Tom Holland erzählt den erstaunlichen Aufstieg der Araber im 7. und 8. Jahrhundert n. Chr. zu einer imperialen Macht. Mit stilistischer Brillanz und mit historischem Scharfsinn schildert er die ungeheure Dynamik, mit der der Islam in religiös-politischen Konflikten mit Juden und Christen die antike Welt von Grund auf veränderte.
Niemand ahnte um die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert, dass die Araber eine weltgeschichtliche Revolution herbeiführen würden. Ausgehend von den legendenumrankten Lebensbeschreibungen des Propheten, schildert der Autor das politische Wirken Mohammeds und der Kalifen bis zur Gründung Bagdads im Jahre 762. Im Zentrum stehen die geistig-politischen Umwälzungen und die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Großmächten der damaligen Zeit. Zugleich spürt er den tiefer liegenden Gründen nach, warum und wie Mohammeds Offenbarungen in einem abgelegenen Winkel der damaligen Welt und seine unbedingte Forderung nach einer Unterwerfung unter Allah der menschlichen Zivilisation ein neues Gesicht gaben.
Niemand ahnte um die Wende vom 6. zum 7. Jahrhundert, dass die Araber eine weltgeschichtliche Revolution herbeiführen würden. Ausgehend von den legendenumrankten Lebensbeschreibungen des Propheten, schildert der Autor das politische Wirken Mohammeds und der Kalifen bis zur Gründung Bagdads im Jahre 762. Im Zentrum stehen die geistig-politischen Umwälzungen und die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Großmächten der damaligen Zeit. Zugleich spürt er den tiefer liegenden Gründen nach, warum und wie Mohammeds Offenbarungen in einem abgelegenen Winkel der damaligen Welt und seine unbedingte Forderung nach einer Unterwerfung unter Allah der menschlichen Zivilisation ein neues Gesicht gaben.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2012Wie der Himmel Mohammeds auf die Erde kam
Vom Aufstieg einer Weltmacht: Tom Holland sucht nach der historischen Wahrheit hinter den Erzählungen vom Ursprung des Islam.
Von Andreas Kilb
Im Jahr 679 besucht der westfränkische Kleriker Arculf die heiligen Stätten in Jerusalem. Seit mehr als vierzig Jahren wird die Stadt von den arabischen Eroberern regiert, aber die Monumente des Christentums, allen voran die Grabeskirche Konstantins, stehen noch in altem Glanz da. Auch die Münzen tragen christliches Gepräge, und die Reisedokumente sind auf Griechisch verfasst. Nur auf dem ehemals brachliegenden Tempelberg regt sich neues religiöses Leben. Die "Sarazenen", berichtet Arculf, hätten dort "ein viereckiges Gebetshaus" errichtet. Allerdings sei der Bau "ziemlich grob" geraten: "einfache Bretter senkrecht aufgestellt, und große Querbalken darübergelegt". Man kann sich freundlichere Urteile über die Architektur des frühen Islam vorstellen.
Für den englischen Autor Tom Holland aber ist Arculfs Reisebericht von unschätzbarem Wert. Denn er fällt genau in die Epoche, von der Holland in seiner Studie über Mohammed und die Ursprünge des Islam erzählen will, die Zeit, in der sich das Bekenntnis der Muslime von einer Stammes- zur Weltreligion wandelte. Und er fasst zugleich metaphorisch knapp zusammen, was Holland auf gut vierhundert Seiten erläutert: dass der Islam auf den Scherben und Brachflächen dreier anderer, älterer Religionen, der jüdischen, christlichen und zoroastrischen, emporwuchs; und dass die Bretter und Balken, die seine historische Überlieferung stützen, wissenschaftlich gesehen aus ziemlich grobem, teilweise gar faulem Holz bestehen.
