderlich viel zu sehen gibt. Es knistert und knackt nicht nur draußen, sondern auch drinnen zwischen den Gästen. Ruth Ware unterbricht die Zuspitzung der Konflikte immer wieder durch die Rückkehr an Noras Krankenbett. Und mit jedem Zeitsprung kehrt auch ein weiteres Stück Erinnerung zurück. Dass das Ganze dann zu einer recht konventionellen Whodunit-Geschichte schrumpft, hat vor allem damit zu tun, dass Ruth Ware sich ein bisschen zu viel vorgenommen hat. Zur massiven Bühnensymbolik des Schauplatzes kommen Erinnerungen ans Theaterspiel zu Schulzeiten, und dann muss Nora auch noch Autorin von Kriminalromanen sein.
Vor lauter Selbstbezüglichkeiten hat Ruth Ware ganz vergessen, ihren Charakteren ein Selbst zu geben, auf das man sich sinnvoll beziehen könnte. Aus der Grundkonstellation wäre weit mehr zu machen gewesen.
So neugierig man auch bei bestimmten Schlagworten wird, so misstrauisch sollte man diesem Reflex gegenüber sein. Wenn der Klappentext Islamisten, Salafisten, Terroristen und entsprechende kriminelle Handlungen mitten in unserer Lebenswelt verspricht, hat das Resultat oft wenig mit jener Realität zu tun, über die wir ab und zu aus Nachrichten und Reportagen etwas Handfestes erfahren. Kathrin Lange lässt in "Ohne Ausweg" (Blanvalet, 448 S., br., 9,99 [Euro]) zum zweiten Mal Faris Iskander verdeckt ermitteln. Diesmal muss es noch eine Drehung mehr sein: Der Kommissar mit arabischem Migrationshintergrund, der schon den Dienst quittieren wollte, soll das Vertrauen des im Knast sitzenden Islamisten al-Sadiq gewinnen, der einen Giftgasanschlag mitten in Berlin plant. Einen "Maulwurf" beim Sonderkommando gibt es, ganz wie im wirklichen Verfassungsschützerleben, auch noch.
Sprachlich recht schlicht, mit einer Überdosis Kitsch und Schmalz, sobald es darum geht, Gefühle zu beschreiben, ist der Roman zwar nicht schlecht strukturiert, doch trotz mancher Spannungsmomente sammeln sich mit der Zeit so viele unwahrscheinliche Zufälle, Last-Minute-Lösungen und blitzartige Läuterungsprozesse an, dass die Story unaufhaltsam in die Kolportage abrutscht und die Figuren mit sich reißt, weil sie nicht viel mehr Widerstand bieten als Pappaufsteller.
Er dürfte wohl nicht zum männlichen Pendant von Elena Ferrante werden, auch wenn er als Deutscher in Italien lebt und unter Pseudonym Bücher schreibt, die in Neapel spielen. Wir werden, versprochen, nicht nach den Kontobewegungen und etwaigen Immobilienkäufen des Mannes fahnden, der sich Fabio Paretta nennt. In seinem Roman "Die Kraft des Bösen" (Penguin, 416 S., br., 10 [Euro]), dessen Titel in kräftigem Orangeton vom Buchumschlag leuchtet, erhängt sich ein Priester. Commissario Franco De Santis jedoch zweifelt an einem Selbstmord. Er durchlebt gerade eine Kreativpause mit der Ehefrau, die Tochter pubertiert, die Schwiegereltern gehören zu Neapels bester Gesellschaft, und so klaffen vom ersten Moment an die sozialen Gegensätze recht deutlich auseinander: gute Luft und schöne Häuser oben in Vomero, Arbeitslosigkeit und Anmutung einer Geisterstadt unten am Wasser, in Bagnoli, in der Gemeinde des Toten, dazwischen der Commissario, der sich hochgearbeitet hat.
Die große Zuneigung des zugereisten Autors zur Stadt am Golf ist zwar unbedingt sympathisch, sie führt bloß leider manchmal zu gehobener Reiseführerprosa, und so richtig in Schwung kommt die Sache auch nicht, obwohl die aus Osteuropa stammende Haushälterin (und Geliebte) des Priesters spurlos verschwunden ist, obwohl die Camorra in Gestalt eines alten Freundes von De Santis mitspielt; trübe Praktiken katholischer Würdenträger werden offengelegt, der SSC Neapel siegt in Rom, und eine aparte Staatsanwältin mit roter Mähne und dem Namen Elvira Barbarossa scheint De Santis' Ehefrust, perspektivisch zumindest, auflösen zu können. Aber insgesamt ist das alles viel zu brav, und das Böse wirkt auch nicht übermäßig kraftvoll. Es ist kaum zu erwarten, dass die Verkaufszahlen von Paretta demnächst in Ferrante-Dimensionen vorstoßen werden.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Krimis in Kürze: Ruth Ware, Kathrin Lange, Fabio Paretta
Wenn es anfängt, ist das Schlimmste schon passiert. Zugleich jedoch wartet es noch auf einen, denn die Ich-Erzählerin liegt mit stark geschädigtem Erinnerungsvermögen im Krankenhaus. Das ist die Ausgangssituation in Ruth Wares Thriller "Im dunklen, dunklen Wald" (dtv, 384 S., br., 15,90 [Euro]): nicht gerade originell, aber immer eine brauchbare Spieleröffnung. Es kommt halt alles auf die nächsten Züge an.
