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Knappe Gedichte werfen Schlaglichter auf die städtische Komplexität. Heikle Szenarien wie auch einzelne Fundstücke stehen im Fokus. Verlorenes und Unscheinbares findet dabei seinen Platz wie auch der kopfkinogebeutelte Bewohner auf seiner täglichen Achterbahnfahrt. Henning Kreitels neuer Gedichtband erzählt vom sprichwörtlichen "stadtgehege". Illustriert mit Cyanotypien von Parkanlagen - ein blaufriedlicher Kontrast zu den urbanen Gedichten.

Produktbeschreibung
Knappe Gedichte werfen Schlaglichter auf die städtische Komplexität. Heikle Szenarien wie auch einzelne Fundstücke stehen im Fokus. Verlorenes und Unscheinbares findet dabei seinen Platz wie auch der kopfkinogebeutelte Bewohner auf seiner täglichen Achterbahnfahrt. Henning Kreitels neuer Gedichtband erzählt vom sprichwörtlichen "stadtgehege". Illustriert mit Cyanotypien von Parkanlagen - ein blaufriedlicher Kontrast zu den urbanen Gedichten.
Autorenporträt
Henning Kreitel lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Fotografie in Stuttgart und besuchte das Studio für Literatur und Theater in Tübingen. Zahlreiche Veröffentlichungen und Ausstellungen, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Photographie und im VS. Zuletzt erschien im Mitteldeutschen Verlag sein Gedichtband »Warten auf erneut« (2017)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2020

Natur gegen City-Lyrik

Kann man in zwei Metiers zugleich Meister sein? Wer es versucht, erregt unsere Neugier. Wir geben ihm Kredit, sofern er nicht zu alt und routiniert ist. Der Fotograf und Lyriker Henning Kreitel ist ein Beispiel. Er studierte in Stuttgart Fotografie und besuchte das Tübinger Studio für Literatur. Mit den Gedichten und Foto- drucken von "Im Stadtgehege" steht er bei seinem zweiten Buch.

Die Fotos im Buch sind sogenannte Cyanotypien, gedruckt in einer alten Eisenblautechnik. Ihr durchgehender Preußischblauton illuminiert die Ansichten von Berliner Parkanlagen, versteckte Plätze im Humboldthain, Görlitzer oder Treptower Park. Zu dieser Sequenz in Blau passt der Titel "auf Ruhesuche". Leider sind die schönen Cyanotypien arg klein reproduziert.

Eine ganz andere Welt hat der Lyriker Kreitel im Blick. Der Naturidylle setzt er nervöse City-Lyrik entgegen. Die Texte verzichten auf Titel, Reim und Metrum; wenn sie überhaupt an Formen erinnern, dann an Haikus. Sie führen den Leser ins "Stadtgehege". Das lyrische Ich findet sich programmatisch "angespannt / im stadtgehege / der gefahrenmacht". Wobei die Gefahr ebenso gewaltig wie ab- strakt ist. Denn das kurze Gedicht endet: "ein augenblick / entscheidet / raubtier oder beute." Die Großstadt - hier offenkundig Berlin - erscheint als geschlossener Bezirk, der von darwinistischen Gesetzen regiert wird.

In dieser Gesellschaft vollzieht sich Kommunikation als dumpfer Austausch von Bedeutungslosigkeiten: "phlegma am smartphone / mit spielgesenktem kopf / wortlos aneinander vorbei." Immerhin die Nacht ist gnädig: "im nachtschutz / kann ich am besten schreiben." Es gibt keine Ausdrucksnot, die Produktion fließt. Ihr Gesetz ist der statische Stil, die Aussparung der Verben. Das Gedicht wird Notiz. Der Mangel an Bewegung soll durch Raffung kompensiert werden. Der Autor sucht gewollt originelle Wortbildungen wie "betonkrebskleider", "graffitiherz", "knicklinienworte" oder "dröhnbelieben". Dieser Manierismus ist die Crux der Gedichte. Sie bekommen etwas Selbstbezügliches, Abweisendes. Die forcierte Sprache schiebt sich vor jene Wirklichkeit, die Kreitel in seinen Gedichten anpeilt.

HARALD HARTUNG

Henning Kreitel:

"Im Stadtgehege".

Gedichte.

Mit Cyanotypien des

Autors. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2019.

108 S., br., 12,- [Euro].

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