Letzteres ist unter Islam-Forschern, zumal westlicher Provenienz, seit langem bekannt. Aber für den religionsgeschichtlichen Laien gibt es doch einiges zum Staunen, wenn er etwa bei Holland liest, dass der Name der Stadt Mekka im heiligen Buch der Muslime, dem Koran, nur ein einziges Mal und in außerislamischen Quellen erst mehr als hundert Jahre nach dem Tod Mohammeds auftaucht; dass der Verfasser der frühesten überlieferten Mohammed-Biographie, der im neunten Jahrhundert in Ägypten lebende Ibn Hischam, aus dem verlorenen Urtext seines Vorgängers Ibn Ischak alles getilgt haben will, was ihm "schändlich", "verletzend" oder sonstwie überflüssig erschien; oder dass von den abertausend Hadithen, den durch ebenso viele "Gewährsmänner" überlieferten Aussprüchen und Taten des Propheten, noch kein einziges einer quellenkritischen Prüfung standgehalten hat.
Wer sich in die wissenschaftliche Diskussion zu Mohammed und seinen Lehren vertiefe, der fühle sich, seufzt Holland, als wollte er "in einem Spiegelkabinett ein Trompe-l'oeil-Gemälde studieren". Ebendieses Gemälde will Holland nachzeichnen. Dass er dabei mangels ergiebiger Quellen oft zu Spekulationen greifen muss, ist ihm schmerzlich bewusst. Dennoch hält er am Ziel fest, die Geschichte des Islam mit Hilfe außerislamischer Zeugnisse so zu rekonstruieren, dass sie einen "erzählerischen Verlauf", sprich: eine halbwegs plausible Dramaturgie ergibt.
Man kann dieses Buch also auf zweierlei Weisen lesen: als populärwissenschaftliche Aufbereitung des aktuellen Forschungsstands in der Islamistik und als abenteuerliche Erzählung vom Ursprung des arabischen Weltreichs und seiner Religion. Wie schon in seinen Büchern über das Rom Cäsars ("Rubicon"), den griechischen Freiheitskampf gegen die Perser ("Persisches Feuer") und die Welt des Hochmittelalters ("Millennium") versucht Holland durch die Überlieferung hindurch auf den Geist der Epoche zu blicken. Dabei kommt ihm der Umstand gelegen, dass die historische und die religionswissenschaftliche Erforschung der Jahrhunderte zwischen der Taufe Konstantins des Großen und der Gründung von Bagdad bisher weitgehend isoliert nebeneinander herliefen. Holland bringt sie nun zusammen: die äußere Geschichte der Kriege zwischen dem römischen und dem persischen Großreich bis hin zu den dramatischen Entscheidungen des siebten Jahrhunderts - und die innere Geschichte des Ringens der Erlösungsreligionen und ihrer Priester, der Bischöfe, Rabbis und Mowbeds, um die Herzen der Gläubigen und die Alleinherrschaft im Reich der Transzendenz.
Aus beidem, aus dem irdischen wie dem himmlischen Konflikt, gingen die Kräfte hervor, die sich im Islam zu revolutionärer Wirkung verbanden. Seit dem frühen sechsten Jahrhundert mussten die durch Thronwirren, Pestepidemien und Sektenwesen geschwächten Reiche der Oströmer und Perser zur Sicherung ihrer Grenzen immer stärker auf das kriegerische Potential der Araberstämme zurückgreifen. Die Quraysh, die späteren Verbündeten Mohammeds, deren Namen auf das altsyrische Wort "Qarisha", "Bund", verweist, wurden auf diese Weise vermögend; viele ihrer Mitglieder, darunter die Sippe der Umayyaden, erwarben Grundbesitz im Grenzland. Als im Vernichtungskrieg zwischen dem Kaiser Herakleios und dem Perserkönig Chosrau die Ordnung des Nahen Ostens zerfiel, verloren diese Föderaten, ähnlich den Goten und Franken im Weströmischen Reich, ihre Pfründen und wurden zur kritischen Masse zwischen den Großmächten.
