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Ein großer Roman über Schuld, Moral und Verantwortung Als der Rechtsanwalt Jon Baeksgaard und seine israelische Lebensgefährtin Eve Lettermann am frühen Morgen des 11. September wie Millionen andere New Yorker zur Arbeit gehen, ahnen sie nicht, in welches die Welt erschütternde Ereignis sie geraten würden. Jon ist unterwegs zu seiner ersten Begegnung mit dem muslimischen Mandanten Ifrahim Mohammed, der wegen Mordes an einem jüdischen Juwelier angeklagt ist. Eve auf dem Weg zu ihrem Büro, wo sie für eine große amerikanische Immobilienfirma arbeitet - und das sich in der 84. Etage des Südturms…mehr

Produktbeschreibung
Ein großer Roman über Schuld, Moral und Verantwortung Als der Rechtsanwalt Jon Baeksgaard und seine israelische Lebensgefährtin Eve Lettermann am frühen Morgen des 11. September wie Millionen andere New Yorker zur Arbeit gehen, ahnen sie nicht, in welches die Welt erschütternde Ereignis sie geraten würden. Jon ist unterwegs zu seiner ersten Begegnung mit dem muslimischen Mandanten Ifrahim Mohammed, der wegen Mordes an einem jüdischen Juwelier angeklagt ist. Eve auf dem Weg zu ihrem Büro, wo sie für eine große amerikanische Immobilienfirma arbeitet - und das sich in der 84. Etage des Südturms des World Trade Centers befindet ... Stig Dalager zeichnet ein beeindruckendes Bild der dunklen Atmosphäre, die in den Monaten nach dem Terrorangriff über New York liegt und darüber, wie schwierig es für die Menschen nach diesem Ereignis ist, ihr Leben zu werten und ethisch zu handeln. "Wie Don deLillo und John Updike gelingt es Dalager, dem Unbegreiflichen und Unbeschreiblichen des katastrophalen Angriffs ein Gesicht zu geben." Politiken
Autorenporträt
Stig Dalager, geb. 1952 in Frederiksberg, Dänemark. Studium der Vgl. Literaturwissenschaft in Arhus, Promotion. Redakteur, seit 1982 freier Schriftsteller. Längere Aufenthalte in Leipzig, New York und Wien. Lebt heute in Bronshoj, Kopenhagen, zwei Töchter. Gehört zu den bekanntesten Schriftstellern Dänemarks
Rezensionen
"Ein Politikthriller erster Güte in intensiver Sprache eindringlich und sensibel erzählt." (Eberhard Reimann, Neues Deutschland, 28. November 2009)

"Stig Dalager gelingt es, die bedrückende, gespenstische, unwirkliche und phasenweise groteske Lage in den Wochen nach dem 11. September, in denen Bush seinen gnadenlosen Auge-um-auge-Zahn-um-Zahn-Krieg gegen den Terror und den Patriot Act verkündet, (...) von hypnotisierender Intensität zu beschreiben." (Alexandra Hagenguth, Schwedenkrimi.de, 30. Oktober 2009)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Am 11. September des Jahrs 2001 nimmt dieser neue Thriller von Stig Dalander seinen Ausgang. Und dann geht es erst so richtig los mit der Hineinmischung mehr oder weniger aller Konflikte unserer Zeit ins Geschehen, verspricht Rezensent Tobias Heyl. Politik und Familiengeschichte werden am roten Faden eines Ehepaares zusammengeführt; die Ehefrau überlebt die Anschläge, im World Trade Center arbeitend, knapp; der Ehemann verteidigt als Anwalt einen Muslim. Immer verwickelter und figurenreicher wird von da aus offenbar das Geschehen. Ja, das könne man durchaus "haarsträubend" finden. Trotzdem aber - und ein bisschen auch deshalb - hat Dalander, versichert der Rezensent, hier einen mitreißenden Thriller verfasst, über dessen gelegentlich mangelnde Plausibilität man mit angehaltenem Atem hinweglese. Und das Verlockende an Romanen wie diesem sei ja gerade, dass man hier vom Autor Übersicht über das ganze Weltlagendurcheinander der Gegenwart geliefert bekomme. "Perfekt gemachte Unterhaltung" sei dies darum in jedem Fall.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2010

Ein Tag im September
Was Bin Ladin träumt: Stig Dalagers "Im Schattenland"

Wohl über kaum ein Ereignis der Zeitgeschichte wurde so viel geschrieben wie über den 11. September. Zu den unzähligen Dokumentationen und Reportagen ist längst auch ein wachsender Stapel an literarischen Werken hinzugekommen, in denen die Anschläge und ihre Folgen mit fiktionalen Mitteln verarbeitet werden, darunter Romane von John Updike, Don DeLillo und Jonathan Safran Foer. Bezeichnenderweise gehören zu den überzeugenderen Texten gerade jene, die sich mehr mit der mentalen Befindlichkeit in Zeiten des Terrors beschäftigen als mit dem Ereignis selbst, wie Ian McEwans "Saturday" oder Katharina Hackers "Die Habenichtse". Für literarische Wiederholungen der von der medialen Endlosschleife eingebrannten Bilder der einstürzenden Türme und mit Asche bedeckten New Yorker scheint es noch zu früh.

