Eine Kleinstadtgeschichte Einmal mehr dürfen wir uns von Manfred Kybers Gedanken und Sprachwelt verzaubern lassen. 'Über ein Jahr war vergangen. Wieder war es eine Osternacht und Würzburg lag in tiefer Ruhe zwischen den blauen Bergen. Nur die silbernen Mondstrahlen huschten durch die winkligen Gassen und verfingen sich hier am seltsamen Schnörkelwerk der Mauern und dort an einem kleinen Madonnenbilde, das in einer Erkernische in den Stein gemeißelt war. Ganz still war es in den Gassen. Nur selten hallte der Tritt eines einsamen, verspäteten Nachtschwärmers, von den dicken, alten Klostermauern wieder. Herr Julius Echter von Mespelbrunn stand groß und hoch in seinem Steinkleide wie immer vor dem Spital, mit dem Krummstab in der Hand und mit dem spitzen Bischofshut auf dem Haupt. Und wie das Mondlicht ihn streifte, war's, als ob sein steinernes Auge Leben bekäme und sehnend und segnend auf Würzburg hernieder schaute - auf die Klöster, Kirchen und krummen Gassen und auf die fernen, blauen Berge hinter dem Maintal.'