Zur selben Zeit erreichte der jahrhundertealte jüdisch-christliche Glaubenskampf einen Höhepunkt. Herakleios krönte die Wiedereroberung Jerusalems mit einem Erlass zur Zwangstaufe der Juden. Es war das gleiche Jahr, in dem der Prophet Mohammed und seine früheren Gegner, darunter einige mächtige jüdische Stämme, in der Stadt Jathrib, später Medina, einen Vertrag schlossen, der sie unter einem einzigen Banner versammelte. Zwei Jahre später, im Todesjahr Mohammeds, begannen die Angriffe auf das Gebiet der Perser und Römer. Binnen zehn Jahren fielen Syrien, Palästina, Ägypten und das Zweistromland in muslimische Hand.
Aber waren die Eroberer schon "Muslime" im heutigen Sinn? Muawija beispielsweise, der erste Umayyadenkalif, betete noch auf Golgotha, ließ Kirchen wieder aufbauen und schmückte Badehäuser mit Kreuzzeichen. Erst sein Nachfolger Abd al-Malik, unter dem auch der Koran erstmals kodifiziert und Mekka mit einer prachtvollen Moschee ausgestattet wurde, schmückte den Felsendom in Jerusalem mit antichristlichen Parolen. Die Münzprägung, der Schriftverkehr und das Steuerrecht wurden unter den Umayyaden schrittweise islamisiert. Dabei untergrub der politische Erfolg des neuen Glaubens zugleich seine Exklusivität. Mit den von ihnen unterworfenen Völkern und den zahllosen Kriegsgefangenen, die auf den Sklavenmärkten des Nahen Ostens verkauft wurden, hatten sich die Araber eine Klientel ins Haus geholt, die ebenso wie sie nach Erlösung durch Allah und seinen Propheten dürstete. Und aus den theologischen Schulen der Juden und Christen im Nordirak sickerten diskursgeübte Konvertiten in die Moscheen ein, wo sie in Gestalt der Ulama, der Rechtsgelehrten, alsbald die Deutungshoheit über Religions- und Lebensfragen übernahmen. Der Islam begann als Kriegerbekenntnis, aber er wurde zur Weltmacht, weil er wie sein großer Konkurrent, das Christentum, die Sehnsüchte der Unterdrückten und Entrechteten in sich aufnahm.
An diesem schwungvollen Buch kann man im Detail manches aussetzen, besonders da, wo es seinen Schwung überzieht und die frühbyzantinische und die persisch-sassanidische Geschichte im Stil einer Seifenoper zusammenfasst. Aber der Kern von Hollands Erzählung stimmt. Er handelt davon, dass die Offenbarungen der großen Buchreligionen nicht nur vom Himmel, sondern auch aus der Erde kommen, aus dem historischen Boden und den metaphysischen Hoffnungen ihrer Entstehungszeit. Die cleveren Siegelbewahrer und Ausdeuter der heiligen Schriften, die Kirchenväter, Rabbis und Ulamas, haben das immer gewusst; aber sie haben wohlweislich sich davor gehütet, ihr Wissen der Nachwelt weiterzugeben. Die Aufgabe des Historikers liegt darin, es wieder auszugraben. Das ist Tom Holland gelungen.
Tom Holland: "Im Schatten des Schwertes". Mohammed und die Entstehung des arabischen Weltreichs.
Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012. 532 S., geb., 29,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vom Aufstieg einer Weltmacht: Tom Holland sucht nach der historischen Wahrheit hinter den Erzählungen vom Ursprung des Islam.
