Ille Ochs war immer "Papis Liebling". Was niemand ahnt: Ihr Vater, ein angesehenes Gemeindemitglied, missbrauchte seine Tochter sexuell. Die Krankenschwester und Pastorenfrau verdrängt die Erinnerungen, doch sie prägen ihr Verhalten und verletzen ihre Seele zunehmend. Bis sie sich durch Träume und düstere Ahnungen an die Oberfläche drängen. Doch in der schwärzesten Stunde beginnt ein Prozess der Aufarbeitung und Heilung, etwas, was Ille Ochs kaum für möglich gehalten hätte. Am Ende steht eine Begegnung mit ihrem sterbenden Vater - und die schwere Frage, was echte Vergebung bedeutet. Das Buch berührt in ehrlicher und offener Weise, ohne emotionale Grenzen zu überschreiten. Mit einem bewegenden Vorwort von Peter Strauch, dem Bruder von Ille Ochs.
Ille Ochs ist eine normale, junge Frau, aufgewachsen in einer fröhlichen, gläubigen Familie. Seltsam nur, dass sie oftmals ihre Reaktion überhaupt nicht unter Kontrolle hat, sich selbst gute Wege verbaut. Es dauert Jahre, bis ihr aufgeht, woher das kommt: Langsam kehrt Verdrängtes zurück und sie erinnert sich an ihre Kindheit - und den sexuellen Missbrauch durch ihren Vater, den "gesegneten, frommen Mann" (Vater von Peter Strauch und seiner Schwester Ille ...). Zu ihrem Mut, dieses heikle Thema öffentlich anzupacken, kann man der Autorin samt Familie nur gratulieren - bislang gibt es wenig Literatur, die über Missbrauch in der frommen Welt aufklärt. Was es bedeutet, mit solch einer seelischen Verletzung zu leben, mag man sich nicht vorstellen. Sehr behutsam und sensibel beschreibt die Autorin, die heute als Kreative Supervisorin tätig ist, ihren Heilungsprozess. Und auch ihren geistlichen Weg: vom Gefühl, von Gott im Stich gelassen worden zu sein über falsche Gottesbilder (aus Scham geboren) hin zu einer Befreiung: "Das Schönste in meiner Beziehung zu Gott ist jetzt: Ich bin vor ihm ganz echt und fühle mich bedingungslos geliebt". Gut, wenn endlich in der frommen Welt Licht an dieses Thema kommt!