Jede größere Stadt hatte (oder hat) sicher einmal einen literarischen Spaziergänger, einen Flaneur, der durch die Straßen wandert, Historisches und Gegenwärtiges aufspürt, und seine Erlebnisse und Begegnungen festhält.
Der Journalist und Autor Joe Bauer (Jg. 1954) hat in zahlreichen Spaziergängen
zu Fuß oder mit der Bahn Stuttgart erkundet. Seine Aufzeichnungen erschienen zunächst unter der…mehrJede größere Stadt hatte (oder hat) sicher einmal einen literarischen Spaziergänger, einen Flaneur, der durch die Straßen wandert, Historisches und Gegenwärtiges aufspürt, und seine Erlebnisse und Begegnungen festhält.
Der Journalist und Autor Joe Bauer (Jg. 1954) hat in zahlreichen Spaziergängen zu Fuß oder mit der Bahn Stuttgart erkundet. Seine Aufzeichnungen erschienen zunächst unter der Rubrik „Joe Bauer in der Stadt“ in den „Stuttgarter Nachrichten“ und liegen nun in Buchform in der Edition TIAMAT vor. Der Verlag wirbt dabei mit einem Berliner Hinweis „Joe Bauer ist der Franz Hessel Stuttgarts“, dabei hatte die Schwabenmetropole mit Hermann Lenz (1913-1988) ebenfalls einen prominenten Spaziergänger (siehe „Stuttgart - Porträt einer Stadt“).
Doch nun zu Joe Bauer. Rund siebzig Spaziergänge hat er durch Stuttgart unternommen, durch „seine kleine Welt“. Er will kein Historiker sein, trotzdem gibt es immer wieder Informationen zur Geschichte von Stadtvierteln, Straßen oder Gebäuden. Er notiert mit der Wahrnehmung eines belesenen Flaneurs, was die Fassaden und Bürgersteige ihm erzählen. Außerdem begibt er sich auf die Spuren bekannter Persönlichkeiten der Stadt.
In erster Linie will Bauer aber den Puls der Stadt fühlen. Manchmal legt er seine Spaziergänge im Schneckentempo zurück, dann wieder mit der Stadtbahn. Er bezeichnet sich selbst als „halbwegs umtriebigen Herumtreiber“, der sich nicht zu schade ist, auch Kritik zu verteilen. Längst ist er kaum noch mit Notizbuch unterwegs sondern mit „Taschentelefon“, um Gespräche aufzuzeichnen und überall herumzustöbern. So hat er beim Spazierengehen mitunter das Gefühl, „in etwas hineingeraten zu sein“. Die Texte sind somit spaziergängerische Analysen, bei denen Bauer neben seinen Beobachtungen auch ins Philosophieren kommt … da fühlt er sich beim Spazierengehen schon mal „wie ein Walross auf dem Trockenen“. Unbedingt lesenswert!