Robert Gernhardt ist ein Dichter, der mit allen Formen der Poesie meisterhaft spielt. Ob Sonett oder Blues, Ballade oder Parodie - Gernhardt überrascht stets durch seine Virtuosität. Mit Reim und freien Rhythmen, in klassischen Tönen und modernen Dissonanzen lässt er das Dasein neu erklingen. Welch Glück, dass ihm dies so sehr glückt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2014NEUE TASCHENBÜCHER
Klein, hart
und angepuhlt
Man muss ihn nicht neu erfinden, nicht über Gebühr loben – das ist alles mehrmals geschehen. Insbesondere, was die lustigen Reime betrifft. Robert Gernhardt ist legitimer Nachfolger von Christian Morgenstern, wenn er auch meist nicht mit dessen leichtfüßig stolpernder Eleganz, sondern eher mit Chaplinesker Plumpheit kokettiert. Wenn es jedoch etwas zu entdecken gäbe, dann weniger in seiner Lyrik als den sudelbuchartigen Prosafetzen und adretten Fragmenten, den Reisenotizen zumal. Zum Beispiel, was die indonesische Erdnuss betrifft. „Die indonesische Erdnuss“, schreibt Gernhardt, „ist eine Katastrophe. Klein, hart und angepuhlt schädigt sie die Zähne und den Ruf des Landes.“ Allerdings folgt dann der Gernhardt-typische Nachsatz: „Haben die noch nie etwas von richtigen Erdnüssen gehört?“ Damit ist es dahin, das Understatement. Aber die meisten Leser lieben genau dies, diese unangemeldete kleine Frechheit am Ende, das leise Nachtreten mit der Unschuldsmiene des Clowns. Und das war nun einmal seine Rolle. Außerdem kam Gernhardt nicht aus Kensington, sondern aus Reval, Posen, Göttingen, Berlin, Arezzo und Frankfurt. HELMUT MAURÓ
Robert Gernhardt: Im Glück und anderswo. Gedichte. 285 Seiten, 9,99 Euro. Und: Hinter der Kurve. Reisen 1987–2005. 302 S., 10,99 Euro. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2014.
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Klein, hart
und angepuhlt
Man muss ihn nicht neu erfinden, nicht über Gebühr loben – das ist alles mehrmals geschehen. Insbesondere, was die lustigen Reime betrifft. Robert Gernhardt ist legitimer Nachfolger von Christian Morgenstern, wenn er auch meist nicht mit dessen leichtfüßig stolpernder Eleganz, sondern eher mit Chaplinesker Plumpheit kokettiert. Wenn es jedoch etwas zu entdecken gäbe, dann weniger in seiner Lyrik als den sudelbuchartigen Prosafetzen und adretten Fragmenten, den Reisenotizen zumal. Zum Beispiel, was die indonesische Erdnuss betrifft. „Die indonesische Erdnuss“, schreibt Gernhardt, „ist eine Katastrophe. Klein, hart und angepuhlt schädigt sie die Zähne und den Ruf des Landes.“ Allerdings folgt dann der Gernhardt-typische Nachsatz: „Haben die noch nie etwas von richtigen Erdnüssen gehört?“ Damit ist es dahin, das Understatement. Aber die meisten Leser lieben genau dies, diese unangemeldete kleine Frechheit am Ende, das leise Nachtreten mit der Unschuldsmiene des Clowns. Und das war nun einmal seine Rolle. Außerdem kam Gernhardt nicht aus Kensington, sondern aus Reval, Posen, Göttingen, Berlin, Arezzo und Frankfurt. HELMUT MAURÓ
Robert Gernhardt: Im Glück und anderswo. Gedichte. 285 Seiten, 9,99 Euro. Und: Hinter der Kurve. Reisen 1987–2005. 302 S., 10,99 Euro. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2014.
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