Dieser Roman ist kein typischer Auswandererroman, wie man aktuell so viele in den Regalen des Buchhandels findet. Dieser Roman ist etwas Besonderes. Er vereint auf sehr angenehme Weise einen gut recherchierten historischen Roman, eine Familien- und eine Liebesgeschichte, die sich in den historischen
Rahmen sehr gut einfügen und durch den geschichtlichen Hintergrund beeinflusst werden. Sehr…mehrDieser Roman ist kein typischer Auswandererroman, wie man aktuell so viele in den Regalen des Buchhandels findet. Dieser Roman ist etwas Besonderes. Er vereint auf sehr angenehme Weise einen gut recherchierten historischen Roman, eine Familien- und eine Liebesgeschichte, die sich in den historischen Rahmen sehr gut einfügen und durch den geschichtlichen Hintergrund beeinflusst werden. Sehr glaubwürdig ist Josefa, die Tochter Katharinas beschrieben, ihre innere Zerrissenheit, die schließlich darin mündet, dass sie sich dem ärgsten Widersacher ihres Stiefvaters an den Hals wirft und alles um sie herum vergisst. Diese ziemlich einseitige Liebesgeschichte ist für mein Verständnis in keiner Weise kitschig. Die Historie, die von der Autorin sehr anschaulich beschrieben und vermittelt wird, dient diesem Roman nicht nur als Kulisse, sie ist das Gerüst, an dem sich die Handlung orientiert und mit der sie sich entwickelt. Dieser historische Roman enthält also alles, was von einer guten Familiensaga erwartet wird. Ich habe dadurch eine Familie kennen lernen dürfen, die mich, trotz aller Widrigkeiten und der diversen persönlichen Schwächen, die die einzelnen aufweisen (oder vielleicht gerade deshalb), sehr beeindruckte. Jede einzelne Figur ist ein Kind ihrer Zeit und hat Charakter, keine ist stereotyp oder hölzern. Alle durchlaufen eine persönliche Entwicklung. Bei der beeindruckenden Zahl von handelnden Personen gebührt der Autorin dafür ein extra dickes extra Lob.
Durch die wechselnden Perspektiven beim Erzählen lenkt Carmen Lobato den Blick des Lesers immer wieder auf die Sichtweise anderer Personen, so dass nach und nach eine Art Vertrautheit zu allen Hauptfiguren aufkommt. Neben all dem überzeugt die Autorin auch durch einen sehr angenehmen gefälligen Sprachstil. Die Handlung war nie vorausschaubar, bis zum Schluss gab es Wendungen und Ereignisse, mit denen ich so nicht gerechnet hätte. In meinem Kopf waren die Karten schon gespielt, als mich die Autorin mit ihrem Ende noch einmal völlig überraschte.
Obwohl das Buch „nur“ ein Taschenbuch ist, überzeugt es doch durch seine Aufmachung. Zusätzlich sind ein Glossar und ein umfangreiches Personenverzeichnis in dem Roman enthalten.
„Im Tal der träumenden Götter“ ist ein gelungener historischer Roman, der sich sehr positiv von der Masse der Romane dieses Genres abhebt und eine sehr schöne Liebesgeschichte und eine komplexe Familiengeschichte enthält. Er unterhält den Leser über fast 600 Seiten und wenn man das Buch aus der Hand gelegt hat, kann man mit Fug und Recht behaupten, einen Roman für Herz und Verstand gelesen zu haben.