Produktdetails
  • Verlag: Goldmann Verlag
  • ISBN-13: 9783442711871
  • ISBN-10: 3442711878
  • Artikelnr.: 21891623
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.05.2001

Europa

"Im Land der Federn. Eine kaukasische Reise" von Philip Marsden. Klett-Cotta, Stuttgart 2001. 279 Seiten. Gebunden, 42 Mark. ISBN 3-608-93689-0.

Philip Marsden ist ein Sektensucher. Von Moskau bricht er auf in Richtung Kaukasus, "den hitzköpfigen Fanatikern, den abgelegenen Rändern und der Unfaßbarkeit der ausfransenden Südgrenze" Rußlands entgegen. Die Sekten, die Marsden interessieren, gehören nämlich keineswegs neuzeitlich-esoterischen Splittergruppen an, sondern deren Gegenteil: den sogenannten Altgläubigen, die sich den Reformen des russischen Patriarchen Nikon verweigerten - das war im Jahr 1666. Eine gewisse Beharrlichkeit ist bei ihnen wohl vorauszusetzen, wenn sie bis heute standhaft geblieben sind. Marsden sucht im Süden Rußlands, in Ossetien, Georgien und Armenien. Er stößt auf faszinierende Charaktere, die mehr oder weniger abstrusen Sekten mit mehr oder weniger rationalen Weltanschauungen angehören. Das liest sich sehr kurzweilig, mit einem angenehmen Hauch Melancholie, hat aber einen Haken: Durch den Anekdotenreichtum des Buchs verschwinden die Bewohner der besuchten Regionen geradezu in einem Sammelsurium liebenswerter, kauziger Eigenbrötler. Die doch etwas differenziertere Realität der sich rasant verändernden postsowjetischen Welt gerät dabei leicht aus dem Blickfeld. (maha)

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