Die Flucht aus dem von Hitlers Truppen besetzten Frankreich gelang in letzter Minute. Ende Juni 1941 erreichte Anna Seghers mit ihrer Familie nach langer, hindernisreicher Schiffsreise Mexiko. Hier, in ihrem zweiten Exilland, hat sie ihren größten literarischen Erfolg errungen, die Veröffentlichung des Romans Das siebte Kreuz, hier erlitt sie aber auch den tiefsten Schmerz, als sie erfuhr, dass ihre Mutter deportiert und ermordet worden war. Dazu kam ein beinah tödlicher Unfall, der ihr viel Kraft raubte und sie für Monate aufs Krankenlager warf. Die Ankunft in der Neuen Welt sicherte Anna Seghers und vielen ihrer engen Freunde das Überleben und brachte ihnen die Begegnung mit einer für sie gänzlich neuen Kultur, einer farbenfrohen und temperamentvollen tropischen Welt. Mexiko, dessen Wappensymbole Adler, Schlange und Kaktus sind, hatte zahllosen Emigranten großzügig seine Tore geöffnet und ihnen uneingeschränkte Möglichkeiten gegeben, ihre berufliche, ihre künstlerische Arbeit fortzusetzen. In Mexiko beendete Anna Seghers ihren weltberühmten Roman Transit und schrieb die wunderbare Erzählung Der Ausflug der toten Mädchen. Auch später, als sie längst wieder in Berlin lebte, kehrte sie in ihren Erzählungen gedanklich immer wieder nach Mexiko zurück.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Wie außerordentlich wichtig das mexikanische Exil für Anna Seghers war, vor allem in künstlerischer Hinsicht, findet Wilhelm von Sternburg hier beschrieben. Ein wenig scheint ihn zu enttäuschen, dass die Autorin den politischen (und daher gefährlichen) Querelen unter den Emigranten kaum Aufmerksamkeit schenkt, gesteht aber zu, dass sie das ja schon in einem früheren Buch über Seghers Rückkehr nach Deutschland getan habe. Ansonsten finde man hier bleibende Zitate der Exilierten über den Zustand des Flüchtens - und, so der berührte Kritiker, auch sehr vieles, das Seghers Liebe zu Mexiko zeigt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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