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Der Historiker und Journalist Rutger Bregman setzt sich in seinem neuen Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. Anders als in der westlichen Denktradition angenommen ist der Mensch seinen Thesen nach nicht böse, sondern im Gegenteil: von Grund auf gut. Und geht man von dieser Prämisse aus, ist es möglich, die Welt und den Menschen in ihr komplett neu und grundoptimistisch zu denken. In seinem mitreißend geschriebenen, überzeugenden Buch präsentiert Bregman Ideen für die Verbesserung der Welt. Sie sind innovativ und mutig und stimmen vor allem hoffnungsfroh.

Produktbeschreibung
Der Historiker und Journalist Rutger Bregman setzt sich in seinem neuen Buch mit dem Wesen des Menschen auseinander. Anders als in der westlichen Denktradition angenommen ist der Mensch seinen Thesen nach nicht böse, sondern im Gegenteil: von Grund auf gut. Und geht man von dieser Prämisse aus, ist es möglich, die Welt und den Menschen in ihr komplett neu und grundoptimistisch zu denken. In seinem mitreißend geschriebenen, überzeugenden Buch präsentiert Bregman Ideen für die Verbesserung der Welt. Sie sind innovativ und mutig und stimmen vor allem hoffnungsfroh.
Autorenporträt
Bregman, Rutger§Rutger Bregman, geboren 1988 in den Niederlanden, ist Historiker und einer der prominentesten jungen Denker Europas. Bregman wurde bereits zweimal für den renommierten European Press Prize nominiert. Er schreibt für die «Washington Post» und die «BBC» sowie für niederländische Medien. 2017 erschien sein Bestseller «Utopien für Realisten», 2020 folgte «Im Grunde gut», das bisher in 43 Sprachen übersetzt wurde.

Faure, Ulrich§geb. 1954 in Halle/Saale, lebt in Düsseldorf. Er ist Langjähriger Online-Chefredakteur beimBranchenmagazin BuchMarkt, Publizist, Lektor und Herausgeber und Übersetzer aus dem Niederländischen.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Die meisten von uns sind im Grunde gut. Diese Idee verficht Rutger Bregman in seinem neuen Buch. Doch er hat keinen 400-Seiten-langen Appell an die Rechtschaffenheit seines Lesepublikums verfasst. Wie der Untertitel Eine neue Geschichte der Menschheit“ verrät, bietet er ein cleveres und vielseitiges Buch, das auf einzelnen historischen Erfahrungen sowie stichfesten Studien beruht und den Schluss erlaubt: Die meisten von uns sind hilfsbereit und fair. Ausgehend von Konzepten aus der Psychologie und Soziologie warnt Bregman seine Leserschaft: „Wenn wir glauben, dass die meisten nicht gut sind, werden wir uns gegenseitig auch dementsprechend behandeln. Dann fördern wir das Schlechteste in uns zutage.“ Anschließend bietet er ein Beispiel nach dem anderen für die Güte der meisten Menschen. So erwähnt er unter anderem den Klassiker „Herr der Fliegen“, der einen düsteren Charakter des Menschen skizziert – und stellt ihm wahre Begebenheiten entgegen, in denen Menschen einander während Katastrophen selbstlos geholfen haben. Bregman reiht Beispiele aneinander – bietet jedoch keine kohärente, reflektierte „Geschichte der Menschheit“. Darüber lässt sich leicht hinwegsehen. Sein Buch ist eine wunderbar gelungene Einladung, unseren Mitmenschen offener zu begegnen.