Nora, die Ich-Erzählerin, ist zu einem Junggesellinnenabschied eingeladen. Ihre einst beste Freundin Clare, zu der sie den Kontakt verloren hat, wird heiraten, und zwar einen Mann, mit dem Nora vor Jahren zusammen war. In einem Haus mitten im Wald kommen die insgesamt sechs Mittzwanziger zusammen. Es ist nun aber nicht irgendein Haus, sondern ein Designerobjekt mit viel Glas, von allen Seiten transparent, eine paradoxe Bühne, weil es im Wald weder ein Publikum noch sonderlich viel zu sehen gibt. Es knistert und knackt nicht nur draußen, sondern auch drinnen zwischen den Gästen. Ruth Ware unterbricht die Zuspitzung der Konflikte immer wieder durch die Rückkehr an Noras Krankenbett. Und mit jedem Zeitsprung kehrt auch ein weiteres Stück Erinnerung zurück. Dass das Ganze dann zu einer recht konventionellen Whodunit-Geschichte schrumpft, hat vor allem damit zu tun, dass Ruth Ware sich ein bisschen zu viel vorgenommen hat. Zur massiven Bühnensymbolik des Schauplatzes kommen Erinnerungen ans Theaterspiel zu Schulzeiten, und dann muss Nora auch noch Autorin von Kriminalromanen sein.
Vor lauter Selbstbezüglichkeiten hat Ruth Ware ganz vergessen, ihren Charakteren ein Selbst zu geben, auf das man sich sinnvoll beziehen könnte. Aus der Grundkonstellation wäre weit mehr zu machen gewesen.
So neugierig man auch bei bestimmten Schlagworten wird, so misstrauisch sollte man diesem Reflex gegenüber sein. Wenn der Klappentext Islamisten, Salafisten, Terroristen und entsprechende kriminelle Handlungen mitten in unserer Lebenswelt verspricht, hat das Resultat oft wenig mit jener Realität zu tun, über die wir ab und zu aus Nachrichten und Reportagen etwas Handfestes erfahren. Kathrin Lange lässt in "Ohne Ausweg" (Blanvalet, 448 S., br., 9,99 [Euro]) zum zweiten Mal Faris Iskander verdeckt ermitteln. Diesmal muss es noch eine Drehung mehr sein: Der Kommissar mit arabischem Migrationshintergrund, der schon den Dienst quittieren wollte, soll das Vertrauen des im Knast sitzenden Islamisten al-Sadiq gewinnen, der einen Giftgasanschlag mitten in Berlin plant. Einen "Maulwurf" beim Sonderkommando gibt es, ganz wie im wirklichen Verfassungsschützerleben, auch noch.
Sprachlich recht schlicht, mit einer Überdosis Kitsch und Schmalz, sobald es darum geht, Gefühle zu beschreiben, ist der Roman zwar nicht schlecht strukturiert, doch trotz mancher Spannungsmomente sammeln sich mit der Zeit so viele unwahrscheinliche Zufälle, Last-Minute-Lösungen und blitzartige Läuterungsprozesse an, dass die Story unaufhaltsam in die Kolportage abrutscht und die Figuren mit sich reißt, weil sie nicht viel mehr Widerstand bieten als Pappaufsteller.
Er dürfte wohl nicht zum männlichen Pendant von Elena Ferrante werden, auch wenn er als Deutscher in Italien lebt und unter Pseudonym Bücher schreibt, die in Neapel spielen. Wir werden, versprochen, nicht nach den Kontobewegungen und etwaigen Immobilienkäufen des Mannes fahnden, der sich Fabio Paretta nennt. In seinem Roman "Die Kraft des Bösen" (Penguin, 416 S., br., 10 [Euro]), dessen Titel in kräftigem Orangeton vom Buchumschlag leuchtet, erhängt sich ein Priester. Commissario Franco De Santis jedoch zweifelt an einem Selbstmord. Er durchlebt gerade eine Kreativpause mit der Ehefrau, die Tochter pubertiert, die Schwiegereltern gehören zu Neapels bester Gesellschaft, und so klaffen vom ersten Moment an die sozialen Gegensätze recht deutlich auseinander: gute Luft und schöne Häuser oben in Vomero, Arbeitslosigkeit und Anmutung einer Geisterstadt unten am Wasser, in Bagnoli, in der Gemeinde des Toten, dazwischen der Commissario, der sich hochgearbeitet hat.
Die große Zuneigung des zugereisten Autors zur Stadt am Golf ist zwar unbedingt sympathisch, sie führt bloß leider manchmal zu gehobener Reiseführerprosa, und so richtig in Schwung kommt die Sache auch nicht, obwohl die aus Osteuropa stammende Haushälterin (und Geliebte) des Priesters spurlos verschwunden ist, obwohl die Camorra in Gestalt eines alten Freundes von De Santis mitspielt; trübe Praktiken katholischer Würdenträger werden offengelegt, der SSC Neapel siegt in Rom, und eine aparte Staatsanwältin mit roter Mähne und dem Namen Elvira Barbarossa scheint De Santis' Ehefrust, perspektivisch zumindest, auflösen zu können. Aber insgesamt ist das alles viel zu brav, und das Böse wirkt auch nicht übermäßig kraftvoll. Es ist kaum zu erwarten, dass die Verkaufszahlen von Paretta demnächst in Ferrante-Dimensionen vorstoßen werden.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main