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An der Schwelle des 21. Jahrhunderts ist Polen in eine neue Phase seiner politischen Entwicklung eingetreten: als souveräner Staat, befreit vom "Trauma"_ seiner geographischen Lage. Norman Davies erzählt in seinem international vielbeachteten Buch die Geschichte der polnischen Nation von ihren Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart. Indem er Schicht für Schicht die Ereignisse und Elemente in der Vergangenheit aufspürt und sie mit den späteren Entwicklungen in Beziehung setzt, liefert er den Schlüssel zum Verständnis der dramatischen Ereignisse der polnischen Geschichte im 19. und 20.…mehr

Produktbeschreibung
An der Schwelle des 21. Jahrhunderts ist Polen in eine neue Phase seiner politischen Entwicklung eingetreten: als souveräner Staat, befreit vom "Trauma"_ seiner geographischen Lage. Norman Davies erzählt in seinem international vielbeachteten Buch die Geschichte der polnischen Nation von ihren Anfängen bis in die unmittelbare Gegenwart. Indem er Schicht für Schicht die Ereignisse und Elemente in der Vergangenheit aufspürt und sie mit den späteren Entwicklungen in Beziehung setzt, liefert er den Schlüssel zum Verständnis der dramatischen Ereignisse der polnischen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Nach jahrzehntelangen Kämpfen um die Grenzen und seine Selbstbehauptung hat Polen unter großen Opfern endlich erreicht, was unerreichbar schien: seine Souveränität. Es hat Aufnahme in die NATO gefunden, strebt die Mitgliedschaft in der EU an und sieht sich heute durchaus in einer Vermittlerfunktion zwischen Ost und West. Ausgelöst wurde dieser Wandel durch die einzigartige Bewegung der Solidarität, die Norman Davies auch als äußerer Rahmen für seine Darstellung der Geschichte der polnischen Nation dient.
Autorenporträt
Norman Davies, geb. 1939 in Bolton, Lancashire, ist Professor em. der Universität London, seit 1974 Fellow of the Royal Historical Society, seit 1996 Supernumery Fellow am Wolfson College, Oxford und Mitglied der Fakultät für Moderne Geschichte, Oxford University. Er hat zahlreiche Werke zur Geschichte Polens und Europas veröffentlicht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2000

Der Gerechte muß viel leiden
Eben noch Nationalheld, jetzt wieder Hochverräter: Polens Geistesheroismus nach Norman Davies / Von Christoph Schmidt

So wie manche Fliege, vom Bernstein umschlossen, die Zeiten überdauert hat, verkörpert auch die Geschichte Polens eine Reihe von zeitübergreifenden Werten. Dennoch gibt es in deutscher Sprache keine umfassende Geschichte unseres Nachbarlandes. Schade, ja mehr als das, eben weil Polen Europa Ideen eingeflößt hat, wie sie Deutschland nicht selten schuldig blieb. Zum Beispiel brachte Polen notgedrungen immer wieder große Rebellen hervor, so Tadeusz Ko¿sciuszko, der aus enttäuschter Liebe in die entstehenden Vereinigten Staaten ging und nach seiner Rückkehr 1794 den großen Aufstand gegen die Teilungsmächte entfachte. Den Ursprüngen der Solidarno¿sc im Sommer 1980 haftet wohl ebenfalls ein Hauch von Heroismus an, der nicht allein David zum Kampf gegen Goliath beseelte, sondern auch den Danziger Elektriker Lech Walesa. Was aber geht der deutschen Geschichte so vollständig ab wie die Frage, was ein Held denn wohl sei?

Auch bei der Toleranzidee tut sich vielleicht ein Kontrast zwischen Deutschland und Polen auf, zunächst in ethnisch-nationaler Hinsicht. Das alte Polen pflegte (neben dem Lateinischen) nicht weniger als fünf Amtssprachen, und zwar Polnisch, Deutsch (im königlichen Preußen), Ostslawisch, Armenisch und Hebräisch. Besonders eindrücklich sticht die polnische Botschaft der Toleranz im Hinblick auf die Juden hervor; Krakau stieg zu einem Zentrum der jüdischen Diaspora auf. Hier hielt die Einwanderung aus Deutschland, in Gang gekommen mit den Pestpogromen seit 1349/50, noch während des sechzehnten Jahrhunderts an, weil die Reformationszeit in den jüdischen Vierteln deutscher Städte eine so blutige Spur hinterließ, wie es sie in diesem Ausmaß in Polen nicht gegeben hat.

