Das Kaiserreich Sova erschien einst unbezwingbar. Unzählige Eroberungsfeldzüge dehnten die Grenzen des Reiches immer weiter aus und erweiterten das Reich sowohl wirtschaftlich als auch kulturell um neue Facetten. Für Ordnung sorgen gleichermaßen respektierte wie gefürchtete umherziehende Richter
die, ausgestattet mit kaiserlicher Autorität und magischen Fähigkeiten, Recht sprechen und…mehrDas Kaiserreich Sova erschien einst unbezwingbar. Unzählige Eroberungsfeldzüge dehnten die Grenzen des Reiches immer weiter aus und erweiterten das Reich sowohl wirtschaftlich als auch kulturell um neue Facetten. Für Ordnung sorgen gleichermaßen respektierte wie gefürchtete umherziehende Richter die, ausgestattet mit kaiserlicher Autorität und magischen Fähigkeiten, Recht sprechen und vollziehen.
Richter Konrad Vonvalt bereist zusammen mit seiner Schreiberin Helena und seinem Vollstrecker Bressinger die jüngsten Außenbezirke des Reiches. Als sie in der Handelsstadt Galetal den Mord an einer Adligen untersuchen, ahnen sie noch nicht, dass sie einer Verschwörung auf der Spur sind, die das kaiserliche Reich bis an seine Grundfesten erschüttern soll …
Richard Swan entwirft mit dem Kaiserreich Sova eine düstere und dreckige Welt, die sich verschiedenster europäischer Epochen und Kulturkreise bedient. Die Handlung konzentriert sich auf die Außenbezirke des Kaiserreichs und dort zeigen sich die neuen Reichsbürger nicht gerade begeistert ob ihres neuen Status: Zwar profitieren sie wirtschaftlich von neuen Handelsrouten und dem stabilen Rechtssystem, doch längst nicht alle Bürger können am neuen Wohlstand teilhaben. Für zusätzliche Spannungen sorgen religiöse Fundamentalisten, die in den eroberten Gebieten die sovanische Staatsreligion mit Gewalt durchsetzen und die letzten Reste kultureller Identität beseitigen wollen.
Was mich persönlich am meisten überrascht hat, war die Wahl der Erzählperspektive. Wir erleben die Geschichte nämlich aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Helena. Diese hat sich im gehobenen Alter dazu entschlossen, ihre Geschichte zu erzählen, und so erfahren wir bereits gleich zu Beginn, dass das Kaiserreich Sova letzten Endes untergehen wird. Der Einstieg erweist sich dabei als Herausforderung. Wir werden mit unzähligen Informationen zur Welt, dem allgegenwärtigen Justizsystem und den Protagonisten bombardiert und müssen diese erst einmal verarbeiten. Hinzu kommt, dass Swan zu einem langen, mit vielen Nebensätzen garnierten Satzbau neigt und auch in seinen Dialogen nur selten davon abweicht.
Haben wir uns dann aber mit der Welt und dem Erzählstil vertraut gemacht, dann erwartet uns im Grunde ein spannender Justiz-Krimi. In Swans Welt vereinen Richter nämlich die Rollen von Polizei, Staatsanwalt und Richter in einer Person und so begleiten wir Helena und Konrad bei ihren Ermittlungen hinsichtlich des oben erwähnten Mordfalles.
Die Ermittlungen machen einen nicht unerheblichen Teil des Romans aus und Richard Swan versteht es, den Fall mit zahlreichen Wendungen abwechslungsreich und spannend zu gestalten. Freunde der Justiz werden sich zudem an Prozessvorbereitungen und nächtelangen Recherchen erfreuen – aber keine Angst, nur in homöopathischen Dosen. Gewalt und Action sind dabei durchaus Bestandteile der Handlung, allerdings verwendet der Autor diese nur in wenigen Spitzen – dann allerdings auch mit voller Wucht.
Für den Roman erweist es sich dabei als Glücksgriff, dass er aus der Perspektive der jungen Helena erzählt wird. Diese Entscheidung gibt uns nämlich die Gelegenheit, einen Blick zwischen die verschiedenen Lager des Romans zu werfen: Ist das sovanische System überhaupt so gerecht, wie es sich für Konrad darstellt?
Ihre Reaktionen mögen dabei stellenweise zu emotional erscheinen, aber wer würde angesichts ihrer Hintergrundgeschichte nicht so oder so ähnlich reagieren? Hinzu kommt, dass sie im Gegensatz zu Konrad zu vielen Fehltritten neigt, die sie in spannende Situationen versetzen.
Konrad Vonvalt, die treibende Kraft des Romans, verkörpert nämlich eine Figur, die erst in der zweiten Hälfte des Romans unser Interesse weckt. Er erinnert an eine Mischung aus Judge Dredd und den Hexer Geralt und scheint somit prädestiniert zu sein für viele actionreiche Szenen. Diese sind jedoch aufgrund seines streng gesetzestreuen Charakters eher spärlich gesät und so würden wir uns wohl langweilen, wenn wir mit Vonvalt stundenlang Protokolle wälzen und Gerichtsverfahren vorbereiten. Wie zerbrechlich sein Schutzschild ist, zeigt sich erst später: Ist er dazu in der Lage, die Gesetze zu brechen, die er seit Jahrzehnten eisern verteidigt, um das Reich zu retten? Und wenn ja, was macht das dann mit ihm?
Weniger gelungen sind die Antagonisten. Dass es letztlich um religiöse Verstrickungen und das Streben nach Macht geht – geschenkt. Das haben wir zwar tausendmal gelesen, aber in der Realität läuft das auch nicht anders. Dann erwarte ich allerdings auch besser ausgearbeitete Gegenspieler und nicht einfach das Klischee eines fanatischen Priesters.
Fazit:
Im Namen des Wolfes von Richard Swan wird den hohen Erwartungen (glücklicherweise) mehr als nur gerecht. Der Roman überzeugt durch eine packende Handlung mit starkem Justiz-Krimi-Einschlag, interessante Charaktere und eine faszinierende Hintergrundwelt - einzig die Ausarbeitung der Antagonisten ist noch ausbaufähig. Für mich bereits jetzt das Highlight des Jahres!