Wenn der Buntbarsch zweimal klingelt Tiere töten auf so faszinierende, intelligente und raffinierte Weise, dass man nur staunen kann. Kenntnisreich und spannend erzählt Markus Bennemann, wie Eisbär, Fingertier, Buckelwal, Schimpanse, Buntbarsch oder Chamäleon ihrem Opfer den Garaus machen. Die Natur ist nicht nur einfallsreich, wenn es um schöne Dinge wie Pfauenkleider oder Vogelgesänge geht. Auch beim Töten hat sie im Laufe der Evolution eine erstaunlicheFantasie entwickelt. Etwa beim Schützenfisch, der die Mangrovengrille auf seinem Speiseteller liebt, sie aber mit einem gezielten Wasserstrahl erst von den Bäumen holen muss. Oder bei der Bolaspinne, die nicht nur den Geruch weiblicher Nachtfalter exakt nachbildet, um Nachtfaltermännchen in ihre Nähe zu locken, sondern diese auch noch mit einem selbst gewebten Lasso einfängt wie Cowboys ihre Kühe. Ob Tarantelwespe und Vogelspinne, Hammerhai und Stachelrochen, Tigernatter und Erdkröte oder Eisbär und Ringelrobbe: Anhand von zahlreichen Morden erfahren wir nicht nur alles über die bizarrsten Täter-Opfer-Konstellationen der Evolution, sondern auch alles Wissenswerte über Ernährung, Fortpflanzung, Paarung und Lebensraum der Protagonisten. Und warum das Opfer keine Chance hat - egal, ob das Verbrechen am Nordpol, in Südostasien, Afrika oder Europa geschieht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2008Tuntenfischmord
Mordkomplotte im Tierreich, grausame Hinrichtungen und psychologische Kriegführung - Markus Bennemann deckt Tötungsdelikte im Tierreich auf. Der Biologe erzählt unglaubliche Krimis, die jeden "Tatort" blass aussehen lassen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der immer so freundlich lächelnde Delphin über eine bis jetzt noch nicht ganz erforschte Hightechwaffe verfügt, eine Art Sonarkanone, die seine Beute mit einem K.-o.-Knall außer Gefecht setzt. Versuche menschlicher Waffenkonstrukteure, diese Schallwellentechnik zu kopieren, scheiterten bisher kläglich. Aber auch der Gemeine Tintenfisch, Sepia officinalis, ist kein harmloser Geselle. Seine speziell muskelgesteuerten Farbzellen erzeugen Körpermuster, die er nicht nur zur Tarnung verwendet. Zur Paarungszeit veranstalten die Tintenfische regelrechte Massenorgien auf dem Meeresgrund. Sie benutzen ihre Farbmuster, um in Frauenkleidern zu den Weibchen zu gelangen, als "getarnte Tuntenfische". Aber damit nicht genug. Bei der Jagd setzt der Tintenfisch seine psychedelischen Farbenmuster ein, um Krebse im LSD-Modus zu hypnotisieren. Sowohl Hightechwaffe als auch Psychokiller arbeiten nach der Methode "kurz und schmerzlos". Die nordamerikanische Tarantelwespe - nach ihrem Opfer, der Tarantel, benannt - geht da mit anderer Grausamkeit vor. Die Tarantel siecht gelähmt bis zu zwei Monate in ihrer eigenen Wohnhöhle dahin, die ihr zur Grabkammer wird. Die Kapitel sind nicht lang, zu Beginn nennt Bennemann Täter, Opfer und Tatort und klärt dann vom Hausfriedensbruch bis zum missverstandenen Mörder die Verbrechen auf. Und es ist gut, dass die Abschnitte so kurz sind, denn meist muss man sich vor dem Weiterlesen erst einmal erholen. (Markus Bennemann: "Im Fadenkreuz des Schützenfischs". Die raffiniertesten Morde im Tierreich. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2008. 272 S., 16 Fotos, geb., 19,95 [Euro].) mith
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Mordkomplotte im Tierreich, grausame Hinrichtungen und psychologische Kriegführung - Markus Bennemann deckt Tötungsdelikte im Tierreich auf. Der Biologe erzählt unglaubliche Krimis, die jeden "Tatort" blass aussehen lassen. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass der immer so freundlich lächelnde Delphin über eine bis jetzt noch nicht ganz erforschte Hightechwaffe verfügt, eine Art Sonarkanone, die seine Beute mit einem K.-o.-Knall außer Gefecht setzt. Versuche menschlicher Waffenkonstrukteure, diese Schallwellentechnik zu kopieren, scheiterten bisher kläglich. Aber auch der Gemeine Tintenfisch, Sepia officinalis, ist kein harmloser Geselle. Seine speziell muskelgesteuerten Farbzellen erzeugen Körpermuster, die er nicht nur zur Tarnung verwendet. Zur Paarungszeit veranstalten die Tintenfische regelrechte Massenorgien auf dem Meeresgrund. Sie benutzen ihre Farbmuster, um in Frauenkleidern zu den Weibchen zu gelangen, als "getarnte Tuntenfische". Aber damit nicht genug. Bei der Jagd setzt der Tintenfisch seine psychedelischen Farbenmuster ein, um Krebse im LSD-Modus zu hypnotisieren. Sowohl Hightechwaffe als auch Psychokiller arbeiten nach der Methode "kurz und schmerzlos". Die nordamerikanische Tarantelwespe - nach ihrem Opfer, der Tarantel, benannt - geht da mit anderer Grausamkeit vor. Die Tarantel siecht gelähmt bis zu zwei Monate in ihrer eigenen Wohnhöhle dahin, die ihr zur Grabkammer wird. Die Kapitel sind nicht lang, zu Beginn nennt Bennemann Täter, Opfer und Tatort und klärt dann vom Hausfriedensbruch bis zum missverstandenen Mörder die Verbrechen auf. Und es ist gut, dass die Abschnitte so kurz sind, denn meist muss man sich vor dem Weiterlesen erst einmal erholen. (Markus Bennemann: "Im Fadenkreuz des Schützenfischs". Die raffiniertesten Morde im Tierreich. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2008. 272 S., 16 Fotos, geb., 19,95 [Euro].) mith
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