Von Andreas Kilb
Im Jahr 679 besucht der westfränkische Kleriker Arculf die heiligen Stätten in Jerusalem. Seit mehr als vierzig Jahren wird die Stadt von den arabischen Eroberern regiert, aber die Monumente des Christentums, allen voran die Grabeskirche Konstantins, stehen noch in altem Glanz da. Auch die Münzen tragen christliches Gepräge, und die Reisedokumente sind auf Griechisch verfasst. Nur auf dem ehemals brachliegenden Tempelberg regt sich neues religiöses Leben. Die "Sarazenen", berichtet Arculf, hätten dort "ein viereckiges Gebetshaus" errichtet. Allerdings sei der Bau "ziemlich grob" geraten: "einfache Bretter senkrecht aufgestellt, und große Querbalken darübergelegt". Man kann sich freundlichere Urteile über die Architektur des frühen Islam vorstellen.
Für den englischen Autor Tom Holland aber ist Arculfs Reisebericht von unschätzbarem Wert. Denn er fällt genau in die Epoche, von der Holland in seiner Studie über Mohammed und die Ursprünge des Islam erzählen will, die Zeit, in der sich das Bekenntnis der Muslime von einer Stammes- zur Weltreligion wandelte. Und er fasst zugleich metaphorisch knapp zusammen, was Holland auf gut vierhundert Seiten erläutert: dass der Islam auf den Scherben und Brachflächen dreier anderer, älterer Religionen, der jüdischen, christlichen und zoroastrischen, emporwuchs; und dass die Bretter und Balken, die seine historische Überlieferung stützen, wissenschaftlich gesehen aus ziemlich grobem, teilweise gar faulem Holz bestehen.
Letzteres ist unter Islam-Forschern, zumal westlicher Provenienz, seit langem bekannt. Aber für den religionsgeschichtlichen Laien gibt es doch einiges zum Staunen, wenn er etwa bei Holland liest, dass der Name der Stadt Mekka im heiligen Buch der Muslime, dem Koran, nur ein einziges Mal und in außerislamischen Quellen erst mehr als hundert Jahre nach dem Tod Mohammeds auftaucht; dass der Verfasser der frühesten überlieferten Mohammed-Biographie, der im neunten Jahrhundert in Ägypten lebende Ibn Hischam, aus dem verlorenen Urtext seines Vorgängers Ibn Ischak alles getilgt haben will, was ihm "schändlich", "verletzend" oder sonstwie überflüssig erschien; oder dass von den abertausend Hadithen, den durch ebenso viele "Gewährsmänner" überlieferten Aussprüchen und Taten des Propheten, noch kein einziges einer quellenkritischen Prüfung standgehalten hat.
Wer sich in die wissenschaftliche Diskussion zu Mohammed und seinen Lehren vertiefe, der fühle sich, seufzt Holland, als wollte er "in einem Spiegelkabinett ein Trompe-l'oeil-Gemälde studieren". Ebendieses Gemälde will Holland nachzeichnen. Dass er dabei mangels ergiebiger Quellen oft zu Spekulationen greifen muss, ist ihm schmerzlich bewusst. Dennoch hält er am Ziel fest, die Geschichte des Islam mit Hilfe außerislamischer Zeugnisse so zu rekonstruieren, dass sie einen "erzählerischen Verlauf", sprich: eine halbwegs plausible Dramaturgie ergibt.
Man kann dieses Buch also auf zweierlei Weisen lesen: als populärwissenschaftliche Aufbereitung des aktuellen Forschungsstands in der Islamistik und als abenteuerliche Erzählung vom Ursprung des arabischen Weltreichs und seiner Religion. Wie schon in seinen Büchern über das Rom Cäsars ("Rubicon"), den griechischen Freiheitskampf gegen die Perser ("Persisches Feuer") und die Welt des Hochmittelalters ("Millennium") versucht Holland durch die Überlieferung hindurch auf den Geist der Epoche zu blicken. Dabei kommt ihm der Umstand gelegen, dass die historische und die religionswissenschaftliche Erforschung der Jahrhunderte zwischen der Taufe Konstantins des Großen und der Gründung von Bagdad bisher weitgehend isoliert nebeneinander herliefen. Holland bringt sie nun zusammen: die äußere Geschichte der Kriege zwischen dem römischen und dem persischen Großreich bis hin zu den dramatischen Entscheidungen des siebten Jahrhunderts - und die innere Geschichte des Ringens der Erlösungsreligionen und ihrer Priester, der Bischöfe, Rabbis und Mowbeds, um die Herzen der Gläubigen und die Alleinherrschaft im Reich der Transzendenz.
