Historienmalerei versucht, geschichtliche oder religiöse Ereignisse (auch Sagen und Legenden) im Bild festzuhalten. Ihren Ursprung hatte sie in der Renaissance, ihren Höhepunkt erreichte sie allerdings im 19. Jahrhundert, als sie wichtige Impulse vom Historismus erhielt. Heute empfinden wir die
Historienmalerei häufig als überladene und schwülstige Kunst.
Im Hirmer Verlag ist nun eine…mehrHistorienmalerei versucht, geschichtliche oder religiöse Ereignisse (auch Sagen und Legenden) im Bild festzuhalten. Ihren Ursprung hatte sie in der Renaissance, ihren Höhepunkt erreichte sie allerdings im 19. Jahrhundert, als sie wichtige Impulse vom Historismus erhielt. Heute empfinden wir die Historienmalerei häufig als überladene und schwülstige Kunst.
Im Hirmer Verlag ist nun eine umfangreiche und reich illustrierte Dokumentation zur Histo-rienmalerei des 19. Jahrhunderts in Westeuropa erschienen. Der deutsche Kunsthistoriker begibt sich darin auf eine außergewöhnliche Erkundung unter Einbeziehung der Sozial- und Politikgeschichte. Dabei fällt auf, dass die Historienmalerei heute in den westeuropäischen Ländern eine sehr unterschiedliche Beachtung erfährt. Während in Frankreich und England die Historienmaler des 19. Jahrhunderts dem Publikum nach wie vor bekannt sind, finden sie in Deutschland kaum noch Beachtung und ihre Gemälde schlummern meist in den Depots.
Historienbilder sind auch immer Geschichtsschreibung und so beleuchtet der Autor in acht chronologischen Kapiteln die Historienmalerei in diesen drei Ländern. Die französischen Historienbilder zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigen vor allem Szenen aus der französischen Revolution (z.B. „Der Tod des Marat“) oder den siegreichen General Bonaparte. Bekannte Maler waren hier u.a. Paul Delaroche oder Jacques-Louis David. In der Epoche von 1848 bis 1871 werden dann auch andere Themen bildhaft dargestellt (die Zweite Republik, Napoleon III. oder der Aufstand der Arbeiterschaft). Nach der Niederlage von 1870/71 war man dann auf der Suche nach den eigenen Wurzeln und wiederholt auf den Spuren der Antike.
In Deutschland dagegen war die Historienmalerei in der Mitte des 19. Jahrhunderts vielfach von der „Suche nach dem richtigen Kaiser“ geprägt und so findet man hier Gemälde von Barbarossa oder Friedrich dem Großen. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 widmeten sich die Künstler dem schwierigen Thema der Identifikation mit dem neuen Reich, wobei auch die Befreiungskriege von 1813 zum Symbol wurden.
Die englische Historienmalerei in diesem Zeitraum war weitgehend vom britischen Empire geprägt. Trafalgar, Waterloo oder das Imperium Romanum (als Spiegel des britischen Empire) waren beliebte Themen. Im Ausklang „Das Medium wechselt“ gibt Eberle dann einen kurzen Überblick, wie im 20. Jahrhundert die Historienmalerei durch die Fotografie abgelöst wurde.
In den zahlreichen Textbeiträgen verknüpft der Autor die kunsthistorischen Aspekte stets mit den politischen, gesellschaftlichen und sozialen Hintergründen. 242, teils großformatige oder ganzseitige, Farbabbildungen bereichern diesen Bild-Text-Band, der außerdem durch einen umfangreichen Anhang komplettiert wird. Die gewichtige (immerhin knapp 3 kg) Dokumentation hat sicher das Format eines Standardwerkes zum Thema „Historienmalerei“.