Nach 'Allein unter 1,3 Milliarden' und 'Bliefe von dlüben' ist 'Im Jahr des Tigerochsen' das dritte China-Buch von Christian Y. Schmidt. Zum größten Teil beruht es auf Kolumnen, die auf der 'Wahrheit', der Satireseite der taz, erschienen sind. So geht es auch in diesem Buch ebenso komisch zu wie lehrreich. Der Autor legt Zeugnis davon ab, wie sich Seehofer in Peking zum Horst macht, begegnet chinesischen Multimillionären, deutschen Staatssekretären und dem Pekinger Fußballorakel. Zudem handelt das Buch von innovativer Scheiße, schlagenden Chinesinnen, nichtsaufenden Mongolen, chinesischen Anhängern der LOHAS-Religion, der Free Fickbildchen-Bewegung und Posern in Pekinger Freibädern. "Im Jahr des Tigerochsen" ist ein öffentliches China-Tagebuch der letzten beiden Jahre. Das ist auch der Grund, weshalb der Autor immer wieder aktuelle Vorgänge kommentiert. Dabei sieht Schmidt die Dinge meistens etwas anders als der Mainstream der deutschen Presse. Zu den gründlich überarbeiteten underweiterten Kolumnen gibt es als Bonus Infokästen und einen gewichtigen Anhang, damit das Buch am Ende seriöser wirkt, als es tatsächlich ist.Für jeden China-Reisenden ein Muss, für jeden Sinologen ein Darf und für jeden anderen ein großes Solltehaben! Christian Y. Schmidts taz-Kolumne erscheint auch 2011 weiter unter dem Titel: "Im Jahr des Hasen".
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bestens unterhalten hat sich der Sinologe Tilman Spengler bei der Lektüre von Christian Y. Schmidts Berichten aus der chinesischen Hauptstadt. Das Buch des mit seiner chinesischen Frau in Peking lebenden Autors basiert auf Kolumnen für die taz; dem Rezensenten bot es einen witzigen Blick auf das Leben im Reich der Mitte. Zutage traten für ihn eine Menge kultureller Differenzen, die ihn aber eher "zum Schmunzeln als zum Erschrecken" animierten. Dies gilt in seinen Augen allerdings nicht uneingeschränkt, denkt man etwa an die täglichen Schikanen und Bespitzelungen der Bürger in China. Dass Schmidt sowohl über Erfolge der Regierung als auch über die Verletzung von Menschenrechten berichten kann, ohne in "moralische Empörung" zu ergehen, gefällt Spengler besonders, wie er mit einem Seitenhieb auf die Solidarität für Ai Weiwei betont. Nicht ganz so glücklich ist er mit mancher "gefallsüchtigen Verkürzung", die sich Schmidt leistet, sowie mit der ausgeprägten Tendenz des Autors, sein Ich - wenn auch selbstironisch - immer wieder ins Zentrum zu rücken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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