Die Frage ist, ob man dem Gang gerade der polnischen Geschichte gerecht wird, wenn man seine Darstellung so eindeutig auf das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert konzentriert, wie es Norman Davies tut. So sympathisch sein Anliegen, die polnische Geschichte einem größeren Publikum näherzubringen, so befremdlich wirkt der Versuch, das polnische Roß von hinten aufzuzäumen und mit der kommunistischen Phase zu beginnen, so als stelle sie den archimedischen Punkt zur Erkenntnis der Geschichte Polens dar. In die Vergangenheit zurückschreitend, widmet der Verfasser der Zeit des Zweiten Weltkriegs, der Zwischenkriegszeit und dem neunzehnten Jahrhundert jeweils einzelne Kapitel. Dann durcheilt Davies Mittelalter und Frühe Neuzeit - und reduziert Stamm und Wurzel der polnischen Vergangenheit somit auf die bloße "Vorgeschichte". Wie um die Verwirrung komplett zu machen, schwenkt er abschließend wieder auf die neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts um.

Wer sich an diesem Drehwurm nicht stört, der findet eine sehr informative und noch dazu flüssig übersetzte Einleitung in die neuere Politikgeschichte Polens vor, die auf dem deutschen Buchmarkt Konkurrenz nicht zu scheuen braucht. Mit besonderer Sympathie zeichnet Davies die Rolle der Intellektuellen nach, die der polnischen Opposition auch nach 1945 Hirn und Stimme verliehen. Da das Gegeneinander von Staat und Gesellschaft vielen Polen aus der Teilungszeit recht bekannt vorkam, brachte die polnische Intelligenz immer wieder den Typus des zornigen Dickschädels hervor, "der ständig seine Sense schärft", wie es der Historiker Stefan Kieniewicz genannt hat. Diese Unbeugsamen waren auch dazu imstande, das eine oder andere Jahrzehnt im Exil zu verbringen.

Ein Stück dieser Kompromißlosigkeit schien auch die Solidarno¿sc zu verkörpern, obwohl sich ihre Werte für viele Fraktionen der polnischen Intelligenz als überaus anziehend erwiesen, angefangen mit den Katholiken bis hin zu den aufgeschlossenen Kommunisten. In mancher Hinsicht schien die Solidarno¿sc sogar einen Ausweg aus dem alten Dilemma des polnischen Patriotismus zu bieten: Rebellen wie Ko¿sciuszko hielt man vor, ihr Heroismus sei Polen teuer zu stehen gekommen; wer sich der katholischen Kirche anschloß, den traf der Vorwurf, er habe sich den Mund verbieten lassen; wer sich an den politischen Loyalismus verkaufte, litt daran, sein Land verraten zu haben, und wer überhaupt nichts unternahm und sich vor der Entscheidung drückte, galt zu Recht als feige. Die Tragik bestand nur darin, daß sich im Grunde keiner dieser vier Wege unbegrenzt lange beschreiten ließ, der Seitenwechsel also nahezu absehbar schien.

Einig war man sich jedoch im Glauben an den Primat des Geistigen - und hieran knüpfte die Solidarno¿sc geschickt an. Helden und Patrioten ließen sich sogar auf scheinbar ausweglose Unternehmungen ein, weil sie der Überzeugung waren, daß aus Opfer und Leid letztlich doch ein moralischer Sieg erwachse. Katholiken scheuten vor Politik zwar zurück, stimmten den Patrioten aber zumindest in der heimlichen Hoffnung auf eine immaterielle Belohnung bei. So gesehen, hat es wohl doch etwas für sich, wenn Davies seinen kurvenreichen Pirschgang durch die polnische Geschichte nicht etwa mit der Taufe von 966 enden läßt, sondern mit dem beantragten Eintritt Polens in die Europäische Union.

