Der Simenon-Roman erschien 1956 unter dem Originaltitel „En cas de malheur“ und wurde bereits 1958 mit Jean Gabin und Brigitte Bardot verfilmt. In den deutschen Kinos lief der Film unter dem Titel „Mit den Waffen einer Frau“ und so lautete auch die 1958 erschienene deutsche Erstausgabe. Diese
Übersetzung wurde nun für die vorliegende Diogenes-Ausgabe überarbeitet und außerdem kehrte man zum…mehrDer Simenon-Roman erschien 1956 unter dem Originaltitel „En cas de malheur“ und wurde bereits 1958 mit Jean Gabin und Brigitte Bardot verfilmt. In den deutschen Kinos lief der Film unter dem Titel „Mit den Waffen einer Frau“ und so lautete auch die 1958 erschienene deutsche Erstausgabe. Diese Übersetzung wurde nun für die vorliegende Diogenes-Ausgabe überarbeitet und außerdem kehrte man zum Originaltitel zurück.
Doch jetzt zur Handlung des Romans, die Georges Simenon in einem Tagebuch-Stil schildert, wobei die Einträge nur einen Zeitraum von sieben Wochen umfassen. Verfasser ist Lucien Gobillot, ein erfolgreicher Rechtsanwalt, der sich vor allem als Verteidiger von zwielichtigen Personen einen Namen gemacht hat. Der 45jährige, selbst wahrlich kein Adonis, ist mit der eleganten, etwas älteren Viviane verheiratet, die eine Persönlichkeit des Pariser Lebens ist und ihm erst seinen beruflichen Aufstieg ermöglicht hat.
Eines Tages sitzt im Wartezimmer seiner Kanzlei eine junge Frau in billiger Kleidung. Obwohl sie noch nicht von der Polizei gesucht wird, gesteht ihm die 19jährige Yvette Maudet einen dilettantischen Raubüberfall auf ein Uhrmachergeschäft, den sie mit einer Freundin begangen hat.
Natürlich übernimmt Gobillot den Fall, der vor dem Schwurgericht verhandelt wird. Wie immer bereitet er sich auf den Prozess sorgfältig vor und mit zwielichtigen Zeugenaussagen gelingt es ihm, einen schmeichelhaften Freispruch herausholen. Dieser Freispruch bedeutet für Gobillot jedoch gleichzeitig eine persönliche Gefangenschaft, denn seit er Yvette in seinem Büro nackt gesehen hat, ist er den weiblichen Reizen seiner Mandantin verfallen. Die Kindfrau ist für ihn das personifizierte Weibchen.
Nachdem Gobillot seiner Yvette eine Wohnung gekauft hat, beginnt eine leidenschaftliche Affäre, in der sich der Anwalt jedoch bald eines jungen Rivalen erwehren muss. Natürlich lässt sich die Liaison nicht auf Dauer verheimlichen und gefährdet damit nicht nur seine Ehe sondern schließlich auch seine berufliche Karriere. Dass das Glück nicht dauerhaften Bestand hat, versteht sich bei einem Schriftsteller wie Georges Simenon und so kommt es am Schluss zur Katastrophe, zum „Unfall“.
„Im Falle eines Unfalls“ ist ein Roman über eine ungewöhnliche Beziehung zwischen zwei unterschiedlichen Charakteren, eine meisterhafte Erkundung menschlicher Leidenschaften und Gefühle.
Manfred Orlick