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Bestandsaufnahme und Ursachen der oft frappierenden Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung Amerikas.
Seit dem Drama des 11. September 2001 kommen die Amerikaner nicht mehr an der Einsicht vorbei, dass der Rest der Welt durchaus zwiespältig auf die »Segnungen« der weltweit exportierten amerikanischen Kultur sowie die Außenpolitik ihrer Regierung reagiert.
Mark Hertsgaard befragte weltweit Menschen unterschiedlichster Provenienz zu ihrer Meinung über Amerika. Diese fiel entschieden, aber oft ambivalent aus: sowohl bewundernd als auch kritisch, fasziniert, ja neidvoll, aber auch
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Produktbeschreibung
Bestandsaufnahme und Ursachen der oft frappierenden Unterschiede zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung Amerikas.

Seit dem Drama des 11. September 2001 kommen die Amerikaner nicht mehr an der Einsicht vorbei, dass der Rest der Welt durchaus zwiespältig auf die »Segnungen« der weltweit exportierten amerikanischen Kultur sowie die Außenpolitik ihrer Regierung reagiert.

Mark Hertsgaard befragte weltweit Menschen unterschiedlichster Provenienz zu ihrer Meinung über Amerika. Diese fiel entschieden, aber oft ambivalent aus: sowohl bewundernd als auch kritisch, fasziniert, ja neidvoll, aber auch irritiert, empört, abgestoßen.

In zehn Kapiteln zu den gängigsten Ansichten über Amerika und die Amerikaner beleuchtet Hertsgaard die amerikanischen Auffassungen von Demokratie, Presse, Reichtum, Bildung und dem sozialen Netz und sucht nach den Ursachen für die oft frappierenden Unterschiede zwischen dem, was innerhalb und außerhalb der USA gedacht wird.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.03.2003

Die Achse der Empörten
USA–Kritiker Mark Hertsgaard liest im Literaturhaus
Kritik an der eigenen Nation hat in den USA zur Zeit Konjunktur. Michael Moore führt in seinem Film „Bowling for Columbine” die paranoide Angst- und Gewaltkultur seiner waffenverliebten Landsleute vor. Moores literarische Abrechnung mit der Bush-Regierung, „Stupid White Men”, führt seit Wochen die Sachbuch-Bestsellerlisten an. Der Linguist Noam Chomsky vertritt die These, dass der Begriff „Schurkenstaat” auf die USA selbst zutrifft.
Ähnlich argumentiert der amerikanische Journalist Mark Hertsgaard in seinem Buch „Im Schatten des Sternenbanners”. Der Autor bereiste mehrere Jahre lang die Welt und befragte vom Busfahrer in Südafrika bis zum ägyptischen Ingenieur Menschen zu ihrer Sichtweise auf die USA. Hertsgaard stellte fest, dass die meisten Befragten ähnlich über die USA dächten, in einer Mischung aus „Bewunderung und Beklommenheit”. Der Schlüssel zum Verständnis dieser Ambivalenz liege in der Unterscheidung, die zwischen der Politik und der amerikanischen Kultur gemacht werde. Hertsgaard zitiert eine Spanierin, die die Musik aus Motown schätze, sich aber eine umsichtigere Regierung wünsche. Ein Kubaner kommentiert Bushs zweifelhaften Sieg der Präsidentschaftswahl: „Sie scheinen in den Vereinigten Staaten Probleme mit Ihrer Demokratie zu haben. Vielleicht sollte Kuba Ihnen beim nächsten Mal Wahlbeobachter schicken. ”
Ein Kapitel widmet Hertsgaard dem Pressesystem der USA, das er „unsere Hofberichterstattung” nennt, da die Presse überwiegend nur die Sicht der Regierung wiedergebe. Als weitere Probleme kritisiert er Ignoranz und Uniformiertheit der Amerikaner der restlichen Welt gegenüber. Im Gespräch über die aktuelle politische Lage sagte Hertsgaard: „Bush tut gerade sein Bestes, dass jeder die USA hasst. Während die Ereignisse des 11. September zu viel Solidarität mit Amerika führten, zeigen aktuelle Umfragen, dass der Beliebtheitsbonus bald aufgezehrt ist.” Die amerikanische Presse kritisierte sein Buch. „Die New York Times schrieb, es sei beschämend, böse und anti-amerikanisch.” Mark Hertsgaard liest heute um 20 Uhr im Literaturhaus. BASTIENNE MÜLLER
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.03.2003

