Ein Kerl – hart wie Stahl
Wieder mal ist Ben versumpft, der Alkohol lässt ihn nicht los und nun hat er auch noch sein Handy verloren. War es in der Kneipe, als ihn einer angerempelt hat – vielleicht mit der Absicht, um sein Telefon mitgehen zu lassen? Er kann sich nicht erinnern. Nun, er
hat eh genug intus, wankt heimwärts und ist grad noch so in der Lage, seine Cloud zu öffnen. Was er da…mehrEin Kerl – hart wie Stahl
Wieder mal ist Ben versumpft, der Alkohol lässt ihn nicht los und nun hat er auch noch sein Handy verloren. War es in der Kneipe, als ihn einer angerempelt hat – vielleicht mit der Absicht, um sein Telefon mitgehen zu lassen? Er kann sich nicht erinnern. Nun, er hat eh genug intus, wankt heimwärts und ist grad noch so in der Lage, seine Cloud zu öffnen. Was er da sieht, verschlägt ihm die Sprache. Zuvor, noch in der Kneipe, denkt Ben nicht das erste Mal zurück an eine Szene auf einem Dach, als er Karl von dem Versuch, nach unten zu springen, abhalten will. Was ihm aber nicht gelingt.
„Enthält Szenen mit Folter und sexueller Gewalt.“ Diese Triggerwarnung lese ich, bevor ich mich in dem „Netz des Mörders“ verfange. Denn es gehört schon eine gehörige Portion Abgebrühtheit dazu, diese extremen Szenen auszuhalten. Es geht unbarmherzig, ja brutal zur Sache.
Kriminalkommissar Ben Kollang scheint ins Fadenkreuz eines Killers geraten zu sein, der vor nichts zurückschreckt. Eine gute Freundin von ihm verschwindet, in seiner Cloud sind verstörende Aufnahmen von einem gefesselten Opfer zu sehen, auf seiner Fußmatte findet er zu Tode gequälte Tiere, seine Wohnungstür ist offen, obwohl er weiß, dass er diese zugesperrt hat. Noch mehr Anzeichen sprechen dafür, dass er verfolgt und genauesten beobachtet wird.
Ben ist hart im Nehmen, auch scheint er ständig auf Krawall gebürstet zu sein. Trotzdem er ein guter Polizist ist, zieht er sein eigenes Ding durch. Nicht mal ein durchaus tragischer Unfall hält ihn davon ab, aufzustehen und weiterzumachen und selbst eine drohende Suspendierung nimmt er nicht ernst. Er ist ein Mann der Tat. Man kennt seine Vorgeschichte, auch bekommt man Einblick in sein Seelenleben, er hat durchaus einen weichen Kern, der sich zuweilen gut hinter seiner harten Schale versteckt.
Nicky DeMelly hat rund um ihren Hauptakteur eine packende Story verfasst, die es in sich hat. Nicht nur einmal habe ich mich gefragt, wie es Ben immer wieder gelingt, sich aufzurappeln. Gut, ein Thriller darf überzeichnen und doch war es ab und an ein Zuviel des Heldentums. Dennoch folge ich gespannt dem Geschehen, habe so gar keine Ahnung, wer hinter diesen perfiden Machenschaften stecken könnte. Und bin ob der Auflösung so verblüfft wie fassungslos. Der Autorin ist ein wendungsreicher Thriller gelungen, der tief in menschliche Abgründe blicken lässt.