…mehr© BÜCHERmagazin, Angelika Kalenbach

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2020

Er hat es doch gut gemeint

Was leider das Gegenteil von gut ist - der Niederländer Rutger Bregman hat sich an einer neuen Geschichte der Menschheit versucht

Dem niederländischen Journalisten und Historiker Rutger Bregman, 1988 geboren, gelang kurz vor der Heimsuchung durch das Coronavirus eine makabre Entdeckung. Er grub in den Niederlanden den guten Menschen aus. Der Fund widersprach den geläufigen Erfahrungen und der bisherigen Geschichte, er stellte auch viele Annahmen und Theorien über den Menschen auf den Kopf. Jetzt, da das Coronavirus sich immer schneller ausbreitet, ergriff auch der Autor in Interviews häufiger das Wort. Der Deutschen Welle sagte er, "die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und die Uneigennützigkeit" der Menschen hätten ihn sehr beeindruckt. Die Existenz des guten Menschen schien durch die aktuellen Ereignisse auf ganzer Linie bestätigen zu werden.

Die alte Zeitrechnung (v. oder n. Chr.) war ein Hinweis auf die Idee, dass die Menschen böse und schlecht sind und durch Gottes Sohn zum Guten erlöst werden können. Die neue Zeitrechnung (v. oder n. C.) legt die Vorstellung nahe, dass das Virus eine Inkarnation des Bösen sei, das von den Menschen besiegt werden könne, weil sie im Grunde gut sind. Bregmans Buch, dem diese unverhoffte Konstellation von Pandemie und Poesie widerfuhr, fühlt sich gut an, flauschig, wie mentaler Fairtrade. Es ist anregend, aber es ist eben auch penetrant, naiv, blind und selbstgewiss. Bei aufgeräumter Stimmung liest es sich in einem Ruck weg. Bis Auschwitz auftaucht und jeden Leser daran erinnert, dass in den Konzentrationslagern der gute Deutsche über den bösen Juden siegen wollte.

In dem erfolgreichen Vorgänger "Utopien für Realisten", der 2016 erschien, hatte Bregman geschrieben: "Wir führen ein gutes Leben, das nahezu jedermann Wohlstand, Sicherheit und Gesundheit beschert. Nur eines fehlt uns: ein Grund, morgens aus dem Bett zu steigen . . . Das wahre Problem unserer Zeit, das Problem meiner Generation, ist nicht, dass es uns nicht gut ginge oder dass es uns in Zukunft schlechter gehen könnte. Nein, das wahre Problem ist, dass wir uns nichts Besseres vorstellen können."

Vorausgesetzt, das war richtig, warum war das so? Das war so, weil wir einem falschen Menschenbild hinterherliefen, weil wir an den bösen Menschen glaubten. Die Welt, die Wissenschaftler, Journalisten, Politiker, Filmemacher und Schriftsteller uns zeigten, war voll mit Geschichten, die beweisen sollten, dass der Mensch gewalttätig und egoistisch ist und deshalb von ihm nichts Gutes kommen kann. Die Antwort war schlicht. Aber das war von großem Vorteil. Sie legte den Umkehrschluss nahe, dass wir uns wirklich gute Dinge für ein noch besseres Leben und noch bessere Verhältnisse vorstellen könnten, wenn wir unser Menschenbild endlich änderten und uns an den guten Menschen hielten. Die Zukunft sah jetzt grüner, gerechter, gesünder aus. Überall waren die Menschen damit beschäftigt, sich für realistische Utopien einzusetzen, wie zum Beispiel für das beliebte bedingungslose Grundeinkommen.

Die Geschichte, die Bregman nach dieser Eingebung aufschrieb, handelte davon, wie die Vorstellung vom bösen Menschen den guten Menschen aus dem Haus und aus der Welt vertrieb. Die Analyse sollte wie ein Wecker für seine einfallslose Generation funktionieren. Der Untertitel "Eine neue Geschichte der Menschheit" ist leicht irreführend. Bregman interessiert sich für uniforme Schnittmuster, für Menschenbilder, und die sind, egal ob es sich um den bösen Bruder Kain und seine Nachfahren oder um den guten Bruder Abel und seine Nachkommen handelt, immer etwas totalitär.