Besonders lesenswert ist das Kapitel über den Zweiten Weltkrieg. Davies, wortreichen Reflexionen gänzlich abhold, beschränkt sich auch hier auf eine nüchterne, ja ernüchternde Wiedergabe von Fakten, an denen Konzepte und Theorien zerbrechen. Von einer Gesamtbevölkerung, die 1939 etwa 35 Millionen betrug, verlor Polen mehr als sechs Millionen. Damit weist es eine Verlustrate von achtzehn Prozent auf, verglichen mit 0,9 Prozent in Großbritannien, 7,4 Prozent in Deutschland oder 11,2 Prozent in der Sowjetunion. Der Titel dieses Buchs, "Im Herzen Europas", offenbart hier einen oftmals verborgenen Sinn, geriet Polen nach 1939 doch zum Schlachtfeld Europas, ja zum neuen Golgatha. Unter der Vielzahl der während des Krieges in Polen begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde Davies zufolge später aber nur eines angemessen wahrgenommen: der Holocaust. Obwohl man jüdischen Aspekten innerhalb einer Geschichte Polens auch mehr Raum hätte widmen können, geht Davies zumindest im Rahmen des Warschauer Aufstands von 1943 näher auf die polnisch-jüdischen Beziehungen ein. Daß die jüdischen Freischärler so wenig Unterstützung erhielten, erklärt er nicht durch traditionelle Gegensätze zwischen Christen und Juden, sondern durch die kriegsbedingte Isolation zwischen den beiden Gruppen sowie durch die drakonischen deutschen Vergeltungsmaßnahmen, die Hilfeleistenden drohten.

Wer diesen Abriß der polnischen Geschichte gelesen hat, dessen Gedanken werden so manches Mal zu ihm zurückkehren. Das liegt vielleicht weniger an Davies' schnörkelloser Art, Fakten aneinanderzureihen, als an dem einzigartigen Stoff, den die polnische Geschichte liefert. Diesen ahnbar werden zu lassen ist die eigentliche Leistung des Buchs. Manchem Einwand zum Trotz muß man seinem Verfasser daher ein großes Kompliment aussprechen: Wenn Fachleute dazu da sind, einfache Dinge kompliziert zu machen, kann Davies kein Fachmann sein.

Norman Davies: "Im Herzen Europas". Geschichte Polens. Geleitwort von Bronislaw Geremek. Aus dem Englischen von Friedrich Griese. Verlag C. H. Beck, München 2000. 505 S., 30 Abb. auf Tafeln, 12 Karten, geb., 48,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2000

