Für Wissensdurstige öffnen die Brüder Tadie Schatzkammern im Palast des Denkens. Kenntnisreich und belesen formulieren sie eine Poetik des menschlichen Gedächtnisses: seine entscheidende Bedeutung für die eigene Identität, seine physiologischen Grundlagen und seine Störungen. Eingebettet in eine Kulturgeschichte des Erinnerns von der Antike bis zur Gegenwart mit Belegen aus Philosophie und Literatur. Der sechste Sinn des Menschen entfaltet sich in seiner ganzen Bandbreite. So erklärt sich die Faszination, die auf Künstler und Naturwissenschaftler von den Themen Erinnerung und Vergessen von jeher ausging. Denn: "Das Gedächtnis ist die erste Voraussetzung des Genies" (Balzac).
Mit einem ausführlichen Glossar zu Fachbegriffen der Kognitionswissenschaft, einem Literaturverzeichnis und Register.
Mit einem ausführlichen Glossar zu Fachbegriffen der Kognitionswissenschaft, einem Literaturverzeichnis und Register.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Florian Coulmas hat dieses Buch der Brüder Jean-Yves und Marc Tadie über das menschliche Gedächtnis mit großem Interesse gelesen. Da Jean-Yves Tadie Professor für französische Literatur an der Sorbonne und Marc Tadie Direktor des neurochirurgischen Instituts in Paris ist, stellt ihre Zusammenarbeit eine lohnenswerte Erforschung des Themas auf physischer und geistiger Ebene dar, lobt der Rezensent. Das "Rätsel des Gedächtnisses" können die Autoren zwar nicht vollends lösen, und es bleiben auch nach der Lektüre Fragen offen, gibt Coulmas zu. Doch findet er insbesondere die Fingerzeige auf Entsprechungen zwischen "geistes- und naturwissenschaftlichen Deutungen der Gedächtnisleistung" sehr anschaulich und informativ. Auch der auf "vielfältige und eindrucksvolle Weise" demonstrierte Einfluss, den der Körper auf das Gedächtnis hat, lobt der Rezensent als gelungen. Den "Zusammenhang von Körper und Geist" allerdings können die Autoren genauso wenig klären wie das "Problem der Willensfreiheit", schränkt Coulmas ein. Hier referieren sie lediglich den Stand der Forschung, etwas Neues können sie nicht dazu beitragen, so der Rezensent ein bisschen enttäuscht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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