Seit dem Bestseller des israelischen Historikers Harari ist die Menschheit ein warmer Platz in der ersten Reihe mitten im kalten Kosmos. Von dort aus gesehen ist die Erde, der blaue Planet, eine runde Sache, sie schafft alles irgendwie aus eigener Kraft, eine ferne Kugel, die sich dreht und dreht und dabei Geschichte macht. Diese Art der Weltbetrachtung ist wie historisches Yoga, dehnen, atmen, meditieren und sich in ein gefühltes Ganzes versenken. Das kann entspannen. Und Entspannung ist wichtig, für Singles und Teams. Auch Bregman mochte auf die Menschheit, lässige Jäger, aufgeschlossene Sammler und verkrampfte Sesshafte, als argumentative Rückendeckung und ideellen Antriebsmotor nicht mehr verzichten. In eine chronologische Folge gelegt und fest zusammengedrückt, ergab sein Material eine lange Geschichte vom guten Menschen, wie sie so noch nie gesehen worden war.

Wie Harari kann er sehr flüssig, anschaulich und zielsicher erzählen. Er wirkt dabei jung und energisch, ein treuherziger Freund, der sich bemüht, einen sympathischen Eindruck bei den Freunden seiner Freundin zu hinterlassen, und der alles tut, um nicht wie ein alter knorriger Langweiler rüberzukommen, der trübe Theorien wälzt. Er hat sein Buch mit vielen wissenschaftlichen Quellen prall gestopft, die er in zahlreichen Anmerkungen untergebracht hat. Kein Nörgler, kein Skeptiker und kein Schwarzseher sollte sich hinstellen und behaupten, er hätte es sich zu einfach gemacht und alles nur ausgedacht.

Wäre es nicht hilfreich und gut, schon um das eigene Lebensgefühl zu heben und das eigene Wohlbefinden zu sichern, wenn wahr wäre, was er behauptet? Überall, wo die langen Finger der Finsternis im Spiel waren und ein mieses Menschenbild auf bröckeligen oder hohlen Sockeln errichtet wurde, bei hundert Gelegenheiten, wie beim berühmten Milgram-Experiment zum sadistischen Verhalten normaler Bürger, bei Medienberichten über Vorfälle von unterlassener Hilfeleistung, beim Untergang der Bewohner der Osterinsel und in mythengleichen Erzählungen, zum Beispiel William Goldings "Herr der Fliegen", riss der schwarze Himmel auf, kaum dass Bregman, die Hacke der Kritik und die Schaufel des guten Willens geschultert, von Leichtsinn, Frohsinn und Tatendrang getrieben, auftrat und Gegendarstellungen, Gegenbeweise und Gegengeschichten aufhäufte.

Er lief, sein Ziel fest im Blick, an fernen und frühen Kriegen und Schlächtereien, an den Blutströmen, die durch die Geschichte flossen, zügig vorbei. Die Botschaft, die er überbringen wollte, mochte er sich durch Katastrophen nicht verderben lassen. Und wenn er, weil er als Historiker und Journalist die Augen aufmachen musste auch vor Gewalt und Schrecken, hinschaute statt wegzuschauen, dann stöberte er so lange in der Forschung zu einzelnen Fällen, bis er herausfand, dass irgendwann Soldaten im Krieg keine Berserker gewesen waren, dass Feinde gemeinsam Weihnachten an der Front gefeiert hatten, dass sie nicht ständig aufeinander, sondern in die Luft schossen, ja dass sie sogar vermieden, sich gegenseitig die Bajonette in den Bauch zu stoßen. Das Blut floss in die Körper zurück, die Wunden schlossen sich, und der Waffenlärm warf die Waffen weg, und es blieb nur der Lärm übrig. Mehr konnte vom guten Menschen nicht verlangt werden.

