Das Buch nimmt seinen Ausgang bei einer Entdeckung der Künstlerin R. H. Quaytman, der beim genaueren Betrachten von Paul Klees Zeichunung 'Angelus Novus' von 1920 aufgefallen war, dass Klee das Bild auf einen Kupferstich aus dem 19. Jahrhundert kaschiert hatte, der nur kaum sichtbar ist, sodass er jahrzehntelang von seinen Besitzern - Walter Benjamin, Theodor W. Adorno und Gershom Scholem - übersehen wurde. Annie Bourneuf geht der Frage nach, warum dieses von Klee nicht ganz verborgene Blatt von Bedeutung ist, und welche künstlerischen, politischen und theologischen Konstellationen sich in diesem Bild aus dem Besitz Walter Benjamins verschränken, um zu einer völlig neuen Auslegung der berühmten Arbeit zu gelangen.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Helmut Mayer bestaunt die Präzision und Vorsicht, mit dem sich Annie Bourneuf in ihrem Buch der jüngsten Entdeckung zum Paul-Klee-Gemälde "Angelus Novus", berühmt geworden vor allem durch Walter Benjamin, widmet: Die amerikanische Künstlerin R. H. Quaytman stellte vor 10 Jahren fest, dass Klee mit dem Gemälde ein anderes Bild überklebt hatte, nämlich ein Luther-Porträt von Lucas Cranach dem Älteren, von dem hinter Klees Engel nur noch ein dunkler Rand hervorschaut, erklärt Mayer. Und wie die in Chicago lehrende Kunsthistorikerin diesen Sachverhalt gerade nicht (wie Quaytman) in "steilen Thesen", sondern sehr behutsam, mit Sinn für Details aber immer mit "Bodenhaftung" analysiert, erntet den größten Respekt des Kritikers. So könnte die bildliche Überlagerung als "Vision einer neuen Kunst" vor dem Hintergrund der alten gelesen werden, lernt Mayer, aber auch die darin aufgerufenen religiösen Beziehungen seien von Bedeutung, was wiederum eine Brücke zu Benjamins auf "interreligiöse Verständigung" abzielendes, nach dem Klee-Gemälde benanntes Zeitschriftenprojekt zulässt. Ein komplizierter Sachverhalt, in den die Autorin auch sprachlich große Klarheit bringt, lobt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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