Mist abkratzen
Mark Hertsgaards Amerika-Kritik ist zutiefst amerikanisch

In Amerika gibt es mutige Journalisten, die die Auswüchse des ungezügelten Kapitalismus beim Namen nennen, die Arroganz der Macht und der Mächtigen anprangern und auf die Existenz derer hinweisen, die im Schatten des vordergründigen Erfolges leben: die Benachteiligten, die Armen und Obdachlosen, die Einwanderer. So war es vor hundert Jahren, als die "muckrakers", die "Mistkratzer", mit ihrer Kritik an der amerikanischen Gesellschaft Furore machten und damit zugleich dem sozialkritischen Journalismus zu politischer Bedeutung verhalfen.

Das neue Buch von Mark Hertsgaard zeigt, daß diese Tradition der politischen Publizistik in Amerika lebendig geblieben ist. Sogar die Themen sind häufig die gleichen geblieben. Mit populistischem Drang geht es gegen die Exzesse des Kapitalismus, gegen die unmoralische Macht des "big money". Was damals der Industriekapitalismus rauchender Schlote und reicher Männer war, ist jetzt der globalisierte, neoliberale Kapitalismus seit den Reagan-Jahren. Die engagierten Texte der "muckrakers" wurden zu einer einflußreichen Wurzel des "Progressive Movement" am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, einer der wichtigsten Reformbewegungen in der amerikanischen Geschichte. Auch in diese Tradition ordnet sich der Journalist Mark Hertsgaard ein, eine Tradition, deren Lied am Ende immer wieder optimistisch klingt, die den übelsten Mißständen zum Trotz an den Fortschritt zum Besseren glaubt.

Hertsgaard ist in den Monaten vor und nach dem 11. September 2001 um die Welt gereist, quer durch Europa, Afrika und Asien, und fängt Amerika in den stets sehr widersprüchlichen Bildern ein, welche die Außenwahrnehmung dieses mächtigen Landes ausmachen. Er hat nicht nur in den Büros und Konzernzentralen der Hauptstädte vorgesprochen, sondern die Meinungen und Stimmungen bei den einfachen Leuten erkundet, für die Amerika Objekt des Hasses und der unerfüllten Sehnsucht zugleich ist. Schon in dieser Grundidee des Buches, die Eigenarten der Vereinigten Staaten in der Perspektive von außen einzufangen, steckt einer der Hauptvorwürfe an seine Landsleute: daß sie nämlich provinziell seien und sich für die Meinung der anderen - den "Rest der Welt", so der Untertitel des Buches - nicht interessierten.

Im Kern geht es dem Autor jedoch keineswegs um die Fremdwahrnehmung, sondern um die Realität Amerikas und seine uneingelösten Versprechen. Die einzelnen Kapitel des Buches werfen Schlaglichter auf Eigenarten und Problemzonen im Innenleben der Vereinigten Staaten. Ganz im Vordergrund stehen dabei die amerikanische Konsumgesellschaft und die Massenkultur, bei deren Behandlung Hertsgaard nicht vor den banalsten Klischees zurückscheut: das Übel der übermäßigen Automobilisierung und die Vorliebe der Amerikaner für die spritfressenden Giganten; die Zerstörung älterer Strukturen von Öffentlichkeit und Nachbarschaft in den anonymen, immer gleichen Shopping Malls an der Peripherie; und natürlich die unvermeidlichen "Fast-food-Schuppen", welche die Landschaft "verschandeln". Wie wahr - und oberflächlich. Bei dieser Form der generalisierten Kulturkritik geht der genaue Blick für die amerikanischen Besonderheiten denn auch öfter verloren; was der Autor dann aufspießt, findet man in Kanada oder Australien, Deutschland oder Dänemark gleichermaßen: das Leben in der modernen, entgrenzten Massengesellschaft der westlichen Wohlstandsdemokratien.