Aus beidem, aus dem irdischen wie dem himmlischen Konflikt, gingen die Kräfte hervor, die sich im Islam zu revolutionärer Wirkung verbanden. Seit dem frühen sechsten Jahrhundert mussten die durch Thronwirren, Pestepidemien und Sektenwesen geschwächten Reiche der Oströmer und Perser zur Sicherung ihrer Grenzen immer stärker auf das kriegerische Potential der Araberstämme zurückgreifen. Die Quraysh, die späteren Verbündeten Mohammeds, deren Namen auf das altsyrische Wort "Qarisha", "Bund", verweist, wurden auf diese Weise vermögend; viele ihrer Mitglieder, darunter die Sippe der Umayyaden, erwarben Grundbesitz im Grenzland. Als im Vernichtungskrieg zwischen dem Kaiser Herakleios und dem Perserkönig Chosrau die Ordnung des Nahen Ostens zerfiel, verloren diese Föderaten, ähnlich den Goten und Franken im Weströmischen Reich, ihre Pfründen und wurden zur kritischen Masse zwischen den Großmächten.
Zur selben Zeit erreichte der jahrhundertealte jüdisch-christliche Glaubenskampf einen Höhepunkt. Herakleios krönte die Wiedereroberung Jerusalems mit einem Erlass zur Zwangstaufe der Juden. Es war das gleiche Jahr, in dem der Prophet Mohammed und seine früheren Gegner, darunter einige mächtige jüdische Stämme, in der Stadt Jathrib, später Medina, einen Vertrag schlossen, der sie unter einem einzigen Banner versammelte. Zwei Jahre später, im Todesjahr Mohammeds, begannen die Angriffe auf das Gebiet der Perser und Römer. Binnen zehn Jahren fielen Syrien, Palästina, Ägypten und das Zweistromland in muslimische Hand.
Aber waren die Eroberer schon "Muslime" im heutigen Sinn? Muawija beispielsweise, der erste Umayyadenkalif, betete noch auf Golgotha, ließ Kirchen wieder aufbauen und schmückte Badehäuser mit Kreuzzeichen. Erst sein Nachfolger Abd al-Malik, unter dem auch der Koran erstmals kodifiziert und Mekka mit einer prachtvollen Moschee ausgestattet wurde, schmückte den Felsendom in Jerusalem mit antichristlichen Parolen. Die Münzprägung, der Schriftverkehr und das Steuerrecht wurden unter den Umayyaden schrittweise islamisiert. Dabei untergrub der politische Erfolg des neuen Glaubens zugleich seine Exklusivität. Mit den von ihnen unterworfenen Völkern und den zahllosen Kriegsgefangenen, die auf den Sklavenmärkten des Nahen Ostens verkauft wurden, hatten sich die Araber eine Klientel ins Haus geholt, die ebenso wie sie nach Erlösung durch Allah und seinen Propheten dürstete. Und aus den theologischen Schulen der Juden und Christen im Nordirak sickerten diskursgeübte Konvertiten in die Moscheen ein, wo sie in Gestalt der Ulama, der Rechtsgelehrten, alsbald die Deutungshoheit über Religions- und Lebensfragen übernahmen. Der Islam begann als Kriegerbekenntnis, aber er wurde zur Weltmacht, weil er wie sein großer Konkurrent, das Christentum, die Sehnsüchte der Unterdrückten und Entrechteten in sich aufnahm.