Dann kam Auschwitz. An Auschwitz und dem Nationalsozialismus hätte Bregman nicht einfach vorbeigehen und so tun sollen, als würde ihm nicht die Luft wegbleiben. Aber er hielt an seinem Vorhaben fest, das Projekt, das er in großer Eile durch so viele Jahrtausende wie eine Schmuggelware geschleust hatte, durchzuziehen, auch durch die Barbarei. Er machte nicht kehrt, er wich vor Auschwitz aus. In dem Moment, spätestens, war der gute Mensch erledigt.

Doch Bregman tat so, als sei ihm nichts passiert. Die hilfreiche Bevölkerung Dänemarks, die ihre jüdischen Mitbürger vor den Nazis rettete, war für ihn ein helles Sternzeichen im Dunkeln. Diese glorreiche Geschichte der Mitmenschlichkeit hat er sofort erzählt, ohne sich darum zu scheren, dass es nicht eine Geschichte vom guten Menschen war, sondern eine Geschichte von Menschen, die Gutes taten. Umgekehrt hat er kein Problem darin gesehen, in Menschen, die Falsches, Schlechtes, Böses taten, den goldenen Kern des guten Menschen zu vermuten und zu finden. Die Vernichtung der Juden musste deswegen der deutschen Wehrmacht weichen, dem hechelnden Hinweis auf die gute Kameradschaft, die, mehr als Rassenhass, Nationalsozialismus, Antisemitismus und Herrenwahn die Truppe im Gefecht zusammengehalten habe. Hatten nicht auch die Alliierten über diese auffällige Nähe gestaunt? Und Eichmann, die Inkarnation des Bösen, die Banalität des Bösen, war kein Ungeheuer, sondern ein übereifriger, konformistischer Mitarbeiter eines Systems. Die Frage blieb offen: Wer war das System?

Bregman ließ sich auch davon nicht aufhalten. Er hatte genug gesehen, er wollte weiter, und er ging weiter. Da war dann Schluss mit dem guten Willen für den guten Menschen aus den netten Niederlanden. Es half nichts, sich zu sagen, dass der Autor es gut mit den Menschen meine. Dass er sich die Mühe, mit der er ein Beispiel, einen Beleg nach dem anderen herbeigeschafft hatte, nur gemacht habe, um das Gute ins Licht zu rücken, in der Hoffnung, dass die jungen Menschen seiner Generation, die morgens im Bett lagen und nicht wussten, warum sie aufstehen sollten, endlich aus den Federn springen würden, weil sie eingesehen hatten, wie gut es ihnen tat, an den guten Menschen zu glauben, und mit Projekten, Plänen und Ideen an der Verbesserung des Lebens und der Welt mitarbeiten würden.

Die Idee vom guten Menschen, den nur fremde Gewalt und äußerer Zwang vom rechten Weg abführt, soll der Förderung der Mitmenschlichkeit, der Kooperationsbereitschaft, der Nachbarschaft, der gerechten Gesellschaft und des Menschengeschlechts dienen. Auch wenn viele der Geschichten, die Bregman gesammelt und zu einem Phantom mit einem selbstgefälligen Wesen geknetet hat, erhellend und erhebend sind, so ist es doch besser, sinnvoll und gerecht, den guten Menschen aus den Niederlanden, nachdem ihn alle bestaunt und umarmt haben, wieder zu begraben und sich auf die einfache Menschenfreundlichkeit zu verlassen, von der auch Bregman sich hat leiten lassen. Er hätte dieses Buch andernfalls nicht schreiben können.

EBERHARD RATHGEB

Rutger Bregman: "Im Grunde gut: Eine neue Geschichte der Menschheit". Übersetzt von Gerd Busse und Ulrich Faure. Rowohlt, 480 Seiten, 24 Euro

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«Ein leidenschaftliches Plädoyer für Hilfsbereitschaft und Gemeinschaftssinn. (...) Es gibt Bücher, die zur richtigen Zeit erscheinen. Dies ist so eins.» SWR 2 "Lesenswert" 20200625