Da ich selbst schon in Augsburg war und die Familie Fugger mich interessiert, habe ich, als sich mir die Gelegenheit bot, an einer Leserunde mit Autorenbegleitung zu „Im Labyrinth der Fugger“ teilgenommen. Die Autorin hat die Leserunde mit viel Hintergrundwissen und interessanten Kommentaren
bereichert.
Auf dem Cover ist ein Portrait der Anna Fugger abgebildet. Die Geschichte beginnt, als Anna…mehrDa ich selbst schon in Augsburg war und die Familie Fugger mich interessiert, habe ich, als sich mir die Gelegenheit bot, an einer Leserunde mit Autorenbegleitung zu „Im Labyrinth der Fugger“ teilgenommen. Die Autorin hat die Leserunde mit viel Hintergrundwissen und interessanten Kommentaren bereichert.
Auf dem Cover ist ein Portrait der Anna Fugger abgebildet. Die Geschichte beginnt, als Anna 13 Jahre alt ist. Sie lebt mit ihren Eltern und zehn Geschwistern in Augsburg. Als ihr Großvater, Anton Fugger, verstirbt, teilen sich dessen drei Söhne sein Vermögen. Aber keiner von ihnen mag so recht in die Fußstapfen des großen Kaufmanns und Bankiers treten. Christoph Fugger, Annas Onkel, will einen möglichst großen Anteil des Vermögens an sich bringen und heckt einen Plan aus: Seine Nichten und Neffen sollen in Klöstern verschwinden. Bei der Verwirklichung hilft ihm der Jesuit Canisius, dem jedes Mittel recht zu sein scheint. Anna und ihre Geschwister sind ihm ausgeliefert, als er die Mutter vom katholischen Glauben überzeugen kann. Aber Anna lässt sich nicht willenlos wegsperren, sie wehrt sich. Der Preis, den sie dafür bezahlen muss, ist jedoch hoch.
Rebecca Abe hat einen sehr gut recherchierten historischen Roman verfasst, der die Grausamkeiten der damaligen Zeit nicht vertuscht, sondern mit aller Deutlichkeit zeigt. Verbrechen werden, auch im Namen der Kirche, begangen, ohne dass es jemanden gestört hätte. Petrus Canisius, der tatsächlich gelebt hat, geht förmlich über Leichen, um seine Ziele zu erreichen. Einige der Figuren haben tatsächlich gelebt. Aus deren Lebensläufen hat die Autorin ihre Geschichte abgeleitet. In einem Nachwort erklärt sie, was der Wahrheit entspricht und was ihrer Fantasie entsprungen ist.
Hauptsächlich behandelt die Geschichte das Leben der Anna Fugger. Aber auch ihre Familie wird zum Teil sehr detailliert dargestellt. Von denen erregte besonders ihr Bruder Philipp Fugger, der als ältester Sohn das Erbe des Vaters antreten sollte, mein Interesse. Die Beweggründe für sein Handeln waren für mich sehr gut nachvollziehbar. Aber auch Nebenfiguren, wie der Kürschner Kellenbenz und dessen Tochter Bianka, waren mir schnell ans Herz gewachsen. Die Hauptfigur macht im Laufe ihres vierzigjährigen Lebens eine interessante Wandlung durch. Von der aufmüpfigen und wissbegierigen jungen Frau wird sie zu einer selbstbewussten Künstlerin.
Eine Karte Augsburgs zu Beginn des Buches sowie einige kleine Illustrationen hat die Autorin selbst beigesteuert. Am Ende finden sich ein Glossar, ein Personenverzeichnis sowie Quellenangaben. Ein Lesezeichen mit dem Cover des Buches rundete das Gesamtbild gekonnt ab.
Obwohl die Geschichte Annas und die Aufklärung der Intrige spannend erzählt waren, würde ich diesen Roman jedoch nicht als „Renaissance Thriller“, als der er vom Verlag angepriesen wird, bezeichnen. Aber dafür hat die Geschichte jede Menge Emotionen in mir ausgelöst: Trauer, Wut, Entsetzen und Freude. Und das macht ein gutes Buch für mich aus – es muss mich mitreißen, ich muss darin versinken können.
Fazit:
„Im Labyrinth der Fugger“ ist ein gut recherchierter historischer Roman, der das Leben im 16. Jahrhundert realistisch beschreibt und die Geschichte der Anna Jakobäa Fugger spannend erzählt.