Die Romane des portugiesischen Autors, Irrenarzts und Angola-Veteranen António Lobo Antunes bewegen sich im Spannungsfeld zweier gegensätzlicher Pole, einerseits Intensität und andererseits Erstarrung. Intensiv bis zum Zerbersten ist die Sprachkraft der Romane; intensiv ist auch ihre nie versiegende Bildkraft: Lobo Antunes setzt die Welten seiner Romane wie einen Fächer ein, einen Fächer in bunten, oft gar schrillen Farben, der vor den Augen des Lesers vibriert und ein suggestives Flimmern erzeugt. Das soll nicht heißen, daß die Einzelheiten dieser Welten verschwimmen - im Gegenteil: jedes Detail ist scharf konturiert, ist als gestochenes Einzelbild präzis umrissen und zeigt damit eben auch eine Tendenz zur Erstarrung; nur lagern sich dann unzählige dieser für sich betrachtet starren Einzelbilder übereinander und setzen sich zusammen zu einem Film, der wie ein rasanter Wort- und Bilderwirbel abläuft. António Lobo Antunes ist ein grandioser Monomane der Sprache, die sich aus seiner Feder ergießt wie ein reißender Fluß über brüllende Kaskaden. Der formale Ausdruck dieser Monomanie sind die hitzigen Monologe, aus denen alle seine Bücher komponiert sind - freilich gibt der Autor sich von Roman zu Roman mehr Mühe, diese Monologe zu polyphonen Gebilden auszubauen. Lobo Antunes hat in jedem seiner Romane wieder eine neue formale Methode entwickelt, das fruchtlose Ringen seiner Figuren um einen Einklang von Innen- und Außenwelt zum Ausdruck zu bringen. Anhand jener 16 Romane, die das erste Vierteljahrhundert seines literarischen Schaffens ausmachen, wird in dem Band "Im Irrenhaus" der Weg, den der Autor dabei gegangen ist, Schritt für Schritt nachgezeichnet.
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