Ella Maillart war, neben Annemarie Schwarzenbach und Nicolas Bouvier, die bedeutendste Reiseschriftstellerin der Schweiz. Die gebürtige Genferin lebt bereits seit einigen Jahren im Bergdorf Chandolin, als sich Nepal für Touristen öffnet. Sie macht sich auf, um herausfinden, ob die Lebensgewohnheiten, die Sitten und Gebräuche der Walliser sich im Volk der Sherpa im Himalaya wiederfinden lassen. Wo sie auch hinkommt, trifft sie auf Neugier und Sympathie; sie beschreibt die Sherpas als Menschen mit viel Humor und spiritueller Hingabe, die gelassen die Entbehrungen ihres Lebens am Berg ertragen. Maillart verfasste einen anschaulichen, kurzweiligen Erlebnisbericht, mit beeindruckenden Fotos.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ella Maillarts Reisebericht aus dem Jahr 1951 hat Jochen Tremsch in mehrfacher Hinsicht berührt. Zum einen findet er ziemlich spannend, wie die Schweizer Journalistin damals als erste Westlerin überhaupt Nepal erkundete, das sich nach 130 Jahren Isolation erstmals öffnete. Es erstaunt den Rezensenten aber auch, wie warmherzig und bescheiden Maillart dabei vorgeht, wie viel Wissen, Interesse und Verständnis sie vor allem gegenüber den Sherpas aufbringt, denen ihr Hauptaugenmerk gilt. Und dass sie schließlich auch die Nepalesen mit den Wallisern vergleicht, vergnügt Temsch sogar: Der Gemeinschaftssinn und die Methoden, Käse herzustellen, ähnelten sich in beiden Ländern, lernt der Rezensent, allerdings seien die Menschen in Nepal deutlich fröhlicher und spiritueller als in der Schweiz.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2019Für die Tasche Als sich Nepal 1951 für Besucher öffnet, packte die 48-jährige Schweizerin Ella Maillart ihre Kamera ein und reiste hin. Als junge Frau hatte sie die Schweiz bei Olympischen Sommerspielen im Einhandsegeln vertreten und war in der Ski-Nationalmannschaft. Später reiste sie in den Kaukasus und in die Sowjetrepubliken Zentralasiens und durch China nach Kaschmir, durch Indien, Afghanistan, Iran und die Türkei und 1939 zusammen mit Annemarie Schwarzenbach im Auto von Genf nach Kabul. Während des Krieges zog sich die Reiseschriftstellerin in spiritueller Einkehr nach Südindien zurück.
Das Buch "Im Land der Sherpas" zeigt nun Maillarts Erlebnisse von 1951: Sie wird in den abgelegenen Dörfern bestaunt. Sie lässt sich ein, ihr Ton ist sachlich und ebendeswegen berührend. Sie reist zum See Gosainkund, beschreibt das Niegesehene und vergegenwärtigt sich, Nepal in einem "ernsten Augenblick der Geschichte" zu erleben. Und sie besucht Bodnath mit dem riesigen Stupa, heute ein vielbesuchter Ort, sie aber sieht ihn noch unentdeckt.
bfer
Ella Maillart: "Im Land der Sherpas". Aus dem Französischen von A. Springler. Nachwort von Felicitas Hoppe. Nagel und Kimche, 176 Seiten, 21 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Buch "Im Land der Sherpas" zeigt nun Maillarts Erlebnisse von 1951: Sie wird in den abgelegenen Dörfern bestaunt. Sie lässt sich ein, ihr Ton ist sachlich und ebendeswegen berührend. Sie reist zum See Gosainkund, beschreibt das Niegesehene und vergegenwärtigt sich, Nepal in einem "ernsten Augenblick der Geschichte" zu erleben. Und sie besucht Bodnath mit dem riesigen Stupa, heute ein vielbesuchter Ort, sie aber sieht ihn noch unentdeckt.
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Ella Maillart: "Im Land der Sherpas". Aus dem Französischen von A. Springler. Nachwort von Felicitas Hoppe. Nagel und Kimche, 176 Seiten, 21 Euro
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