'Ich habe in den letzten 71 Jahren meines Lebens keinen einzigen Tag des Friedens erlebt. Ich hoffe und glaube, dass ich den Frieden noch erlebe.' Uri Avnery in einer Rede, die er im Juni 2005 in Salzburg hielt. Was ist dieser Mann? Ein Träumer? Ein Wirklichkeitsverdränger? Ein Heilsverkünder leerer Versprechungen? Oder doch ein optimistischer Realist? Die 71 Jahre, von denen Avnery sprach, sind jene, die seit seiner Einwanderung ins damalige Palästina vergangen sind. Avnery, 1923 als Helmut Ostermann in Beckum bei Hannover geboren, war damals zehn Jahre alt. Fünf Jahre lang war er Mitglied der Untergrundorganisation Irgun, die mit Sabotageakten gegen die britische Mandatsherrschaft und die arabische Bevölkerung kämpfte. Die Erfahrungen des Krieges ließen ihn zum Friedensaktivisten werden. Er arbeitete jahrzehntelang als Journalist und schrieb gegen das Establishment und gegen die Ungerechtigkeit. Was ihm immer wieder Kritik in Israel einbrachte und ihn zum Star der europäischen Friedensbewegung werden ließ. 1993 gründete er gemeinsam mit Gleichgesinnten die Friedensinitiative 'Gush Shalom'. Ihre Ziele sind die Beendigung der seit 1967 bestehenden Besatzung des Westjordanlandes, die Errichtung eines unabhängigen Palästinenserstaates und die Sicherung von Frieden für beide Völker. Aus Anlass seines 85. Geburtstages traf Renata Schmidtkunz den ehemaligen Abgeordneten zum israelischen Parlament zu einem Gespräch in Tel Aviv.
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