An diesem schwungvollen Buch kann man im Detail manches aussetzen, besonders da, wo es seinen Schwung überzieht und die frühbyzantinische und die persisch-sassanidische Geschichte im Stil einer Seifenoper zusammenfasst. Aber der Kern von Hollands Erzählung stimmt. Er handelt davon, dass die Offenbarungen der großen Buchreligionen nicht nur vom Himmel, sondern auch aus der Erde kommen, aus dem historischen Boden und den metaphysischen Hoffnungen ihrer Entstehungszeit. Die cleveren Siegelbewahrer und Ausdeuter der heiligen Schriften, die Kirchenväter, Rabbis und Ulamas, haben das immer gewusst; aber sie haben wohlweislich sich davor gehütet, ihr Wissen der Nachwelt weiterzugeben. Die Aufgabe des Historikers liegt darin, es wieder auszugraben. Das ist Tom Holland gelungen.
Tom Holland: "Im Schatten des Schwertes". Mohammed und die Entstehung des arabischen Weltreichs.
Aus dem Englischen von Susanne Held. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2012. 532 S., geb., 29,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Stefan Weidner lässt kein gutes Haar an dieser Geschichte des frühen Islams. Zwar konzediert er, dass Tom Hollands Ansatz "durchaus brauchbar" sei, nicht die Geschichte einzelner Dynastien oder Königreiche in den Blick zu nehmen, sondern die großen politischen und religiösen Entwicklungen. Auch dass Holland die Herausbildung des Islams nicht auf Mohammed beschränkt, sondern auf die umayyadische und abbasidische Zeit ausdehnt, gesteht ihm Weidner als nicht falsch zu. Doch Hollands Hang zur Dramatisierung will ihm Weidner nicht durchgehen lassen, und auch nicht die Tatsache, dass er weder Arabisch spricht noch die deutsche Sekundärliteratur kennt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Extrem spannend und inhaltsreich... Die drei großen monotheistischen Weltreligionen sind alle in den Wüsten und Hochplateaus des Orients entstanden, als 'Leim' für die großen Reiche in der Region."
Antonia Rados, Buchreport Express, 7.5.2015
"Der britische Historiker Holland verknüpft die Geschichte von Weltreichen und Weltreligionen, kaisern, Propheten, Glaubenskriegern und Ketzern zu einem fulminanten Panorama, das vor allem angesichts seiner fantastischen Fremdheit überwältigt ... Zum einen erzählt er die große Revolution der macht und des Glaubens, die am Ende der Antike die Welt veränderte und wie wir sie in gelehrten Bibliotheken vielleicht nachlesen könnten. Zum anderen liefert er Antworten auf die zahlreichen Fragen, die immer noch offen sind ..."
Berthold Seewald, Die Literarische Welt, 12.01.2013
"Der Schriftsteller und Historiker Tom Holland hat eine umfassende Geschichte der Entstehung des arabischen Weltreichs geschrieben. Er führt den Leser auf eine faszinierende Reise durch die Spätantike."
Michael Thumann, Die Zeit Literatur, Oktober 2012
"Dieses schwungvolle Buch ... handelt davon, dass die Offenbarungen der großen Buchreligionen nicht nur vom Himmel, sondern auch aus der Erde kommen, aus dem historischen Boden und den metaphysischen Hoffnungen ihrer Entstehungszeit. Die cleveren Siegelbewahrer und Ausdeuter der heiligen Schriften, die Kirchenväter, Rabbis und Ulamas, haben das immer gewusst; aber sie haben wohlweislich sich davor gehütet, ihr Wissen der Nachwelt weiterzugeben. Die Aufgabe des Historikers liegt darin, es wieder auszugraben. Das ist Tom Holland gelungen."
Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012
"Holland ist ein begnadeter, um größtmögliche Anschaulichkeit bemühter Erzähler - aber auch ein akribischer Historiker mit Ausbildung in Cambridge und Oxford. Statt ums Ausmalen von Anekdoten geht es ihm ganz im Gegenteil darum, die Legenden hinwegzupusten und vorzudringen zur historischen Gestalt von Mohammed und den Ursprüngen des Islam. Sein Befund ist bestürzend: Aus zeitgenössischen Aufzeichnungen wissen wir nahezu nichts über das Leben des Propheten."
Christian Schröder, Der Tagesspiegel, 14.01.2013
"Es handelt sich um eine komplizierte, aus Quellen schwer rekonstruierbare Geschichte eines Aufstiegs, die der britische Historiker so anschaulich erzählt, dass wir im Spiegel der Vergangenheit etwas erfahren über die Ursprünge des Konflikts zwischen westlicher und islamisch geprägter Welt."
Salzburger Nachrichten, Wochenendbeilage, 23.02.2013"Wer Informationen zu den Ursprüngen des Islam und der arabischen Imperialmacht sucht, der ist bei Tom Holland bestens aufgehoben."
Julia Rienäcker, G/Geschichte, April 2013
Antonia Rados, Buchreport Express, 7.5.2015
"Der britische Historiker Holland verknüpft die Geschichte von Weltreichen und Weltreligionen, kaisern, Propheten, Glaubenskriegern und Ketzern zu einem fulminanten Panorama, das vor allem angesichts seiner fantastischen Fremdheit überwältigt ... Zum einen erzählt er die große Revolution der macht und des Glaubens, die am Ende der Antike die Welt veränderte und wie wir sie in gelehrten Bibliotheken vielleicht nachlesen könnten. Zum anderen liefert er Antworten auf die zahlreichen Fragen, die immer noch offen sind ..."
Berthold Seewald, Die Literarische Welt, 12.01.2013
"Der Schriftsteller und Historiker Tom Holland hat eine umfassende Geschichte der Entstehung des arabischen Weltreichs geschrieben. Er führt den Leser auf eine faszinierende Reise durch die Spätantike."
Michael Thumann, Die Zeit Literatur, Oktober 2012
"Dieses schwungvolle Buch ... handelt davon, dass die Offenbarungen der großen Buchreligionen nicht nur vom Himmel, sondern auch aus der Erde kommen, aus dem historischen Boden und den metaphysischen Hoffnungen ihrer Entstehungszeit. Die cleveren Siegelbewahrer und Ausdeuter der heiligen Schriften, die Kirchenväter, Rabbis und Ulamas, haben das immer gewusst; aber sie haben wohlweislich sich davor gehütet, ihr Wissen der Nachwelt weiterzugeben. Die Aufgabe des Historikers liegt darin, es wieder auszugraben. Das ist Tom Holland gelungen."
Andreas Kilb, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012
"Holland ist ein begnadeter, um größtmögliche Anschaulichkeit bemühter Erzähler - aber auch ein akribischer Historiker mit Ausbildung in Cambridge und Oxford. Statt ums Ausmalen von Anekdoten geht es ihm ganz im Gegenteil darum, die Legenden hinwegzupusten und vorzudringen zur historischen Gestalt von Mohammed und den Ursprüngen des Islam. Sein Befund ist bestürzend: Aus zeitgenössischen Aufzeichnungen wissen wir nahezu nichts über das Leben des Propheten."
Christian Schröder, Der Tagesspiegel, 14.01.2013
"Es handelt sich um eine komplizierte, aus Quellen schwer rekonstruierbare Geschichte eines Aufstiegs, die der britische Historiker so anschaulich erzählt, dass wir im Spiegel der Vergangenheit etwas erfahren über die Ursprünge des Konflikts zwischen westlicher und islamisch geprägter Welt."
Salzburger Nachrichten, Wochenendbeilage, 23.02.2013"Wer Informationen zu den Ursprüngen des Islam und der arabischen Imperialmacht sucht, der ist bei Tom Holland bestens aufgehoben."
Julia Rienäcker, G/Geschichte, April 2013