Dass sich Stig Dalager nun doch daran versucht, überrascht indes kaum, betrachtet man sein bisheriges Werk. Wer in seiner Autorenkarriere schon die Innensicht eines Juden im Warschauer Getto eingenommen hat ("David's Story", 1995) oder gar die Hitlers ("Zwei Tage im Juli", 2005), sollte, wenn es darum geht, die letzten Gedanken eines Terroristen im Flugzeug oder die Panik einer Angestellten im brennenden WTC zu schildern, keine Skrupel mehr entwickeln.

Immerhin gelingt es dem dänischen Autor eindrucksvoll, den Leser in das Inferno der Türme mitzunehmen. In seinem ambitionierten, durchgehend im Präsens gehaltenen Politthriller voller Perspektivwechsel arbeitet Eve Letterman in einer Maklerfirma in der sechsundachtzigsten Etage des Südturms - direkt über der zweiten Einschlagstelle. Eve hat das Glück, die einzige noch begehbare Treppe zu finden, auf der sich einige wenige aus den oberen Etagen durch das Feuer retten konnten.

Irgendwo auf der vierundsiebzigsten Etage wird sie bewusstlos und von Jon Baeksgaard mit schweren Verbrennungen gefunden, ihrem aus der Nachbarschaft herbeigeeilten Lebensgefährten. Er schafft es, Eve rechtzeitig aus dem Gebäude zu tragen, eine filmreife Leistung, wenn man bedenkt, dass zwischen erstem Einschlag und Einsturz des Südturms nur dreiundsiebzig Minuten vergingen. Baeksgaard, ein Anwalt "für aussichtslose Fälle", war schon in zwei früheren Romanen Dalagers Protagonist, zuletzt in "Das Labyrinth" (deutsch 2007), als er im Wien der Briefbomben-Ära NS-Kriegsverbrecher jagte und dabei sich und seine Familie in Lebensgefahr brachte. Mit seinem rücksichtslosen Einsatz für das Gute verkörpert Baeksgaard die moralische Zerrissenheit und Verzweiflung aufgeklärter Zeitgenossen in der globalisierten Gegenwart, eine durchaus interessante Figur.

Während Eve im Krankenhaus um ihr Leben kämpft, stürzt sich Jon, sein eigenes Trauma ignorierend, wieder in die Arbeit. In der Terrorhysterie in den Wochen nach dem Anschlag setzt er sich für einen muslimischen Mandanten ein, der einen jüdischen Juwelier ermordet haben soll, und behauptet, von einem weiteren Anschlag zu wissen. Dass Jon bereit ist, eher sein Leben und das seiner Mitarbeiter zu riskieren, als das FBI einzuschalten, lässt am Ende nicht nur die Behörden den Kopf schütteln, die den Anwalt bald mit Bushs Entweder-oder-Rhetorik unter Druck setzen. Der streckenweise spannend erzählte Plot leidet an einem dramaturgischen Fehler: Das noch ausstehende fiktive Attentat auf eine New Yorker U-Bahn-Station wirkt auf den Leser, nachdem er eben noch einmal den größten Anschlag der Geschichte miterlebt hat, zwangsläufig unbedeutender, als es diesem Vorhaben zukommen sollte. Problematischer ist freilich, das Dalager auf 330 Seiten alles zusammenrührt, was die jüngere Geschichte und die Weltgesellschaft an Konflikten hergeben, vom Vietnam-Krieg bis zum Palästina-Konflikt. Zuletzt fliegt das Paar sogar nach Israel, damit Jon auf der Westbank den letzten geflohenen Terroristen identifizieren kann, natürlich unter israelischem Geschützfeuer.

Wem das nicht reicht, für den schildert der Autor ausführlich, wie die Figuren sich in ihren Träumen in andere Personen hineinversetzten, die Spanne reicht dabei von Petrus bis Osama Bin Ladin, über den es da heißt: "Seine Knochen und Wunden schmerzen, er friert, ganz gleich, mit wie vielen Kamelhaardecken er sich zudeckt, hält die Kälte ihn gefangen und kann er nicht schlafen . . . Die Steinhöhle ist hart und leer, genauso wie die Welt in seinem Herzen." Das klingt ja fast so, wie man sich den Kerl immer vorgestellt hat.

OLIVER PFOHLMANN

Stig Dalager: "Im Schattenland". Roman. Aus dem Dänischen von Heinz Kulas und Jette Mez. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2009. 336 S., geb., 19,95 [Euro].

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