Das Herz von Europa
Norman Davies und seine hymnische Geschichte Polens
Heart of Europe heißt das Buch im Original – und kulturhistorisch und geistesgeschichtlich war Polen immer ein wesentlicher Bestandteil Europas, und ist es auch heute noch, mit so intensiven wie wechselhaften Beziehungen zu den westlichen, besonders den deutschen und französischen Nachbarn. Aber auch seine Jahrhunderte alten, vielfältigen Verflechtungen mit den östlichen Nachbarn haben ihm eine Art Brücken- und Vermittlerfunktion verschafft, was lange Machtausdehnung und politische Herrschaft bedeutet. Seit dem Untergang von Sowjetunion, Warschauer Pakt und Comecon, die Polen diktatorisch dem „Ostblock” einverleibt hatten, rückt Polen wieder näher an (das westliche) Europa heran, mit erfolgtem Nato-Beitritt und erwarteter Aufnahme in die EU. Die „Herz”-Metapher ist also eher diachron beschützend für die Zeit des Eisernen Vorhangs gedacht – der allerdings gerade viele findige Polen zumindest zeitweise längst nicht so hermetisch abschotten konnte wie andere Völker des Ostblocks.
Diese Metapher wird weiter verstehbar, wenn man bedenkt, dass das englische Original der vorliegenden Geschichte Polens von Norman Davies bereits 1984 erschienen ist – also konzipiert und geschrieben wurde, als die Solidaritätsbewegung begeistert aufblühte (ab August 1980) und als das Ende 1981 verhängte Kriegsrecht sie und alles andere freie Leben in Polen zumindest anfangs total erstickte. Diese Entstehungszeit mag auch die bisweilen fast hymnische Polonophilie des Verfassers erklären. „Angeschlagen aber ungebeugt”, heißt es für die Zeit nach 1990 sympathetisch, „warf die polnische Nation ihre Fesseln ab und suchte das gelobte Land der Freiheit und Unabhängigkeit zu genießen. ”
Der Oxforder Polen-Historiker, 1939 in Bolton (Lancashire) geboren, wurde vor allem durch sein großes zweibändiges Werk God’s Playground: a History of Poland (Oxford 1981, New York 1982) international bekannt; eine zensierte polnische Übersetzung erschien 1989, eine vollständige dann gleich 1990, begeistert rezipiert und mittlerweile auch – wie Davies nun nicht ohne Stolz mitteilt – als amtliches Lehrbuch an polnischen Schulen und Universitäten verwendet.
Für die hier vorliegende, eigenständige kürzere, „beherzte” Geschichte Polens wählte Davies eine zyklische Anordnung, die von der Anfang der achtziger Jahre für ihn zeitgenössischen Situation in die Vergangenheit zurückgeht, um dann wieder in die Volksrepublik zurückzukommen. Dies behält auch die sorgfältige Übersetzung bei, und in einem knappen Kapitel „Befreiung: 1983–1999” wurden die wichtigsten Entwicklungen bis Ende 1999 fortgeschrieben. Aktuell zu ergänzen wäre Anfang Oktober 2000 vor allem Kwasniewskis triumphale Wiederwahl als Präsident und Walesas erneute, nun katastrophale Niederlage – an Stelle des begeisternden Arbeiterführers und Gründers der Solidarnosc erneut der gewendete, so erfolgreiche wie anerkannte Vertreter der alten Nomenklatura!
Davies berücksichtigt bewusst von der frühen Geschichte Polens nur jene Aspekte, die ihm für das Verständnis der Gegenwart relevant erscheinen, und beginnt ausführlich mit den prägenden Ereignissen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Damit schafft er einen aktuellen Zugang, der den Einstieg erheblich erleichtern dürfte. Geschickt verstärkt wird dies durch seinen für deutsche Verhältnisse fast unakademisch leichten, persönlich engagierten essayistischen Stil. Hat man einmal angefangen zu lesen, legt man das faszinierende, im Grunde optimistische Buch ungern aus der Hand – Davies gelingt es mühelos, Verständnis und Sympathie für das historische Schicksal unserer Nachbarnation zu schaffen. Das macht diese deutsche Übersetzung gerade in der jetzigen Aufbruchphase, die nicht ohne negative, mancherorts genüsslich trivialisierte Nebeneffekte vor sich geht, so wertvoll und notwendig. Diese Aktualität betont auch das kritisch abwägende Geleitwort des Historikers und ehemaligen polnischen Außenministers Bronislaw Geremek, der lange Jahre die Führer der „Solidarität” kundig beraten hatte.
