Der Kritiker Björn Hayer fragte in einer Rezension von Safak Sariçiçeks 2019 erschienenem Lyrikband Kometen, Kometen: "Wer spricht hier? Gewiss ein Poet, der sich vollmundig in die Tradition der hohen Dichterpriester wie Hölderlin, George und Rilke samt deren Hang zu prophetischem Überschwang stellt. [...]. Spricht hier ein Nostalgiker? Ja, aber mit Beschwingtheit und kraftvollem Funkenschlag!"Mit Aplomb treten auch die Gedichte auf, die Im Sandmoor ein Android versammelt. Bemerkenswert ist ein Zyklus, der die Heidelberger Sammlung Prinzhorn - ein Museum für Kunstwerke aus psychiatrischen Kliniken - reflektiert und in kraftvolle Sprachbilder übersetzt. Überhaupt geht es in Sariçiçeks Lyrik oft um Objekte, um Exponate. Kaum ein Gedicht ohne Auftritt lebender oder fossiler Pflanzen und Tiere. Dies alles gerät jedoch nicht zum Panoptikum, sondern ist immer auf das ambivalente Zusammenspiel mit denen bezogen, die es in der Hand haben, die Erde weiterexistieren oder untergehen zu lassen. Da, wo es um das Agieren der Menschen untereinander geht, wird ein tiefer Humanismus deutlich - und ein verhaltener Optimismus, dass es Homo sapiens gelingen wird, seine selbstzerstörerischen Kräfte ins Positive zu wenden.