So liest man die einzelnen Kapitel mit unterschiedlichem Gewinn. Mit dem ernsten Zorn des Betroffenen werden die amerikanischen Medien beschrieben: die Presselandschaft und die Fernsehsender, der Druck der großen Konzerne und des Gewinninteresses, die Folgen der Reaganschen Deregulierungspolitik der achtziger Jahre. Aber ob die amerikanischen Medien deswegen ganz überwiegend unkritisch, ja unseriös sind, ob die Journalisten schreiben, was "die Mächtigen" - ein Lieblingsfeindbild von Hertsgaard - vorgeben? Hier wie an anderen Stellen ist das Buch enttäuschend, weil es die Chance vergibt, kritisch zu differenzieren. So auch im Kapitel über die Demokratie: Ganz in der Perspektive zumal der deutschen Trivialkritik an der amerikanischen Demokratie wird vor allem auf die niedrige Beteiligung an den Präsidentenwahlen hingewiesen. Daß sich Demokratie in den Vereinigten Staaten auf vielfältige Weise artikuliert und an der Basis verwurzelter ist als in den meisten europäischen Staaten, entgeht dem Autor.

Lehrreicher sind die Ausführungen über die amerikanische Klassengesellschaft, über das Dilemma der Dienstleistungsgesellschaft, die mehr hochqualifizierte Jobs geschaffen hat, als häufig unterstellt wird, aber eben auch ein Heer von Beschäftigten in einfachen Serviceberufen, die ein Leben bestenfalls am Rande des Existenzminimums gestatten. Und wichtig sind auch die Hinweise auf die Kraft der Religion im gegenwärtigen Amerika, in den vielfältigsten Formen vom zivilreligiösen Bekenntnis bis zum protestantischen Fundamentalismus. Die Religiosität Amerikas markiert in zunehmender Weise einen tiefen kulturellen Unterschied zur Säkularität Europas.

Ziemlich ärgerlich wird das Buch, wenn der Autor auf den 11. September zu sprechen kommt. Muß man aus den Terroranschlägen wirklich die Konsequenz ziehen, die kulturelle Amerikanisierung der Welt beschämend zu finden und nicht mehr ganz so viele McDonald's-Filialen zu eröffnen? Man kann dem Globalisierungsprotest durchaus Sympathisches abgewinnen, aber ihn auf diese Weise mit den Anschlägen des 11. September zu verknüpfen bedeutet eine Kapitulation vor dem Terrorismus. Kein Zufall: Hertsgaard gehört zu den Anhängern jener bizarren Verschwörungstheorien, die weismachen wollen, die Pläne der Terroristen seien Amerikas Eliten vorher bekannt gewesen, doch aus perfidem Kalkül weder öffentlich gemacht noch verhindert worden.

Letztlich bekommt Mark Hertsgaard auch die Amerikanisierung der Welt, das Vordringen der amerikanischen Kultur bis in die tiefsten Provinzen Siziliens, Ägyptens oder Südafrikas, nicht wirklich in den Griff. MTV und McDonald's halten Einzug - und schon lösen sich alte Werte und Bräuche der indigenen Kulturen auf. Anthropologen wissen längst, daß der Prozeß der kulturellen Überlagerung viel komplizierter ist. Wer eine Levis-Jeans trägt, legt noch lange nicht den Glauben seiner Vorväter ab. Aber die Rahmenhandlung des Buchs, die Reise durch die Welt und ihre Amerika-Bilder, ist ohnehin eher ein Vorwand. Im Zentrum steht eine ganz klassische amerikanische Kritik an Amerika - so amerikanisch, daß sie am Ende, wie könnte es anders sein, eine "Revolution", eine Rückkehr zu den Werten und Idealen von 1776, fordert. Trotz der häufig porösen Argumente ist das lesenswert in einer Zeit, in der sich das Wesen Amerikas aus europäischer Sicht fast ganz auf Außenpolitik und militärische Macht zu verengen scheint.

PAUL NOLTE

Mark Hertsgaard: "Im Schatten des Sternenbanners". Amerika und der Rest der Welt. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese. Carl Hanser Verlag, München, Wien 2003. 254 S., geb., 19,90 [Euro].

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"Hertsgaard fängt Amerika in den stets sehr widersprüchlichen Bildern ein, welche die Außenwahrnehmung dieses mächtigen Landes ausmachen - Im Kern geht es dem Autor jedoch keineswegs um die Fremdwahrnehmung, sondern um die Realität Amerikas und seine uneingelösten Versprechen. Schlaglichter auf Eigenarten und Problemzonen im Innenleben der Vereinigten Staaten." (Frankfurter Allgemeine Zeitung)