Trotz aller Sympathie scheut sich Davies keineswegs, auch kritische Anmerkungen zu machen, so wenn er im neuen Abschlusskapitel die „unberechenbare, selbstherrliche und bisweilen kleinkarierte Art” der Präsidentschaft Lech Walesas (1990 bis 1995) oder das geringe Interesse der polnischen Kirche, deren traditionelle Bedeutung für die Konsistenz und Kontinuität der polnischen Nation kaum überbetont werden kann, an der christlichen Ökumene und am polnisch-jüdischen Dialog anmerkt. Auch die unrühmliche Rolle des katholischen, aber nicht kirchlich offiziellen Senders Radio Maryja „mit seiner unappetitlichen Mischung aus traditioneller Frömmigkeit und fremdenfeindlichen, ressentimentgeladenen Parolen” bleibt nicht unerwähnt. Andererseits vertieft er Probleme – zum Beispiel Minderheitenfragen – wenig, und seine Russophobie ist stellenweise doch etwas überzogen.
Davies beginnt mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der erzwungenen Integrierung Polens in den Sowjetblock, dem polnischen Stalinismus und Nationalkommunismus bis zum kurzen Zwischenspiel der erstaunlichen Solidaritäts-Bewegung, mit ihren rund 10 Millionen Mitgliedern, und der anfangs totalen Militärdiktatur des Generals Jaruzelski. Besonders eindrucksvoll wird seine Darstellung über die Beschreibung dieser gut bekannten Ereignisse hinaus durch die detaillierte Analyse der innenpolitischen Situation Polens – Sicherheitsorgane, Funktionsweise der Partei und ihre Beziehungen zur Sowjetunion, und vor allem das bipolar antagonistische Gesellschaftssystem mit Nomenklatura und Volk: „Polens Tragödie erweckte Emotionen, die von Zorn und Frustration bis zu Zynismus und Verzweiflung reichten . . . Auf die Frage, warum Polen solche Erniedrigungen ertragen musste, gibt es nur eine Antwort: weil die Interessen der Sowjetunion es verlangten. Der Kern der modernen Erfahrung Polens war Demütigung. ”
Die folgenden Kapitel gehen zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs, die kurze Periode der Unabhängigkeit in der Zwischenkriegszeit und in die fast anderthalb Jahrhunderte der Teilungen und der Unselbständigkeit. Einen Höhepunkt bildet das ausführliche 5. Kapitel, „Das Erbe einer alten Kultur”. Hier berichtet Davies über Autochthonität und Ethnogenese, Migrationen und Siedlerströme, Religions- und Rechtsentwicklungen, über die Suprematie der Szlachta während der Adelsrepublik mit ihren elf gewählten Königen (davon sieben Ausländer – „unter ihnen war ein Homosexueller, ein religiöser Schwärmer, ein Vielfraß, ein Vater von über 300 Kindern”), über Literatur von Kochanowski und Rej bis zu Barock und Sarmatismus, den Teilungen von 1772, 1783 und 1795 und schließlich den Traditionen und bewahrten Kulturwerten wie Ethnos und Sprache. Ein kulturhistorisch zentriertes, informativ unterhaltsames Werk eines kritischen Polonophilen, mit Abbildungen, Karten und Register vorzüglich ausgestattet.
PETER REHDER
NORMAN DAVIES: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. Aus dem Englischen von Friedrich Griese. Geleitwort von Bronislaw Geremek. C. H. Beck, München 2000. XVII, 505 S. , Abb. , 48 Mark
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Mit Bewunderung für die tiefe Kenntnis polnischer Geschichte des britischen Historikers Norman Davies lobt der ehemalige Bürgerrechtler Wolfgang Templin dessen `Geschichte Polens` von 1984, die nun in deutscher Übersetzung vorliegt. Davies, der sich in den sechziger und siebziger Jahren lange in Polen aufgehalten hat, hatt keineswegs eine Zusammenfassung seiner 1981 erschienenen 2000 Seiten umfassenden Gesamtgeschichte Polens vorgelegt, versichert Templin. Vielmehr folge der Autor dem `reizvollen Ansatz`, gegen die akademische Gewohnheit die Chronologie umzukehren, von der Befreiung 1983-1999 über das `Wunder` der Arbeiterbewegung bis zurück zur Herrschaft der Jagiellonen und der polnischen Adelsrepublik. Das Problem dieser Vorgehensweise besteht nach Templin neben ihren Vorzügen darin, dass das erste Kapitel von 1944 bis zum Winter 1981 und der Entstehung der `Solidarnosc` für den nichteingeweihten Leser `ein Parforceritt` ist. Doch `mit Weitsicht` behandele der Autor die lateinischen Traditionen im Osten Europas und die wechselvolle Geschichte Polens `als konstitutiven Teil europäischer Entwicklung`. Die Bedeutung von Davies Buch liegt für den Rezensenten `in der Hartnäckigkeit, entscheidende Linien und Motive durch die Geschichte festzuhalten` und `Moderne und Tradition immer wieder zu konfrontieren`.

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