• Buch mit Leinen-Einband

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"Ich könnte nicht leben, wenn ich mich nicht von Zeit zu Zeit irgendwo völlig aus dem verschwinden lassen könnte, zu dem ich angeblich gehöre..." Cees Noteboom, der niederländische Dichter und "heitere Philosoph", war in Asien unterwegs. Als Beobachter auch kleiner Details erzählt er von dem, was er zwischen Isfahan und Macau erlebt hat.

Produktbeschreibung
"Ich könnte nicht leben, wenn ich mich nicht von Zeit zu Zeit irgendwo völlig aus dem verschwinden lassen könnte, zu dem ich angeblich gehöre..." Cees Noteboom, der niederländische Dichter und "heitere Philosoph", war in Asien unterwegs. Als Beobachter auch kleiner Details erzählt er von dem, was er zwischen Isfahan und Macau erlebt hat.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.07.1995

Ferne

"Im Frühling der Tau. Östliche Reisen" von Cees Nooteboom. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 1995. 343 Seiten, gebunden, 48 Mark.

ISBN 3-518-40640-X.

Der Niederländer Cees Nooteboom, der vor zwei Jahren, als niederländische Literatur das Hauptthema auf der Buchmesse war, mit seinem abgelagerten Roman "Rituale" fast überraschend in Deutschland als Dichter entdeckt wurde, ist von Hause aus Reiseschriftsteller. Unter Kennern war zum Beispiel sein großes Spanien-Buch "Der Umweg nach Santiago" schon lange ein Geheimtip. Jetzt legt der Suhrkamp Verlag als Neuerscheinung das Buch "Im Frühling der Tau. Östliche Reisen" vor, was alles in allem eine komplizierte Geschichte ist. Die in dem Band versammelten neun Stücke stammen nämlich aus der Zeit zwischen 1975 und 1981, sind also keineswegs so "neu", wie man glauben sollte, und sie haben auch alle Probleme solch älterer Reisegeschichten. Am deutlichsten wird das in der Eingangserzählung "Ein Abend in Isfahan", die Nooteboom auch noch mit dem politisch falschen Obertitel "In Persien" versieht, die 1975 erlebt und geschrieben wurde. Damals herrschte noch das Regime des Schahs. Darüber könnte man hinwegsehen, wenn Nooteboom sich mit den Menschen, dem Land oder gar mit sich selbst in dem Land beschäftigte. Er aber führt ungerührt eine Art Reisetagebuch, in dem der Schah gleichsam als reale Gestalt auftritt und das so feinsinnige Tagebuchnotizen enthält wie: "Die Reise geht weiter nach Jasd . . ." Solche Formulierungen wird der Klappentextschreiber wohl im Sinn gehabt haben, wenn er schwärmt: " . . . gelingt Nooteboom genau das, was er selbst als das Unmögliche beschreibt: das Traumhafte nachzuerzählen". Genau das gelingt ihm nicht, obwohl er es immer wieder versucht, in seinen Beobachtungen zeitlos zu sein. In Wirklichkeit fragt sich der Leser, der vielleicht nicht als erstes die kleingedruckte, kursive Datumszeile am Ende des Artikels gelesen hat: Und über Chomeini sagt er gar nichts; die iranische Revolution mit all ihren Problemen scheint er irgendwie verschlafen zu haben. Ähnliches gilt auch von den anderen fernöstlichen Geschichten, die in Japan, Malaysia, Birma, Borneo und Thailand spielen. Bei jeder Geschichte hat der Leser das Gefühl: Nooteboom ist zu spät gekommen. In der Schlußgeschichte "In Macau" faßt Nooteboom noch einmal allen literarischen Feinsinn zusammen und verfaßt folgenden Satz: "Ich fragte den Kellner, wie der Sänger hieße." (Sr.)

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