Als Proust »Auf der Suche nach der verlorenen Zeit« und Joyce »Ulysses« schrieb, entstand auch in Finnland ein epochales Werk: In Volter Kilpis Prosa-Epos lädt der Gutsherr Alastalo die wichtigsten Männer der Schärengemeinde ein, um sie vom gemeinsamen Bau einer Dreimastbark zu überzeugen. Während mit Hingabe Pfeife geraucht und Grog getrunken wird, umkreisen die unterschiedlichen Lager einander listig in dem Versuch, die eigenen Interessen durchzusetzen. Kilpis über tausendseitiges Opus magnum spielt an einem einzigen Nachmittag und ist eine großartige Charakterstudie der Menschen, die den Kosmos der finnischen Schären im 19. Jahrhundert bevölkerten. Vor allem aber ist der Roman ein überwältigendes Sprachkunstwerk, das einen unvergleichlichen Sog entwickelt und durch Stefan Mosters Übersetzungsgroßtat endlich der deutschen Leserschaft zugänglich wird.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Aldo Keel brüllt es heraus: Volter Kilpis Roman von 1933, Teil der Schären-Trilogie, ist eine SENSATION! Der erstaunlichste Roman des Jahres! Für Keel liegt das an einer Wahnsinnssprache und der verrückten Idee, sechs Stunden erzählte Zeit auf über 1000 Seiten auszubreiten. Worum geht es? Um eine Vertragsunterzeichnung, mit der rund zwei Dutzend finnische Bauernkapitäne 1864 den Bau eines Handelsschiffes besiegeln wollen. Das eigentliche Geschehen findet laut Keel aber in der Innenwelt der Akteure statt und setzt sich zusammen aus den dort hausenden Konflikten und Erinnerungen. Die reiche Bildlichkeit und ein Wortschatz, der Shakespeare neidisch machen würde, hauen den Rezensenten schlicht um. Dem Übersetzer würde Keel einen Kranz flechten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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