Zu den Kennzeichen der systemischen Therapie gehört, dass sie die wichtigen Bezugspersonen von Hilfesuchenden mit einbezieht. Was in der Theorie einleuchtend klingt, erweist sich in der Praxis jedoch oft als hindernisreich und mühsam: Wie gewinnt man einen Vater zur Mitarbeit, ohne die pubertierende Tochter zu vergraulen? Was tun, wenn die Stiefmutter die Therapie blockiert? Wie spricht man als Therapeut mit einer Hausärztin, die das Problem in den überängstlichen Eltern sieht? Monique und Jürg Liechti-Darbellay stellen sich den Problemen, die im Mehrpersonensetting auftreten können, und unterbreiten Handlungsvorschläge zu ihrer Lösung. Sie decken gute Gründe für Widerstand auf, erläutern den Unterscheid zwischen Problem und Diagnose und arbeiten das zentrale Moment für den Erfolg eines Mehrpersonensettings heraus: die Eigenmotivation. Sie steigt im gleichen Maß, wie die Auswirkungen des beklagten Leids auf das Umfeld mit berücksichtigt werden.Von großem didaktischem Wert erweisen sich die Transkripte aus realen Therapiesitzungen. Sie illustrieren das Sammeln von Informationen und das Erarbeiten von Hypothesen über das System, führen die Mikroanalyse vor und vermitteln die angemessene Therapierhetorik , die Bewegung in die Kommunikation bringt. Einsteigern in die systemische Psychotherapie und Beratung macht das Buch Mut, Bezugspersonen in die Arbeit einzubeziehen und deren Ressourcen zu erschließen und zu nutzen. Erfahrene Therapeuten profitieren vom mosaikhaften Zusammenfließen von Theorie und Praxis.